Es gab hier zu viel Habgier

Die Wirtschaft wird durch die Corona-Krise längerfristige Folgen spüren. Doch es gibt auch Gewinner und solche, die aus der Not Profit schlagen. Dass dazu ausgerechnet Politiker der „C“-Parteien gehören, ärgert pro-Kolumnist Jürgen Mette besonders.
Von PRO
Jürgen Mette

Seit Beginn der Corona-Pandemie beschleicht mich die Frage, ob es angesichts der wirtschaftlichen Folgen nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner geben wird.

Dass die Corona-Krise ernste Konsequenzen für die europäische Wirtschaft haben wird, darüber sind sich die Experten weithin einig. Schwierig ist allerdings eine Prognose darüber, wie lange diese Folgen wirtschaftlich zu spüren sein werden. Die Finanzmärkte rechnen offensichtlich mit negativen Auswirkungen von mindestens fünf Jahren. Dabei wissen wir immer noch nicht, wann wir wieder in den normalen Modus zurück können, ganz ohne Maske und 150 cm Distanz. Offensichtlich steht und fällt das mit der Handlungsfähigkeit der Europäischen Union, der die große Aufgabe der Koordination aller nötigen Maßnahmen zur Stabilisierung der europäischen Gemeinschaft zufällt. Dazu meine bescheidene These: Ohne europäische Werteunion keine Wirtschaftsunion.

In dem Zusammenhang stellt sich in der deutschen Politik die Frage: Für welche christlichen Werte stehen die beiden Bundestagsabgeordneten der „C“-Parteien, die wegen der „Maskenaffäre“ in der Kritik stehen? Der eine soll 250.000 Euro, der andere 660.000 Euro auf die Seite geschafft haben. Ob illegal, muss geprüft werden, aber zum eigenen Vorteil auf jeden Fall. Und wir fragen uns, warum die Masken so teuer sind. Beide haben erst unter dem Druck der eigenen Partei und der Öffentlichkeit ihren Austritt aus Fraktion und Partei vollzogen. Und wenn beide zunächst ihr Mandat behalten wollten, hatte das möglicherweise mit ihren Pensionsbezügen zu tun, wurde gemutmaßt. Einer hat mittlerweile das Parlament verlassen. Der andere will die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten.

Dass die Parteichefs Armin Laschet und Markus Söder Druck auf die beiden schwarzen Schafe ausüben, ist sicher zu einem Teil wahltaktischer, vielmehr aber auch grundsätzlicher Natur. Die Union will die Stube mit eisernem Besen ausfegen und ein Exempel statuieren. Der Bonus, den Angela Merkel in bewundernswerter Treue mit Fleiß und stoischer Gelassenheit für Deutschland erarbeitet hat, wird jetzt von zwei Absahnern beschädigt.

Wenn die beiden Volksparteien CDU/CSU jetzt nicht das Fundament ihrer christlich-sozialen Prägung prüfen, dann haben sie ihren Ruf selbst verwirkt. Es geht nicht um Kreuze in allen bayerischen Amtsstuben. Nicht im Kreuz liegt unser Heil, sondern im Gekreuzigten. Eine Partei, die Christus im Namen hat, darf auf Rehabilitation hoffen, auf Wiedergutmachung. Absahnen ist keine lässliche Sünde. Absahnen ist eine Haltung, ein Charakter. Wenn dieses Absahnen, das „mitgehen lassen“, das Sich-zu-Lasten-anderer-Vorteile-beschaffen, diese den Staat und damit uns alle täuschende Durchtriebenheit politischer Standard wird, dann verroht unsere politische Kultur weiter. Der Wirtschaftsminister und der Finanzminister teilen großzügig aus, danke dafür! Aber schon muss der Geber dem Nehmer misstrauen. Denn es gab hier zu viel Habgier.

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