Tagesschau-Sprecher will mit „Moscheepedia“ aufklären

Der Journalist Constantin Schreiber hat das Online-Projekt „Moscheepedia“ gestartet. In dem Verzeichnis sollen islamische Gebetshäuser in Deutschland katalogisiert werden. Schreiber will auf der Seite auch Predigten von Imamen dokumentieren, um für mehr Transparenz zu sorgen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Constantin Schreiber möchte mit seinem digitalen Nachschlagwerk Transparenz in die muslimische Welt bringen

Was in Moscheen tatsächlich passiert, ist sein Thema: Der Journalist Constantin Schreiber will für Transparenz sorgen. Sein neues Projekt „Moscheepedia“ katalogisiert erstmals islamische Gebetshäuser in Deutschland. Dort zu sehen sind Hunderte Moscheen weltweit – mit Fotos, Videos und übersetzten Predigten sowie verschiedene Interviews und Kolumnen.

Schreiber begreift das Portal auch als Mitmach-Plattform und hofft, dass ihm Muslime dabei helfen, „die ihre Gemeinden von sich aus sichtbarer machen wollen“. Der Tagesschau-Sprecher rechnet aber auch mit Gegenwind für sein Projekt.

Um das Projekt umzusetzen, hat Schreiber gemeinsam mit zwei Journalisten-Kollegen bisher 550 Moscheen besucht. 300 davon sind bislang auf der Seite moscheepedia.org sichtbar. Bis zum Ende des Jahres sollen es etwa 1.000 sein. Schreiber möchte nach eigener Aussage mit der neuen Internetseite vor allem Transparenz schaffen und Wissenslücken schließen.

Nicht unterscheiden zwischen konservativen und liberalen Gemeinden

Auch aus Kanada und dem Irak hätten Kollegen von ihm Material beigesteuert. Schreiber findet den internationalen Vergleich wichtig, weil er die Perspektive erweitere. Bei der Präsentation der Gebetsstätten wolle er bewusst nicht zwischen liberalen, konservativen, schiitischen oder sunnitischen Moscheen unterscheiden, sagte er im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).

Weil sich sicher nicht jede Gemeinde an dem Projekt beteiligen möchte, könne es auch eine nicht-repräsentative Auswahl liberaler Gebetsstätten werden. Schreiber hofft aber, „dass immer mehr Gemeinden, Imame und Muslime allgemein ein Interesse daran haben, gegen ein negatives Image und gegen Vorurteile vorzugehen, und sich öffnen“. Für den Journalisten wäre es ein gutes Signal, wenn für die Predigten der Imame zumindest eine Übersetzung angeboten werde: „Dadurch schafft man Transparenz und baut Brücken zu nichtmuslimischen Deutschen.“

Ihm gehe es darum, den Dialog und die Verständigung zwischen liberalen und streng religiösen Muslimen zu fördern. Mit seinem Portal möchte Schreiber aufklären und Fragen beantworten. Etwa, von wem Imame bezahlt und welcher Islam wo gepredigt wird. Die Zahl der Moscheen in Deutschland liegt Schätzungen zufolge zwischen 2.500 und 2.700.

„Die Hinterhofmoschee ist die Normalität“

Nur wenige Moscheen seien repräsentative Glas- und Betonarchitektur. Das Leben vieler Gemeinden spiele sich in Gewerberäumen, ehemaligen Fabriken oder Privatwohnungen ab: „Die Hinterhofmoschee ist die Normalität.“ Weil keine Religionsgemeinschaft verpflichtet sei, sich beim Staat zu melden, setzt Schreiber auf die Offenheit und das Miteinander der Muslime.

Die Idee eines Moscheeregisters ist nicht neu: Bereits 2017 hatten die heutigen CDU-Bundesminister Julia Klöckner und Jens Spahn ein solches gefordert. Die Bonner Rechtswissenschaftlerin Kamil Abdulsalam lehnt dies ab und hält die bislang zur Verfügung stehenden nachrichtendienstlichen Mittel für ausreichend. Ein Register wäre ein „starker Eingriff in die Freiheit der Religionsausübung, der nicht zu rechtfertigen ist“. Dadurch könne bei Gläubigen das Gefühl der Überwachung stehen oder sie würden gar nicht mehr in die Moschee gehen. Eine ungestörte und geschützte Religionsausübung sei so nicht mehr möglich.

