Kinder zum Glauben erziehen

In einem Interview mit Spiegel Online erklärt der Pfarrer und Religionspädagoge, Frank Lütze, wie Eltern ihren Kindern vom Glauben erzählen sollten. Außerdem sagt er, was Eltern tun können, wenn ihre Kinder eine andere religiöse Vorstellung entwickeln als die Eltern.
Von PRO
Gespräche mit Kindern über den Glauben müsse auf Augenhöhe stattfinden, sagt Religiospädagoge Frank Lütze

Eltern sollten den eigenen Kindern nicht den Glauben vorschreiben. Das sagt der Pfarrer und Religionspädagoge Frank Lütze in einem Interview mit Spiegel-Online. Vielmehr müssten Eltern den Heranwachsenden zuhören. Kinder seien den ganzen Tag mit Religion konfrontiert. Fragen nach dem Glauben entstünden von ganz allein. Die Aufgabe der Eltern sei es vielmehr, durch „kluge Rückfragen“ dafür zu sorgen, dass die Kinder „eigene Gedanken formen und auf Konsistenz überprüfen“.

Darüber hinaus müssten Kinder in den Gesprächen gleichberechtigt sein. In Glaubensfragen gebe es keine Hierarchie. Eltern seien nicht automatisch näher an Gott dran als die Kinder. Außerdem sollten sie sowohl ihre Glaubensüberzeugungen als auch ihr Hadern mit dem Nachwuchs teilen.

Religion und gesundes Gottvertrauen könnten Kinder im Leben stärken, erklärt Lütze. Vor allem bestimmte Rituale oder Gebete seien ein wichtiger Resilienzfaktor für die Heranwaschsenden. Das funktioniere jedoch nur dann, wenn die Eltern den Kindern nichts vorspielen. „Abends nur deshalb mit dem Kind zu beten, weil das beim Einschlafen hilft – das wäre Theater, das Kinder schnell durchschauen.“

Wenn das Kind nicht glaubt

Schmerzlich könne es für die Eltern sein, wenn das Kind den eigenen Glauben verweigert. Der Gedanke, dass „das eigene Kind im Jenseits für immer verloren sein kann, weil es nicht glaubt, ist nur schwer erträglich“. Lütze empfiehlt Eltern in so einer Situation Gebet. Das sei ein toleranter Weg, um mit dem Konflikt umzugehen. Das Kind zum Glauben zu führen, liege in Gottes Hand, erklärt der Pfarrer. „Gläubigkeit kann man Kindern eben nicht vorschreiben wie das Zähneputzen.“ Das sei aber auch gut so. Eine religiöse Überzeugung könne nicht einfach übergestülpt werden. Sie müsse gemeinsam mit den Kindern durchgearbeitet werden.

Im Interview spricht Lütze auch über Eltern, die selbst nicht gläubig sind und dennoch mit religiösen Fragen des Nachwuchses konfrontiert sind. In solchen Fällen rät der Pfarrer, andere Bezugspersonen, wie die Großeltern, einzubeziehen.

Auf die abschließende Frage, wie Kinder zu „maximaler Toleranz“ erzogen werden könnten antwortete Lütze: „Erstrebenswert wäre nur, dass es keine Scheu vor anderen Glaubensrichtungen aufbaut und lernt: Wir können überzeugt sein von unserem eigenen Glauben. Und doch können wir über Religion miteinander reden und voneinander lernen. Denn Gott ist immer größer, als ihn menschlicher Glaube erfassen kann.“

Von: Martin Schlorke

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