Magazine fragen zu Ostern nach der Hoffnung

Am Osterwochenende haben zwei große deutsche Nachrichtenmagazine, Der Spiegel und Focus, in ihren Titelgeschichten danach gefragt, was in der Krise Halt und Hoffnung gibt. Auch andere Medien haben sich mit der Bedeutung des Osterfestes in Corona-Zeiten beschäftigt.
Von Jonathan Steinert
Die Nachrichtenmagazine Der Spiegel und Focus spielten auf ihren Covertexten am Osterwochenende auf ein Paulus-Zitat aus dem Ersten Korintherbrief an

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat in seiner Ausgabe am Osterwochenende betende Hände in Einmalhandschuhen auf das Cover gesetzt. Sie erinnern an eine Darstellung von Albrecht Dürer. Dazu die Titelzeile: „Glaube, Liebe, Tapferkeit“. Das Magazin fragt in seiner Titelgeschichte danach, was Menschen angesichts der Coronakrise, einer „Plage biblischen Ausmaßes“, Kraft und Hoffnung gibt – und welche Bedeutung Ostern dafür hat. „Viele Menschen suchen in diesen Tagen nach etwas, das Mut gibt, Kraft, Hoffnung, für den Moment, aber auch danach, wenn bald vielleicht die Beschränkungen des Shutdowns gelockert werden“, heißt es im Text. Wissenschaftler und Psychologen hätten dafür gute Ratschläge, viele Menschen setzten aber auf ihren Glauben, auf ihren Gott.

Der Beitrag nennt Beispiele dafür, wie unterschiedlich Kirchen mit dem Versammlungsverbot zu Ostern umgehen – Gottesdienste im Internet, Postkarten-Aktionen und Hausgottesdienste. Die Gottesdienste und Messen im Fernsehen schauten sich statt normalerweise circa 690.000 Menschen jetzt um die 1,4 Millionen an. „Das Ei steht für den Ursprung des Lebens, somit für das Leben schlechthin. Für die Überwindung des Todes durch das Leben, für das Ereignis von Tod und Wiederauferstehung, von dem die Bibel erzählt“, erklärt der Spiegel. Und wenn die Auferstehung selbst für Gläubige schwer nachvollziehbar sei, so sei das Thema von Karfreitag, der Tod, derzeit für jeden Menschen gegenwärtig. „Und die Coronakrise führt mitten hinein in die Frage, die mit dem Osterfest aufgeworfen wird: Welcher Sinn ergibt sich durch Leiden?“

Ostern: Neuer Anfang nach dem Ende

Auch Jesus habe diese Frage gestellt. Die Auferstehung sei die religiöse Antwort darauf. Durch den Kreuzestod, so macht der Spiegel die christliche Lehre deutlich, sei die Schuld aller Menschen vergeben. „Aus dieser Idee schöpfen Christen von jeher Hoffnung“, heißt es weiter. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und seine Frau Anne geben Antworten in dem Beitrag darauf, was ihnen im Leid Trost gegeben hat. Eine ihrer Töchter ist vor einigen Jahren an Leukämie gestorben, Anne Schneider hat eine Krebserkrankung überlebt.

„In diesem Moment, in dem ich völlig am Ende war, fühlte ich mich doch irgendwie gehalten – ein Halt im freien Fall. So etwas findet dann Ausdruck in Sätzen wie: Gott hält mich. Das sind alles Worte, Bilder. Im Grunde war es das Gefühl, dass ich tatsächlich etwas überstanden habe, was sich eigentlich nicht überstehen lässt“, sagt der Theologe Schneider. Seine Frau formuliert es so: „Mir hat der Gedanke Halt gegeben, dass die Liebe Gottes und meine Liebe zu meinem Kind stärker ist als der Tod.“ Sie betonte zudem die Bedeutung von menschlicher Anteilnahme und Solidarität.

