Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention zur Verteidigung dieses internationalen Abkommens aufgerufen. Es müsse klar sein: „Die Würde und die Rechte von Menschen auf der Flucht sind unverhandelbar“, sagte Bedford-Strohm dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch). Doch immer dort, wo sich die Flüchtlingskonvention in der Umsetzung bewähren muss, gerate sie zunehmend auch selbst unter Druck.
Mehr als 82 Millionen Menschen seien weltweit vertrieben oder auf der Flucht. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Lage von Menschen auf der Flucht noch verschärft, sagte der bayerische Landesbischof und oberste Repräsentant der deutschen Protestanten. Es sei ein Gebot christlicher Nächstenliebe, Menschen, die aus ihren Heimatländern vor Krieg und Elend fliehen, nicht ihrem Elend zu überlassen. „Es liegt an uns zu zeigen, was uns die Menschenwürde und die Menschenrechte wert sind“, sagte Bedford-Strohm.
Das „Abkommen über die Rechtstellung der Flüchtlinge“ (Genfer Flüchtlingskonvention) war am 28. Juli 1951 in Genf verabschiedet worden und 1954 in Kraft getreten. Nach den Vertreibungen des Zweiten Weltkrieges und den Verfolgungen der Nationalsozialisten gewährten die Staaten den Flüchtlingen eine Reihe von Rechten, um sie in den Aufnahmeländern zu schützen.
4 Antworten
Wenn man den Menschen wirklich helfen wollen würde, sollte man zuerst dafür sorgen, das diese überhaupt nicht flüchten müssen. Man könnte z.B. die Sanktionen gegen Syrien beenden, um die Lage im vom Krieg verwüsteten Land für die Menschen zu verbessern. Stattdessen ist es dem Westen aber wichtiger Assad zu stürzen. Dafür nimmt man das Leid der Menschen dort in Kauf, ja man forciert es regelrecht, damit sich die Menschen dann gegen Assad erheben. Das diese Strategie seit Jahren nicht funktioniert, ignoriert man in seiner Verbohrtheit natürlich. Gleichzeitig vergiest man aber Krokodilstränen über das Leid dieser Menschen.
Heinrich B.-S. sollte nicht mit seiner Amtsbezeichnung benannt werden, wenn er sich politisch äußert. Das ist in meinen Augen Amtsmißbrauch, weil mancher meinet, er spräche dann „Im Namen der Christen“. – Vor der massenhaften Flucht 2015 lag die Anerkennungsquote von Asylverfahren 2014 bei etwa 2,4 %. Dieser Wert kann sich durch die Verschärfung der Situation in manchen Ländern vielleicht auf ca. 5 % verdoppelt haben. Das heißt auch: Unerfüllbare Hoffnung auf ein Verbleiben in D teils jahrelang und zu 90 % unberechtigt zu wecken, ist unmenschlich! Wir locken junge Leute, die dringend beim Aufbau ihrer Heimatländer benötigt werden, mittels Schlepper und Schiffen (Rettung in „Seenot“) nach D. Sie bilden hier ein Reservearmee für unsere Wirtschaft – etwa 12% gelangen in tatsächliche Arbeitsverhältnisse. Der große Rest wird alimentiert. Für unsere Wirtschaft? Dieses Verhalten wird bei jahrelangem Gebrauch unsererseits zur Schuld.
Die Frage ist: Was wird mit dem zurück geblieben Teil der Gesellschaft in Afrika oder Arabien, wenn der beweglichere Teil sich in Richtung Europa davon gemacht hat. Flucht vor ihren Aufgaben, ihre Länder durch eigene Aktivität mit Geduld aus dem Elend zu bringen. Unserer Unterstützung bei der Entwicklung im Herkunftsland sollte ihnen sicher sein.
Es ist richtig, die Menschen (die man hierher gelockt hat) nicht ihrem Elend zu überlassen. Christliche Nächstenliebe fordert, sich um sie zu kümmern. Sie sind heimatlos, entwurzelt, in einer fremden Kultur. Manche sind auch in Gefahr, aus Langeweile, Neid und Hoffnungslosigkeit kriminell zu werden.
Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass unberechtigte Flüchtlingsströme abebben – sonst werden wir schuldig an der Mehrheit der Flüchtlinge und an der Zukunft ihrer Heimatländer. Hatten Sie schon mal an diesen Aspekt der Flüchtlingskrise gedacht? Was unser bisheriges, teils egoistisches Verhalten mit unserem Heimatland macht, das aufzulisten erspare ich mir heute. Mit nachdenklichen Grüßen …
PS: Meine Bitte, Herr B.-S., wenn Sie sich politisch äußern: bitte als Privatperson, genauso wie ich auch. Ihre Meinung hat dadurch nicht mehr und nicht weniger Gewicht, vermeidet aber Missverständnisse. Danke.
Nein- es muss auch eine Anpassung an unsere Möglichkeiten geben. – Kirche selbst tut wenig und fordert viel vom Staat-warum?
Wir müssen uns kümmern aber auch kritische Fragen stelllen!
Eine der größten Aufgaben unserer Welt ist, gegen eine „Überhitzung“ des Weltklimas zu arbeiten. Vor Monaten zeigte eine Studie auf, dass das „2°-Ziel“ erreichbar sei, wenn in allen geeigneten Weltregionen genug Wald angepflanzt würde. Aber viele der jungen gesunden Männer, die solches leisten könnten, hängen arbeitslos in Flüchtlingslagern z.B. auf Lesbos oder in deutschen Asylbewerberzentren ‚rum.
Mir ist Bedford-Strohm bei dem, was konkret zu tun wäre, unangenehm vage, und womöglich ist das Absicht. Wäre es mit der Menschenwürde syrischer oder somalischer Geflüchteter vereinbar, wenn man ihnen eine ordentlich bezahlte Arbeitsstelle beim Bäumepflanzen in Senegal oder Burkina Faso anböte?