1.000 Seiten Jesus: eine Zumutung – die sich lohnt

Der Journalist und promovierte Historiker Markus Spieker hat ein Buch über Jesus geschrieben: Auf 1.000 Seiten zieht der Autor die ganz großen Bögen von der Andromeda-Galaxie bis ins digitale Zeitalter. Und in der Mitte: Jesus Christus. Das Buch ist eine Wucht – das liegt nicht nur an seinem Umfang. Eine Rezension von Christoph Irion
Von PRO
Das Jesus-Buch von Markus Spieker ist im September erschienen

Noch ein Jesus-Buch. Und was für eins: 1.000 Seiten stark ist „Jesus. Eine Weltgeschichte“ von Markus Spieker. Der Pfarrerssohn und Fernsehjournalist nimmt seine Leser mit auf eine nahezu maximale Zeitreise. Sie beginnt Lichtjahre entfernt in der Andromeda-Galaxie und reicht bis ins digital geprägte Zeitalter unserer Tage. Im Zentrum aller Betrachtungen: das Leben von Jesus vor rund 2.000 Jahren. Wie in einer TV-Doku und fast im Plauderton führt Spieker die Leser an biblische Schauplätze. Wie war das mit den Heilungswundern am See Genezareth und mit der Kreuzigung auf Golgatha? Die Atmosphäre dort wird fast greifbar.

Aber nicht nur das: Als promovierter Historiker und Quellenkundler verknüpft Spieker szenische Schilderungen mit philosophischen, kultur-, religions- und kirchengeschichtlichen Entwicklungslinien. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte des Volkes Israel und seiner Propheten. Der Bogen reicht von der griechisch-römischen Antike, über fernöstliche Religionen oder dem Islam bis hin zur Kulturgeschichte des Spätmittelalters und der Neuzeit. Für Spieker ist klar: Die Biografie von Jesus Christus beginnt nicht erst in Bethlehem. Und sie endet nicht an Karfreitag, an Ostern oder Himmelfahrt. „Eigentlich geht sie dann erst richtig los“, schreibt der Autor.

Jünger wie Hobbits

Zugleich betont er: Nicht eine wissenschaftliche Studie soll dieses Buch sein. Vielmehr will der gläubige Christ reale, gut recherchierte und belegte, spannende, relevante Geschichten erzählen: über den gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes – und dessen Wirkungsgeschichte bis heute. Dieser Jesus habe vor allem gezeigt, dass treue Liebe elementar wichtig ist für sämtliche Beziehungen: zwischen Menschen, menschlichen Gesellschaften. Und zwischen Mensch und Gott.

Klar ist: Manche Theologen, Vertreter anderer Forschungsdisziplinen oder Journalisten werden sich an dieser umfassenden Jesus-Darstellung reiben. Und der stramme Galopp durch alle Epochen kann auch geneigte Leser zuweilen schwindelig machen. Manche fromme Christen werden sich an der lockeren Sprache stoßen: Darf man die Auferstehung Jesu als „Comeback für die Ewigkeit“ bezeichnen, die biblische Figur Ester als laszive „Beautyqueen“ darstellen oder die Jünger Jesu mit den Hobbits aus der Trilogie „Herr der Ringe“ vergleichen? 1.000 Seiten Jesus: Das ist eine Zumutung, die sich lohnt. Dieses Buch ist eine Wucht.

Markus Spieker: „Jesus. Eine Weltgeschichte“, fontis, 1.004 Seiten, 30 Euro, ISBN/EAN 9783038481881

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