Der evangelische Bischof Christian Stäblein hat dazu aufgerufen, die Erinnerung an die NS-Verbrechen und ihre Opfer zukunftsfest zu machen. Es werde „darauf ankommen, dass die Erinnerung an den Nationalsozialismus ihren Weg auch ohne Zeitzeugen vom kommunikativen in unser kulturelles Gedächtnis schafft“, schreibt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Geleitwort für eine Dokumentation über eine Berliner Kirchenglocke mit NS-Symbolen. Die Dokumentation sollte am Freitagabend vorgestellt werden.
„Umso wichtiger werden Orte und Gegenstände, die die Geschichte ‚erzählen‘, auch die der Verstrickung der Kirche in das Unrecht“, betont Stäblein. Zu diesen Gegenständen gehöre auch die Glocke von 1935 aus einer Kapelle im Stadtteil Rudow, die nun abgenommen und in das Museum Neukölln überführt wurde. Die in den 30er Jahren in Apolda in Thüringen gegossene Glocke ist mit einem Reichsadler und einem Hakenkreuz versehen.
„Noch über 75 Jahre nach Ende des Naziregimes war sie zu hören, symbolisch und aus Überzeugung verschmolzen mit der nationalsozialistischen Ideologie als damals herrschender Lebenswirklichkeit vieler Christinnen und Christen“, schreibt Stäblein: „Heute stehen wir fassungslos vor der Glocke mit den Symbolen, die für Diktatur, Völkermord und Krieg stehen.“
Dass sie nun ausgestellt und kommentiert werde, mache den Bruch mit der Vergangenheit sichtbar, schreibt Stäblein: „Der Gebrauch wird beendet, dem Missbrauch gewehrt.“ Sie werde zum Lernort und könne dazu mahnen, sich gegen Nationalismus und autoritäre Bewegungen zu engagieren.