Der Ball in der Bundesliga darf wieder rollen. Ab Mitte Mai dürfen die Profis wieder antreten – allerdings ohne Publikum. Der Spielbetrieb ruht wegen der Coronakrise seit Mitte März. In der Beschlussvorlage des Bundes heißt es dazu: „Dem Beginn des Spielbetriebs muss eine zweiwöchige Quarantänemaßnahme, gegebenenfalls in Form eines Trainingslagers, vorweg gehen.“
Der Gesamtleiter der christlichen Organisation „Sportler ruft Sportler“, Hans-Günter Schmidts, sieht in Bezug auf die Diskussion, ob die Bundesliga weitergehen soll oder nicht, drei wichtige Aspekte: „Das Thema ist zu komplex, als dass ich mir anmaße, über die Entscheidung zu urteilen“, sagte er auf pro-Anfrage. „Mir tun die Politiker leid, die über diese Fragen und mögliche Sicherheitskonzepte entscheiden müssen.“
Schmidts betont aber auch, dass es sich bei der Fußball-Bundesliga um einen Wirtschaftszweig mit einem Milliardenumsatz handelt. Daran hängen etwa 60.000 Arbeitsplätze. Von daher sei der Komplex Bundesliga-Fußball nicht mit Amateursport vergleichbar. „Das ist für viele Menschen emotional schwierig zu trennen. Aber wir dürfen hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“
Intensiv mit Profi-Fußballern im Gespräch
In der eigenen Arbeit von „Sportler ruft Sportler“ habe der Fokus aber immer auf den Spielern selbst gelegen. „Und diese waren in der Krise sehr offen für Glaubens- und Sinnfragen“, berichtet Schmidts. An Online-Gottesdiensten, die „Sportler ruft Sportler“ in den vergangenen Wochen mehrmals wöchentlich angeboten habe, hätten öfters jeweils 70 Profifußballer teilgenommen: „Viele haben die Angebote erstmals genutzt und wir sind mit ihnen teilweise sehr intensiv ins Gespräch gekommen.“ Überhaupt habe die Krise dazu geführt, viele Angebote digital umzusetzen.
Kritik an der Wiederaufnahme des Spielbetriebs äußert der Katholische Sportverband DJK (Deutsche Jugendkraft). Geschäftsführer Nicolas Niermann betont im Interview von Domradio, dass es lediglich um wirtschaftliche Interessen gehe und das vorgelegte Konzept nicht praktikabel sei. Ausschlaggebend für die Fortsetzung seien lediglich „wirtschaftliche Faktoren“.
„Fußball braucht den Resonanzkörper Emotion“
Der DJK-Geschäftsführer im Erzbistum Köln, Nicolas Niermann, kann nachvollziehen, dass der Wirtschaftsbetrieb Bundesliga sich Gedanken um seine Zukunft macht. Allerdings müsse man bei einer Entscheidung auch gesamtgesellschaftliche Folgen berücksichtigen. Das ausgearbeitete Konzept bezeichnete er im Interview von Domradio als „sehr ambivalent“ und wenig praxistauglich.
Spiele ohne Publikum seien „total langweilig“. Ohne die Emotionen der Zuschauer reduziere sich der Reiz des Ganzen auf ein Minimum: „Der Fußball braucht diesen Resonanzkörper aus Emotionen wie alles andere auch, um der Bedeutung gerecht zu werden oder um dem überhaupt die Bedeutung zu verleihen.“
Durch die Fortsetzung der Bundesliga bekommen die Vereine Gelder für die TV-Übertragung. In der Ersten und Zweiten Liga müssten bis Saisonende noch neun Spieltage absolviert werden. Um bald wieder starten zu können, hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein Sicherheits- und Hygienekonzept aufgestellt. Es sieht unter anderem eine dauerhafte und wiederholte Testung der Profis vor.
In einer ersten Testreihe mit 1.724 Tests hat es in den beiden oberen Ligen zehn positive Fälle gegeben. Die Deutsche Fußball Liga möchte in einer Videokonferenz mit den 36 Profivereinen die Ergebnisse der politischen Beratung erörtern.
Von: Johannes Blöcher-Weil