Das Erzbistum Köln will offenbar keine dienstrechtlichen Schritte gegen den Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann wegen Kritik an Kardinal Rainer Maria Woelki einleiten. Der Vorgang sei „erledigt“ und werde „keine weiteren Schritte nach sich ziehen“, schreibt Personalchef Mike Kolb in einem Brief an Koltermann, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag) vorlag. „Aufgrund der von Ihnen ausgeführten Erläuterungen bestehen meinerseits keine Nachfragen mehr“, zitierte die Zeitung Kolb weiter.
Koltermann hatte den Kölner Erzbischof in Leserbriefen und in einem Zeitungsartikel scharf kritisiert, weil sich Woelki an Weihnachten nicht für eigene Fehler im Missbrauchsskandal, sondern nur für die an ihm geübte Kritik entschuldigt hatte.
Koltermann hatte darauf in einem Leserbrief erklärt, er könne in den Worten des Kardinals keine Reue über persönliches Fehlverhalten erkennen. Damit sei noch restlich vorhandene Glaubwürdigkeit verspielt worden. Dies wurde ihm von Kolb als möglicher Verstoß gegen seine Loyalitätspflicht als Pfarrer und sein priesterliches Gehorsamsversprechen ausgelegt. In einer vom Erzbistum angeforderten Stellungnahme berief sich Koltermann auf sein Gewissen und betonte, dass er mit seiner Kritik lediglich die Sorgen der Gläubigen ins Wort gebracht habe, denen er sich verpflichtet sehe. Dies werde er auch weiter tun.
Gutachten weiter unter Verschluss
In seinem Antwortbrief an Koltermann soll Kolb dem Theologe für dessen „ausführliche Darlegung“ danken und ihm ein „persönliches Gespräch“ anbieten, wie die Zeitung berichtete. Die vorangegangene Androhung etwaiger Strafmaßnahmen gegen den Pfarrer hatte massive Proteste unter anderem in Koltermanns Gemeinde ausgelöst. Auch die kirchenkritische katholische Laienbewegung „Wir sind Kirche“ solidarisierte sich mit dem katholischen Pfarrer aus Dormagen.
Woelki steht seit Monaten in der Kritik, weil er ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln wegen „methodischer Mängel“ unter Verschluss hält. Er gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag, das im März veröffentlicht werden soll. Außerdem wird Woelki Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach Sicht der Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall aus den 1970er Jahren nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hatte.
Von: epd