Er gilt noch immer als einer der größten Franzosen: Napoleon Bonaparte ging als Feldherr und Kaiser in die Geschichtsbücher ein. Auch die Kirchen spielten in seinen Plänen eine wichtige Rolle. Allerdings handelte es sich dabei meistens um taktische Beweggründe.
Napoleon wurde 1769 auf der Insel Korsika in kleinadeligen Verhältnissen geboren. Seine Eltern bereiteten ihn gezielt auf eine Militärlaufbahn vor. Hier konnte er erste Erfolge verzeichnen. Durch einen Staatsstreich gelangte er 1799 in Frankreich an die Macht: zunächst als Konsul, später als Kaiser der Franzosen. Er reformierte Justiz und Verwaltung und erreichte als Feldherr zeitweise die Herrschaft über weite Teile Kontinentaleuropas.
Ausgleichende Gerechtigkeit im Himmel
Nach der Niederlage gegen Russland setzte sein Niedergang ein, der auch zu seinem Sturz führte. Napoleon war kein frommer Mann, aber sein Biograf Günter Müchler und Adam Zamoyski betonten 2019 gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), dass Religion Teil seiner Familiengeschichte sei: „Religion war für ihn Klebstoff für die Gesellschaft und Schutz vor sozialen Unruhen.“ Der Glaube an die ausgleichende Gerechtigkeit im Himmel sorgte aus Napoleons Sicht dafür, dass die Menschen auf Erden große Besitzunterschiede und Armut akzeptierten.
Das friedliche Verhältnis zu Kirche und Papsttum war Napoleon wichtig, um weitere Konflikte zu vermeiden. Am 15. Juli 1801 schloss er mit der Kirche einen Staatskirchen-Vertrag ab. Mit diesem Konkordat erkannte er die römisch-katholische Religion als die „Religion der großen Mehrheit des französischen Volkes“ an – aber nicht als Staatsreligion. Der Vatikan verzichtete auf eine Entschädigung für enteigneten Kirchenbesitz. Die Priester und Bischöfe mussten der napoleonischen Regierung Treue schwören.
Der Papst wird verhaftet
Als Napoleon am 2. Dezember 1804 zum Kaiser gekrönt wurde, erschien auch Papst Pius VII. Das Einvernehmen mit der Kirche hielt allerdings nur kurz. Napoleon wollte die Häfen des Kirchenstaats für seinen Krieg gegen England nutzen. Als der Papst sich weigerte, besetzte der Kaiser Ende 1807 Rom.
Pius exkommunizierte Napoleon daraufhin und wurde anschließend selbst verhaftet. Der Machtkampf dauerte bis Anfang 1814, als der Papst nach Napoleons Niederlage viele seiner Reformen wieder aufhob. In Deutschland wurden zwei Kurfürstentümer, neun Reichsbistümer und 44 Reichsabteien aufgelöst. Entschädigungszahlungen erhalten die Kirchen noch heute.
Mit der größten Armee nach Russland
1807 befand sich fast ganz Kontinentaleuropa unter direkter oder indirekter Kontrolle Napoleons. Napoleon selbst trat als Despot auf und duldete kaum Widersprüche gegen seine Expansionspolitik. Mit der bis dahin größten Armee Europas wollte er Russland erobern – und scheiterte endgültig in der Schlacht an der Beresina.
Die Niederlage leitete seinen Niedergang ein. Der Machthaber wurde nach Elba vebannt. Napoleon bemühte sich von dort aus, noch einmal die Macht an sich zu reißen. Dabei erlitt er am 18. Juni 1815 nahe dem belgischen Ort Waterloo eine Niederlage, die bis heute sprichwörtlich ist und faktisch das Ende seiner Herrschaft bedeutete.
In der Verbannung auf St. Helena schrieb Napoleon seine Memoiren. Aus dieser Zeit stammt auch sein Zitat, dass „Jesus Christus mehr war als ein Mensch“. Napoleon war von dessen Feuer beeindruckt und suchte in der Geschichte vergeblich etwas, „das Jesus gleich ist oder dem Evangelium nahe kommt“. Gegründet auf Liebe und ohne Waffengewalt habe Jesus über die Jahrtausende, über Völker und Kulturen gesiegt.
Namensgeber für kleinwüchsige Menschen
Auf St. Helena starb er am 5. Mai 1821 mit 52 Jahren. Fast zwanzig Jahre später wurde sein Leichnam exhumiert, nach Frankreich gebracht und im Pariser Invalidendom beigesetzt. Der Feldherr hatte etliche eheliche und uneheliche Kinder. Wegen seiner Körpergröße wurde er zum Sinnbild für den wissenschaftlichen Begriff „Napoleon-Komplex“. Er beschreibt den Minderwertigkeitskomplex kleingewachsener Männer. Napoleon zählt mit mehr als 300 Spielfilmen oder TV-Produktionen zu den historischen Persönlichkeiten, die am häufigsten in Filmen zu sehen sind.
Von Johannes Blöcher-Weil und Martin Schlorke
2 Antworten
Eine sehr gute Kurzfassung der Beschreibung einer großen Zeit!
Napoleon verdanken ich und meine neue Frau dass wir keinen Ehesegen bekommen können. Zum Standesamt können wir nicht. In unsere Kirche dürfen wir nicht. Und das nach 15 Jahren Trauer über den ersten Partner und nach 60 Jahren Ehrenamt.