Patrick Nini nimmt in seinem neuen Buch „Dialog statt Spaltung“ kein Blatt vor den Mund. Der Autor warnt eindringlich vor eindimensionalen Feindbildern, die einen Keil in die Gesellschaft treiben. Von Journalisten erwartet er eine echte und wahrhaftige Berichterstattung. Und jeder Einzelne könne bei emotionalen Themen zu einer sachlichen und fairen Diskussion beitragen.
Der Kommunikationstrainer schreibt ein Buch mit wertvollen ethischen Ansichten. Seinen Lesern rät er zur Achtsamkeit und warnt sie vor vorschnellen Urteilen über andere. Statt nur die eigenen Argumente „in Stellung zu bringen“, sei es wertvoll, die Argumente der anderen anzuhören. Jeder Mensch habe Weltbilder und Glaubenssätze, die unter Druck ins Wanken geraten können. Dann seien die Menschen emotional befangen und für rationale Argumente kaum zugänglich.
Andere Menschen befänden sich in einer Unzufriedenheits-Blase. Bestimmte Parteien nutzten dies, indem sie behaupteten, die Belange dieser Menschen nicht zu vergessen. Auch sogenannte alternative Medien kritisiert Nini scharf. Zunächst kämen sie seriös daher, auf den zweiten Blick seien sie aber gut vernetzt und hetzten gegen Politiker.
Minderheiten stets respektvoll begegnen
Wenn etwas plausibel sei, bedeute das oft noch nicht, dass es wahr oder faktisch richtig sei. Nutzern sozialer Medien empfiehlt er, lieber einer Nachrichtenseite weniger als mehr zu folgen und sich das Impressum der Seiten genau anzuschauen. Gräben könnten geschlossen werden, wenn die analoge und digitale Gesellschaft keine Bühne für abwertende Witze bieten. „Political correctness“ beinhalte nämlich, Minderheiten stets respektvoll zu begegnen und diese Haltung sprachlich zum Ausdruck zu bringen.
Kritisch unter die Lupe nimmt der Autor in seinem Buch auch Unternehmen und Lobby-Organisationen, bei denen der Profit über Moral und Ethik stehe. Auch dies spalte die Gesellschaft. Nini ermutigt Mitarbeiter dazu, beim Eintritt in ein Unternehmen nicht die persönlichen Moralvorstellungen aufzugeben. Ihm ist bewusst, dass Brückenbau Geduld und Verständnis brauche. Als politisches Beispiel nennt Nini Nelson Mandela. Er habe in Südafrika trotz fast unüberbrückbarer Differenzen immer wieder Mut und Kraft zum Brückenbauen gehabt.
Um Hass und Hetze im Netz zu stoppen, helfe es, jede Information in den sozialen Medien reflektiert zu betrachten und niemals wutentbrannt etwas zu posten: „Oft schützen Fakten und ein kühler Kopf.“ Mitunter müssten beide Diskussionspartner nur kleine Schritte aufeinander zu gehen: „Wenn wir der Emotionsindustrie mit Fakten entgegentreten, haben Manipulationsversuche keine Chance.“
Eigenen Werten treu bleiben und die Arbeit reflektieren
Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, was Sprache bewirke und wie sie spalten könne, findet Nini: „Die meisten Menschen halten ihr Weltbild für richtig und zu große Abweichungen davon für falsch.“ Von Politikern erwartet Nini, dass sie ihren Werten treu bleiben und ihre Arbeit reflektieren. Das könne ein wichtiger Beitrag zum Brückenbau sein, auch wenn es Kraft und Zeit koste.
Journalisten sollten ohne Sensationslust an emotionale Themen herangehen. Wer Fehler zugebe, zeige Verantwortungsbewusstsein. Wer allerdings keine Zweifel an der eigenen Meinung zulasse, handele extrem leichtfertig. Dies gelte nicht nur für Journalisten: Niemand solle die Verbreitung von Falschnachrichten ohne Gegenrede hinnehmen.
Für Nini kann jeder Einzelne zu einer verantwortungsbewussten Kommunikation beitragen. Wenn die Gesellschaft geeint auftrete, könne sie große Herausforderungen bewältigen. Es sei wichtig, dem anderen zuzuhören. Wer die Werte des ehrbaren Kaufmann umsetze, könne langfristig die Gesellschaft positiv prägen: „Corona und der Umgang damit haben gezeigt, wozu die Gesellschaft in der Lage ist, wenn sie möchte“, wirbt Nini zum Mittun am Brückenbau. Wenn jeder Leser nur einen Teil der Aspekte umsetzen kann, hat sich die Lektüre des Buches schon gelohnt.
Patrick Nini: „Dialog statt Spaltung!“, Gabal, 220 Seiten, 20,60 Euro, ISBN 3967390098