Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat nach eigenen Angaben seit Anfang 2016 rund 15.000 Menschen im Mittelmeer das Leben gerettet. Aktuell baut sie das ehemalige Versorgungsschiff Sea-Eye 4 zum Rettungsschiff um. An der Finanzierung des Schiffs möchte sich auch das Bündnis für Seenotrettung United4Rescue mit über 430.000 Euro beteiligen. Dem Bündnis gehören mittlerweile mehr als 660 Partner an.
Die Sea-Eye 4 ist mit 55 Meter Länge und 11 Meter Breite deutlich größer als das bisherige Rettungsschiff Alan Kurdi. „Wir sind United4Rescue sehr dankbar. Ohne die Unterstützung durch das Bündnis wäre der Kauf eines so großen Schiffes für uns unvorstellbar geblieben“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender des eingetragenen Vereins Sea-Eye.
EU-Mitgliedsstaaten ignorieren ihre Pflichten
In der gemeinsamen Presseerklärung betont die Theologin Sandra Bils, Gründungsmitglied von United4Rescue, dass die enorme Unterstützung für Sea-Watch den Wunsch verstärkt habe, ein weiteres Schiff in die Krisenregion zu schicken: „Es kann nicht angehen, dass dort nicht ausreichend Rettungsschiffe zur Verfügung stehen.“ Sie bezeichnet es als „Unding“, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihre Pflicht zur Seenotrettung ignorierten und sich weigerten, ihrer staatlichen, humanitären Aufgabe im Mittelmeer nachzukommen.
Weil sichere und legale Fluchtwege fehlten, wagten weiterhin viele Menschen die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. Unter diesen Umständen sei ein weiteres ziviles Rettungsschiff dringend notwendig. United4Rescue unterstütze Rettungsorganisationen auch dabei, neue technische Auflagen zu erfüllen oder die festgesetzten Schiffe mit gerichtlichen Mitteln freizubekommen.
Gerade werde das vierte Schiff der Seenotretter einsatzfähig gemacht und in der Werft instand gesetzt. United4Rescue hat dafür eine Spendenkampagne auf der Seite wirschickennocheinschiff.de gestartet. Um das Schiff in den Einsatz zu schicken, braucht es aus Islers Sicht noch weitere Unterstützung.
United4Rescue unterstützt als unabhängiger, gemeinnütziger Verein die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Im Januar 2020 ermöglichte die Organisation den Kauf der Sea-Watch 4 als zusätzliches Rettungsschiff. Ihr Ziel ist es, zu verhindern, dass ein Rettungsschiff aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht auslaufen kann. In dem Bündnis haben sich mehr als 660 große und kleine Organisationen, Initiativen, Unternehmen, Vereine und Stiftungen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammengeschlossen. Dazu gehören unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), World Vision Deutschland, der Koordinierungsrat der Muslime und die Evangelische Kirche in Deutschland.
Von: Johannes Blöcher-Weil