Abstimmen mit den Füßen: ZDF-Sendung über Pro und Kontra von Abtreibungen

Ist Abtreibung ein Grundrecht der Frau? Über diese Frage diskutieren in erfrischend neuer Art in der ZDF-Sendung „13 Fragen“ mehrere Gäste. Sie stehen dabei auf einem Abstimmungsfeld, auf dem sie permanent Zustimmung oder Ablehnung der anderen Position gegenüber signalisieren.
Von Jörn Schumacher

Die Frage „Ist Abtreibung ein Grundrecht?“ hat die ZDF-Talk-Sendung „13 Fragen“ zum Thema gemacht. Sie ist im YouTube-Kanal von „ZDFheute“ sowie in der ZDF-Mediathek zu sehen. Die Moderatorin Salwa Houmsi hat jeweils drei Gäste eingeladen, die entweder für oder gegen Abtreibung argumentieren. Die Diskutanten stehen während der gesamten Sendung auf einem großen Abstimmungsfeld, auf dem sie durch einen Schritt nach vorne oder hinten signalisieren können, ob sie einer aufgestellten These zustimmen oder nicht. Am Ende stehen möglichst viele Teilnehmer bestenfalls auf dem „Kompromissfeld“.

Die Mode-Bloggerin Masha Sedgwick ist der Überzeugung, dass die Gründe einer Frau für eine Abtreibung keine Rolle spielen sollten. „Ich sollte selbstbestimmt entscheiden können, ob ich mich dazu befähigt fühle, eine Mutter zu werden.“ Die Influencerin hat selbst bereits eine Abtreibung hinter sich.

Cornelia Kaminski, Vorsitzende von „Lebensrecht für alle e.V.“, spricht bei Abtreibung bewusst explizit vom „Töten“ und ist der Meinung: „Töten ist immer ein Akt der Gewalt, und bei einer Abtreibung stirbt ein ungeborenes Kind.“

Die Frauenärztin Bettina Gaber spricht daraufhin die Frage an, wo das Leben des Kindes überhaupt anfängt. „Abtreibung sollte ein Grundrecht sein, weil es sonst das Selbstbestimmungsrecht der Frau verletzt“, ist Gaber überzeugt.

Kaminski antwortet, laut der Wissenschaft sei der Beginn des Lebens zu dem Zeitpunkt, wo Ei und Samenzelle miteinander verschmelzen. „Die schwangere Mutter ist die stärkere, das ungeborene Kind ist der schwächere. Die Aufgabe des Staates ist es, den Schwächeren zu schützen. Auf die Frage, wann das Leben des Kindes beginnt, sagt die Abtreibungsärztin Gaber: „Für mich beginnt das Leben in dem Augenblick, wo das Kind den Leib der Mutter verlässt.“

Gesellschaft ist mütter-feindlich

Die Psychologin und Podcasterin Sabina Scherer betont, dass die Gesellschaft sehr häufig alleinerziehende Frauen im Stich lasse. Und das sei ein wichtiger Grund für Abtreibungen. Dieser These stimmten alle drei „Pro“-Anhänger zu. „Unsere Gesellschaft ist nicht mütterfreundlich, und die Verantwortung wird hier auf die Frau abgewälzt.“ Sie ist wie Kaminski der Überzeugung, dass es kein Recht darauf geben kann, ein Leben zu beenden. „Abtreibung kann nicht zu einem Grundrecht werden, denn ohne das Recht auf Leben sind alle anderen Rechte obsolet.“

Scherer betont, sie selbst sei gläubig, ebenso wie viele Lebensschützer. „Doch der Glaube ist nicht allein die Grundlage meiner Haltung.“ Lebensschutz fuße auf einer „konsistenten und kohärenten Ethik“, die auch ohne Glaube und auf humanistischen Werten funktioniere. „In allen anderen Fällen ist es klar, dass das Selbstbestimmungsrecht da endet, wo das Lebensrecht des anderen beginnt.“

Michael Kiworr, Gynäkologe und Autor, ist der Meinung, eine Frau in Schwierigkeiten, die über eine Abtreibung nachdenkt, sei oftmals nicht so allein, wie sie meint. „Und wenn ein Kind erst einmal da ist, schlägt vieles um in Unterstützung.“ Der Arzt wünscht sich nach eigener Aussage mehr „Faszination für das ungeborene Leben des Kindes“. Zugleich sollte bekannter werden, „wie brutal und grausam“ eine Abtreibung ist.