Der Spiegel führt weitere Beispiele an, wie Menschen Trost finden, etwa durch Meditation oder Yoga. Der Artikel stellt fest: „Es gibt Möglichkeiten, immerhin: Halt in sich selbst finden, in anderen, durch einen Gott, ohne einen Gott, mit dieser oder jener Technik“; und verweist am Ende noch einmal auf Karfreitag und Ostern: Da werde von einem Anfang nach dem Ende erzählt.

Jesus mit Atemschutz

Das Konkurrenzblatt des Spiegels, der Focus, hat in seiner Ausgabe zu Ostern fast dieselbe Titelzeile gewählt, die sich nur in einem Wort unterscheidet und damit direkt auf den Ersten Korintherbrief von Paulus anspielt: „Glaube, Liebe, Hoffnung. Was uns jetzt Zuversicht gibt.“ Auf dem Cover ist der auferstandene Christus mit Atemschutz vor Mund und Nase zu sehen. In der Titelgeschichte kombiniert das Magazin dann ein Interview mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI., einen Beitrag über Liebe in Zeiten von Corona und einen Text über Optimismus in der Krise. Bezüge zu Ostern stellt der Focus jedoch keine weiteren her.

„Glaube, Liebe, Hoffnung“ sind auch die Größen, auf die sich ein Leitartikel des Wochenzeitung Die Zeit vor Ostern bezieht. Die Bibel stelle sie der Todesangst entgegen, schreibt die Autorin Evelyn Finger. In der Coronakrise helfe es, auf den Karfreitag zu schauen, an dem Jesus durch den Tod ins Leben gegangen sei. Sein Beispiel lehre Vertrauen, dass der Tod nicht das Letzte sei und dass es zur Freiheit des Menschen gehöre, sich ihm zu stellen. Finger betont, auch wer nicht gläubig sei, könne aus dem Ostergeschehen Hoffnung schöpfen. Ostern beschreibe „eine apokalyptische Situation schlechthin“: einen Endpunkt, auf den ein Neuanfang folge. Zur Apokalypse gehörten immer zwei Teile: „Untergang und Erlösung“. Ostern halte einen Trost bereit „gegen die Weltweitkatastrophe“.

Als Aufmacherzeile steht über dieser Ausgabe der Zeit: „Was jetzt Hoffnung gibt“. Im Rahmen der Titelgeschichte hat die Zeit verschiedene Stimmen zusammengetragen zur Frage, ob Beten hilft. Die Theologin Margot Käßmann etwa sagte: „Ich bin zutiefst überzegt, dass Gebete die Welt zum Guten hin prägen können.“

Die Welt am Sonntag zeigte zu Ostern ein Bild vom letzten Abendmahl – inklusive Atemschutz und Sicherheitsabstand Foto: Die Welt
Die Welt am Sonntag zeigte zu Ostern ein Bild vom letzten Abendmahl – inklusive Atemschutz und Sicherheitsabstand

Die Welt am Sonntag machte zu Ostern mit einer Variante von Leonardo da Vincis Bild vom letzten Abendmahl auf: Jesus inmitten einer verkleinerten Runde seiner Jünger, ausgestattet mit Atemschutzmasken und mit vorsorglichem Sicherheitsabstand. Im Innenteil dann ganzseitig das richtige Bild, dazu die Überschrift „Was uns tröstet“.

Der Autor des so überschriebenen dreiseitigen Essays, Dirk Schümer, stellt fest: „Gerade die Generalabsage von Karfreitagsgottesdiensten und Ostermessen macht vielen Menschen klar, dass dieses zentrale Fest der christlichen Religion als Fanal der Hoffnung und des Trostes bis heute überdauert hat.“ Jedoch macht der Autor das im Folgenden nicht an der inhaltlichen Bedeutung von Ostern fest, sondern an dem sozialen Aspekt von Religionen insgesamt: Der Trost liege im Gefühl, zusammenzugehören und nicht allein zu sein, sich zu helfen und gut zueinander zu sein.

Von: Jonathan Steinert

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