Nils Pickert ist freier Autor, Journalist – und Atheist. Als Vater von zwei Jungen und zwei Mädchen schreibt er bei der Basler Zeitung in einem aktuellen Beitrag als „Papablogger“ auf dem „Mamablog“ der Zeitung über das Thema Religion und warum er seinen Kindern in Zukunft christliche Tugenden vermitteln möchte – auch wenn er selbst wenig vom Christentum hält. „Schluss mit Lästern über Religion“ heißt sein Text, in dem er gesteht, dass auch er bis jetzt sehr oft über alles, was mit Glauben zu tun hat, gespottet habe. Besonders gelte das in der Osterzeit. So habe er sich selbst schon abfällig über den Karfreitag und das damit einhergehende Tanzverbot geäußert.
„Wenn man wie ich nicht an etwas Übernatürliches glaubt und die persönlichen Gottheiten spezifischer Religionen für naturwissenschaftliche und vor allem moralische Zumutungen hält, dann fällt einem Spott sehr leicht“, schreibt Pickert. Außerdem seien ihm schon viele Christen begegnet, die sich aus der Bibel nur das für sie Passende herauspicken würden. „Es fällt schwer, Respekt vor Weltanschauungen aufzubringen, die meinen, aus der ihnen heiligen Schrift Homophobie und Sexismus herleiten zu müssen, dann aber nicht mal in der Lage sind, zwischen unbefleckter Empfängnis und jungfräulicher Geburt zu unterscheiden.“ Über die christliche Religion könne „hervorragend gespottet“ werden, denn sie tue einiges dafür, „um sich den Spott redlich zu verdienen“. Den Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche bezeichnet Pickert zum Beispiel als „zögerlich und feige“. Da entwickele sich bei ihm selbst Hass und Verachtung gegenüber „den Würdenträgern“.
„Barmherziger mit dem Christentum umgehen“
Pickert gesteht dann aber ein: Er mache sich über das Christentum lustig, weil das für ihn keine Konsequenzen habe. „Wenn ich mich über ein Tanzverbot als unbotmäßigen Machteinfluss der Kirche auf den Staat ärgere, fällt mir das leicht, weil das Christentum ein leichter Gegner ist.“ Das habe nichts damit zu tun, dass sich in anderen Religionen wie zum Beispiel dem Islam nichts Kritikwürdiges finden würde. Doch er würde auf dem Mamablog der Basler Zeitung keine Mohammed-Karikaturen veröffentlichen.
Dieses Jahr zu Ostern habe er sich deshalb etwas vorgenommen: „Ich möchte etwas barmherziger mit dem Christentum und seinen Gläubigen umgehen. Und das vor allem auch meinen Kindern vermitteln.“ Das bedeute nicht, unkritisch zu sein. Wenn das Christentum „schuldig“ werde oder „Blödsinn“ erzähle, wolle er darauf hinweisen. Doch er wolle den Kirchen Respekt für ihren Umgang mit Geflüchteten zollen. Außerdem verdiene es Anerkennung, „vorgeblich christlich geprägte Parteien mit der Frage in die Schranken zu weisen, was diese denn genau an Nächstenliebe und Mitgefühl nicht verstanden hätten“. Vor allem aber wolle er damit aufhören, automatisch über das Christentum zu lästern, wenn seine Kinder ihn nach dem Thema Religion fragten. „Ich nehme mir also vor, mich als entschiedener Gegner Gottes einiger christlicher Tugenden zu befleißigen.“
Von: Swanhild Zacharias