Politik will Finanzierungsströme in den Blick nehmen

Die Unionsfraktion im Bundestag ist sich unsicher, ob ein Register bei der Suche von relevanten Ergebnissen hilft. Sie fordert stattdessen eine Nachweispflicht für von ausländischen Geldgebern finanzierte Moscheen. Der CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries fordert gegenüber der Tageszeitung Die Welt mehr Transparenz und Kenntnisse über die Finanzierungsströme radikaler Moscheen.

Schreiber arbeitete unter anderem in Beirut, Dubai und Kairo. Er spricht seit Januar die Nachrichten in der 20-Uhr-Ausgabe der ARD-Tagesschau. 2017 hatte er das Buch „Inside Islam: Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ und die Fernsehreihe „Moscheereport“ veröffentlicht.

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6 Antworten

  1. Unglaublich, dass ein Journalist aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich so etwas Gscheites macht!?

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  2. Es wäre wünschenswert hier auch zu dokumentieren, was Politiker (oft Ministerpräsidenten) und die Islam-Beauftragten der Kirchen bei Einweihungen von Moscheen zu sagen haben. Oft sehr erstaunliche Beiträge, die der Behauptung der Kanzlerin nahe kommen: „Der Islam gehört unzweifelhaft zu Deutschland!“

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  3. Auf FB gibts eine Moscheepedia Seite. Da werden tatsächlich die Moscheen vorgestellt im Namen von Herrn Schreiber. Allerdings kommt das wie Werbung rüber, weil Herr Schreiber, oder ein Admin in seinem Namen, nicht mit den anderen Usern in Kommunikation geht. Die Moschee wird einen vorgeklatscht und dann so nach dem Motto, mach was eigenes mit der Info. Daher hat das ganze einen Werbecharakter. Bei seinem Format Marhaba hat er die Infos besser an den Mann gebracht.

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  4. Der Islam will sich zunehmend zu Deutschland gehörig ausbreiten mit seiner ihm eigenen orientalischen kulturellen Tradition, quasi als stille Partei implementieren, also einpfropfen. Das kann aber auf Dauer nur gelingen, wenn die abendländische Kultur, insbesondere die christliche Religion sich in ihren Werten preisgibt. Und das ist der hohe Auftrag von DITIB, der Türkisch-Islamischen Union, einem Verband, der direkt dem türkischen Präsidenten Erdogan unterstellt ist. Er wirkt in Deutschland, wie auch in anderen Ländern der EU, als politische Kraft durch seine fast 1000 Imame, die als Beamte des türkischen Staates in ihrer Sprache ungeprüft in den Moscheen dessen Programm verkündigen müssen.- Da kann es doch nur recht sein, wenn sich deutsche Journalisten um die Verbreitung der Moscheen-Standorte engagieren. Ein Dienst für den „deutschen Islam“und seine Verbreitung.

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    1. Es ist nicht „der Islam“, der die DTIB betreibt, sondern – wie Sie ganz richtig sagen – der türkische Staat. In einem Land wie Deutschland, das (anders als die Türkei) die freie Religionsausübung ermöglicht, sollt man den Unterschied zwischen Staatsapparat und Religionsgemeinschaft schon kennen!

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  5. Auch ich halte dieses Register für einen ungebührlichen „Eingriff in die Freiheit der Religionsausübung, der nicht zu rechtfertigen ist“. Der geschützte Raum, der für jeden Glauben erforderlich ist, wird hier ausgehöhlt. Erinnert ihr Euch nicht mehr an ähnliche Praktiken in der DDR und davor ab 1933 in deutschen Kirchen? Ich finde solche Praktiken faschistoid. Gott segne den Journalisten Schreiber, damit er in seinem „Enthüllungs-Eifer“ innehält

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