Unbekannte haben einen Farbanschlag auf die Kirche der St-Martini-Gemeinde in Bremen verübt. Die Außenfassade der Kirche und des Gemeindehauses wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit Farbe verunstaltet. Im Rahmen der Ermittlungen sucht die Polizei nach Zeugen. Das geht aus Medienberichten hervor. Nach Angaben von Pastor Ingo Bröckel (Paulus-Gemeinde Bremen) haben die Täter für den Anschlag Feuerlöscher zweckentfremdet.
Wegen umstrittener Predigten von Olaf Latzel war die evangelische Kirchengemeinde in der Vergangenheit immer wieder in den Fokus der Öffenlichkeit geraten. Der Pfarrer war schließlich im November 2020 wegen Äußerungen zu homosexuellen Lebensformen im Rahmen eines Eheseminars vom Amtsgericht Bremen zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht sah in den Äußerungen Latzels den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt und verhängte eine Freiheitsstrafe, die dann in die Geldstrafe umgewandelt wurde.
Weil der Pfarrer Berufung eingelegt hat, ist das Urteil des Amtsgerichtes bislang nicht rechtskräftig. Ungeachtet dessen hatte die Bremische Evangelischen Kirche (BEK) den Pfarrer nach dem Urteilsspruch im Dezember 2020 vorläufig des Dienstes enthoben und durch den leitenden Theologen der BEK, Pastor Bernd Kuschnerus, erklärt: „Es ist nach unserer Überzeugung nicht möglich, dass ein Pastor, der von einem Gericht der Bundesrepublik Deutschland wegen Volksverhetzung verurteilt worden ist, während der Dauer des Disziplinarverfahrens weiter seinen Dienst tut.“
Nach Ansicht der Kirche sei eine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums während der Dauer einer derartigen rechtlichen Auseinandersetzung nicht denkbar und würde die Glaubwürdigkeit der Wahrnehmung des kirchlichen Dienstes und das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit schwer beschädigen.
Jetzt hat die BEK den Vandalismus an der Innenstadtkirche St. Martini verurteilt und bezeichnete solche Attacken als inakzeptabel. „Wir lehnen diese Taten eindeutig ab“, erklärte Pastor Bernd Kuschnerus in einer Stellungnahme der BEK. Kuschnerus befand, dass die Aktion „in einer Demokratie kein legitimes Mittel der Meinungsäußerung“ sei und warb „für gewaltfreie und respektvolle Formen der Auseinandersetzung“. Auf der Internetseite der BEK erklärte Kuschnerus am Montag: „Keine Form der Gewalt, sei sie verbal oder eine Tätlichkeit, sei sie an Kirchen, Moscheen und Synagogen, trägt zum friedlichen Miteinander bei.“ Den Angaben zufolge liegen bislang keine Erkenntnisse zu den Tätern vor, auch eine Botschaft sei nicht hinterlassen worden.
Bereits vor etwa einem Jahr war die St.-Martini-Gemeinde in Bremen mit Übergriffen konfrontiert worden. Unter anderem hatten Unbekannte den Schaukasten der Gemeinde und die Kirchentür mit linken Symbolen und Hassparolen verunstaltet.
Von: Norbert Schäfer