Die staatlichen Rettungsschirme kompensieren bei nur 30 Prozent der sozialen Einrichtungen die coronabedingten Defizite. Das sagte der Diakonie-Präsident Ulrich Lilie bei einer Online-Pressekonferenz am Mittwochmittag. Diese Zahl ist das vorläufige Ergebnis einer Umfrage der Bank für Sozialwirtschaft unter Akteuren des Sozial- und Gesundheitswesens. Bei knapp der Hälfte (46 Prozent) der Einrichtungen könnten die Einbußen nicht kompensiert werden. Obwohl die Gelder „sehr helfen“, könnten sie eben nicht alles ausgleichen, sagte Lilie. Erschwerend komme hinzu, dass die Wohlfahrt keine Rücklagen bilden kann. Lilie forderte deswegen, dass die Hilfen über den 31. März 2021 hinaus verlängert werden müssten.
Trotz aller Einschränkungen werde es dennoch Weihnachtsfeiern in den sozialen Einrichtungen geben. Das bestätigte Caritas-Präsident Peter Neher. Beide Verbände würden alles daran setzten, dass Weihnachten „ein Fest der Freude“ wird. Der entscheidende Faktor sei neben funktionierenden Besucherkonzepten genügend Personal.
„Kirche ist da“
Die Personalsituation sei jedoch herausfordernd, sagten die beiden Präsidenten. Vor allem fehle es an Pflegern, die Corona-Tests durchführen, erklärte Neher. Es gäbe nicht nur eine Personallücke, sondern es herrsche „gähnende Leere“. An dieser Stelle sei nun die Politik gefragt. Allerdings müsse auch klar sein, dass die Versäumnisse der vergangenen Jahre nicht innerhalb kürzester Zeit gelöst werden können. Der Diakonie-Präsident schlug ausgebildete externe Kräfte wie Feuerwehrleute zur Unterstützung bei der Durchführung der Tests vor.
Neher wehrte sich außerdem gegen die Kritik, dass die Kirchen in der Krise nicht sichtbar seien. Die Wohlfahrtverbände „sind für die Menschen da. Und wenn Caritas und Diakonie da sind, dann ist Kirche da.“
Abschließend forderten die beiden Präsidenten gesellschaftliche Solidarität. Diese sollte auch denen gelten, die in der Corona-Pandemie aus dem Blick der Öffentlichkeit herausgerutscht sind. Als Beispiel nannte Neher Suchtkranke und Menschen mit Behinderung. Auch diese Menschen müssten „zu Weihnachten in unsere Gebete eingeschlossen werden“.
Von: Martin Schlorke