Das höchste Gremium der evangelischen Kirche hat am Montag strukturellen Veränderungen zugestimmt. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) machte sich mehrheitlich ein Reformpapier mit zwölf Leitsätzen zu eigen. Darin geht es unter anderem um eine engere Zusammenarbeit der 20 Gliedkirchen und Themen wie Seelsorge, die Weitergabe des Glaubens und die öffentliche Verantwortung der Kirche. Auch zur Zusammenarbeit mit anderen christlichen Kirchen und zur Digitalisierung enthält das Papier Kernaussagen.
Die zwölf Leitsätze, die die Synode seit Sonntag beraten hatte, sind Teil eines strukturellen und finanziellen Reformprozesses. Es enthält auch Ideen dazu, wie die Kirche zukünftig besser mit Menschen in Kontakt kommt. Der kirchlichen Bildungsarbeit mit Kindern, Konfirmanden, Jugendlichen und Familien komme eine besondere Bedeutung zu, heißt es in dem Papier. Außerdem will sich die Kirche auch für jene öffnen, die nicht Kirchenmitglied oder getauft sind.
Strukturell will die evangelische Kirche in Zukunft weniger einer „staatsanalogen Behörde“ ähneln, sondern mehr einem „innovationsorientierten Unternehmen“, heißt es in dem Papier. Außerdem sollen die 20 Landeskirchen und die EKD in Zukunft effizienter zusammenarbeiten. Dabei könne die EKD Aufgaben für ihre Gliedkirchen oder auch eine Landeskirche stellvertretend Aufgaben übernehmen – „wichtig ist, dass zukünftig dieselbe Aufgabe jeweils nur noch einmal gemacht wird“, heißt es. Das Papier ist ein Impuls an die 20 Landeskirchen, die es in ihren jeweiligen Reformprozessen berücksichtigen sollen.
EKD geht auf Sparkurs
Ein weiterer Teil des Reformprozesses sind Sparmaßnahmen in Höhe von 17 Millionen Euro bis 2030, die die Synode ebenfalls am Montagabend beschloss. Damit reagiert sie auf den Mitgliederverlust und damit einhergehende geringere Einnahmen. Würden die derzeitigen Aufgaben unverändert fortgeführt, liefe die EKD auf ein Defizit von neun Millionen Euro in zehn Jahren zu, hatte das für Finanzen zuständige EKD-Ratsmitglied Andreas Barner zuvor erklärt. Er mahnte zudem, die Corona-Pandemie verschärfe den Spardruck auf die evangelische Kirche noch.
Dem Beschluss über das Sparziel ging ein mehrjähriger Diskussionsprozess voraus, der inhaltliche Überlegungen zur künftigen Schwerpunktsetzungen der EKD berücksichtigen sollte. Der Sparkurs betrifft kirchliche Hochschulen, Stiftungen, Werke, theologische Einrichtungen und andere kirchlich getragene Organisationen. Über eine mögliche Zukunft der Evangelischen Journalistenschule wird erst im nächsten Jahr entschieden. Der Leiter der Schule arbeite derzeit mit Alumni und dem Freundeskreis an Konzepten, in welcher Form die Ausbildung weitergehen könne, sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, bei der Synode. Das GEP ist als zentrale Medieneinrichtung der EKD sowie ihrer Landeskirchen und Werke Träger der Schule. Er sagte, der Rat der EKD und der GEP-Aufsichtsrat hätten betont, dass sie sich „nicht einfach aus der journalistischen Ausbildung rausschleichen“ wollten.
Das von der Synode mit großer Mehrheit beschlossene Sparziel hat für die EKD verbindlichen Charakter. Umgesetzt werden sollen die Einsparungen ab 2022. Dann ist eine neu zusammengesetzte Synode am Zug. Das neue Kirchenparlament konstituiert sich im nächsten Jahr und wird die konkrete Einsparliste laut Beschluss immer wieder prüfen und gegebenenfalls anpassen. Der Beschluss betrifft nur den Haushalt der EKD, der sich wesentlich aus einer Umlage der Landeskirchen speist. Kernaufgaben wie Pfarrerbesoldung und der Unterhalt von Kirchen liegen in der Verantwortung der Landeskirchen, die die Kirchensteuer einnehmen. Sie stehen angesichts der andauernd sinkenden Zahl von Kirchenmitgliedern vor ähnlichen Sparprozessen oder haben diese selbst bereits angeschoben.
Im EKD-Haushalt 2021, den die Synode am Montag ebenfalls beschloss, schlägt sich der Sparkurs noch nicht nieder, auch weil die Umlage der Landeskirchen Finanzentwicklungen wie etwa aktuell in der Corona-Pandemie erst zeitverzögert weitergibt. Der Haushalt 2021 sieht Aufwendungen in Höhe von 235,9 Millionen Euro vor (2020: 222,1 Millionen Euro).
Schwaetzer verabschiedet sich als Präses
Eine Digitalisierungsstrategie ist der dritte Bestandteil des Zukunftsprozesses der EKD. Als Synodenpräses hat Irmgard Schwaetzer ihn maßgeblich mit befördert. Die 78-Jährige zieht sich nun aber von dem Leitungsamt zurück. Zum Abschluss der diesjährigen Synodentagung kündigte sie am Montagabend an, dieses Amt in der neuen Synode nicht mehr zu bekleiden. Im nächsten Jahr konstituiert sich ein neu zusammengesetztes Kirchenparlament. Schwaetzer war seit 2013 Präses der EKD-Synode. Die frühere FDP-Politikerin und Bundesministerin gehört durch das Amt auch dem Rat der EKD an.
Mit den Worten „Ich hab’s gern gemacht“ verabschiedete sich Schwaetzer von den Synodalen. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte, mit dem Ausscheiden von Schwaetzer gehe eine Ära zu Ende. Sie genieße Hochachtung und Bewunderung unter den Mitgliedern der Synode. Bedford-Strohm wird im November nächsten Jahres ebenfalls aus seinem EKD-Amt ausscheiden.
Die 120 Mitglieder des Kirchenparlaments hatten am Sonntag und Montag wegen der Corona-Pandemie ausschließlich digital und deutlich verkürzt getagt.
Von: epd