Kerim Kakmaci hatte sich mit seiner Freundin vor einigen Jahren dazu entschlossen, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Das Paar sei damals Mitte 20 gewesen, so Kakmaci. „Als ich in der Praxis saß, als die Abtreibung vorgenommen wurde, wusste ich, es war die falsche Entscheidung. In dem Moment wurde mir etwas herausgerissen, und das war mein Kind.“ Kakmaci spricht von einer „seelischen Traumatisierung“ durch die Abtreibung.

Die Abtreibungsgegnerin Kaminski sieht ein großes Problem im Frauenbild in der modernen Gesellschaft. „Den Frauen wird ein bestimmtes Frauenbild übergestülpt. Sie müssen bestimmte Erwartungen erfüllen. Kinder passen dann in diese Lebensplanung häufig gar nicht mehr hinein.“ Von einer Frau werde zuerst erwartet, eine Ausbildung zu machen, einen Beruf zu ergreifen und Karriere zu machen. „Kinder kommen irgendwann ganz am Schluss. Uns gelingt es immer weniger, zu sagen: Dass Frauen ein Kind bekommen, ist das Normalste von der Welt.“

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5 Antworten

  1. Danke für den Bericht mit diesen wichtigen Informatioen zur Grausamkeit und Unmenschlichkeit von Abtreibungen.

    Das Problem mit dieser ZDF-Sendung zum Thema Abtreibung liegt aber tiefer.
    So ist schon das Konzept des ZDF, eines „Abstimmens“ über Abtreibung, der Frage nicht angemessen. Menschenrechte können nicht „zur Debatte“ gestellt werden.
    Denn das suggeriert, man könnte über das Lebensrecht von Mitmenschen per Mehrheit befinden. Menschenrechte, Recht auf Leben, sind aber unverfügbar. Deshalb genießen die Menschenrechte im Grundgesetz eine Ewigkeitsgarantie. Denn sie sind an das Menschsein, nicht an politische Mehrheiten, gebunden.
    Menschen können Menschenrechte missachten, nicht aber sie „beschließen“ oder gar „abschaffen“.
    So gesehen ist das ZDF-Sendekonzept zum Thema Abtreibung in seiner relativistischen Grundhaltung menschenverachtend gegenüber ungeborenen Kindern.

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  2. Vielen Dank für die Berichterstattung über diese spannende Sendung, an der ich auch teilnehmen durfte. Da mein Podcast zum Thema Lebensrecht nicht explizit benannt wurde, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen. Er heißt “Ein Zellhaufen spricht über Abtreibung” und Sie finden mich auf YouTube, Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und allen weiteren gängigen Podcast-Plattformen.

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  3. Es kann kein „Recht auf Abtreibung“ geben, weil auch ungeborene Kinder ein Recht auf Leben haben. Nur wenn Leben gegen Leben steht (z.B. Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft), kann eine Schwangerschaft abgebrochen werden. Ungewollt Schwangere und Alleinerziehende brauchen mehr öffentliche Unterstützung und Hilfe .

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  4. Der Film „Unplanned“, ein Augenöffner, der jedem empfohlen sei, der Ungeborene als Zellhaufen empfindet.

    Kleiner Mensch

    Noch ahnt es niemand, kleiner Mensch,
    ein Samen traf ein Ei.
    Bei diesem größten aller Wunder
    trug Gott das Leben bei.

    Mit jedem Tag wächst Körper, Geist,
    du Gabe unseres Herrn.
    Bist wertvoll, bist ein Unikat,
    ein heller, neuer Stern.

    Was bringst du mit in diese Welt,
    was niemand anderer bringt?
    Bist du vielleicht der eine Mensch,
    der wie kein zweiter singt?

    Bist du vielleicht ein Sonnenschein,
    ein Chromosom zu viel,
    in dem uns Gott ein Beispiel schenkt,
    wie er uns Menschen will?

    Bist du der Mensch, der heilen kann,
    der Krankheiten besiegt,
    weil Forscherdrang und Wissensdurst
    in seinen Genen liegt?

    Bist du der Mensch, der Stadien füllt,
    weil du Rekorde brichst
    und durch Athletik, Muskelkraft
    im Sport als As bestichst?

    Bist du der Maler, der der Welt
    die schönsten Bilder malt,
    für die ein Sammler irgendwann
    Millionensummen zahlt?

    Bist du der Mensch, der zärtlich pflegt,
    der tröstet liebevoll,
    der Worte der Ermutigung
    in Zeiten spricht von Moll?

    Bist du der Mensch, der Wohlstand bringt,
    der klug ein Land regiert,
    der voller Weisheit, voller Mut,
    die Welt zum Frieden führt?

    Kleiner Mensch, wo bist du hin?
    Ich sehe dich nicht mehr.
    Wieso ist dein warmer Ort
    plötzlich kalt und leer?

    Kleiner Mensch? Kleiner Mensch?

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