Pastor Lukas Gotter gewinnt bei Günther Jauch 750.000 Euro

Er hätte es beinahe geschafft: Als erster Kandidat bei Günther Jauch zwei Millionen Euro zu gewinnen. Lukas Gotter, Pastor in Halle, geht dennoch mit 750.000 Euro nach Hause. Welche Rolle Gott bei der finalen Frage spielte, erklärt er im Gespräch.
Von Martin Schlorke
Will den Großteil seines Gewinns spenden: Lukas Gotter

pro: Herr Gotter, Sie haben 750.000 Euro gewonnen. Was bedeutet dieser Gewinn für Sie?

Lukas Gotter: Für mich ist das ein riesengroßer Segen – völlig unerwartet. Es scheint so unwirklich und ist schwer zu begreifen. Damit hatte ich im Vorfeld gar nicht gerechnet. Die Bewerbung zur Sendung war eher eine Schnapsidee.

Was war der Grund für die Bewerbung?

Während meines Theologiestudiums hatte ich erstmals über eine Teilnahme an einer Quizshow nachgedacht. Als Student muss man sich immer die Frage stellen, wie man sein Studium finanziert. Ich hatte damals die Idee, einfach bei einer Wissensshow mitzumachen. Daraus ist aber leider nichts geworden.

Warum haben Sie sich jetzt bei „Wer wird Millionär“ beworben? Mittlerweile sind sie ja kein Student mehr.

Im November vergangenen Jahres hatte ich einen Infekt und musste zu Hause sein. In dieser Zeit erschien auf meinem Handy eine Werbeanzeige von „Wer wird Millionär?“. Also habe ich zum Spaß an der Freude die Bewerbung ausgefüllt. Am nächsten Tag klingelte dann mein Telefon und RTL war am anderen Ende der Leitung. Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Anschließend gab es noch ein Telefoncasting. Dabei ging es darum, wer ich bin und was ich mache. Am Ende des Prozesses stand die Einladung in die Sendung.

Inwieweit spielten Ihr Beruf und Ihr Glaube bei den Telefonaten eine Rolle?

Das hat schon eine große Rolle gespielt. Es gibt ja nicht so viele Pastoren, die sich für die Sendung bewerben. Meine Gesprächspartner waren vor allem auch daran interessiert, was eine freie Gemeinde ist, welcher Konfession wir angehören, wie getauft wird und was Unterschiede zur Landeskirche sind. Für die Leute von RTL war das alles völlig neu. Eine große Rolle im Telefonat spielte natürlich auch meine persönliche Geschichte.

Im November haben Sie die Zusage bekommen. Im Februar wurde die Sendung aufgezeichnet. Haben Sie die Zeit genutzt, um zu trainieren?

Ja, das habe ich. Ich habe mit der „Wer wird Millionär?“-App geübt, habe mir extra ein Zeitungsabonnement angeschafft und viel auf Wikipedia gelesen. Und ich habe andere Quizshows angeschaut. Die Fragen, die dort auftauchen, werden bei „Wer wird Millionär?“ nicht vorkommen, dachte ich mir. Schlussendlich hat mir das aber alles nichts gebracht, weil die Fragen in der Sendung anderer Natur waren. Das Wissen ist das eine, aber es ist auch wichtig, sich nicht verrückt zu machen, locker zu bleiben und Gott zu vertrauen.

In der Sendung erklärte Lukas Gotter die Unterschiede zwischen freien Gemeinden und der Landeskirche Foto: RTL
In der Sendung erklärte Lukas Gotter die Unterschiede zwischen freien Gemeinden und der Landeskirche

Welche Rolle spielte diese psychologische Komponente für Sie in der Sendung?

Ich habe natürlich im Vorfeld viel gebetet. Mein Gebet war die ganze Zeit: Ich möchte Jesus dort in der Sendung nachfolgen. So, wie ich es auch sonst in meinem Leben tue. Das ist auch mein Ziel gewesen. Ich möchte Gott alle Ehre machen und nicht mir.

Haben Sie auch in der Sendung gebetet?

Ja, immer wieder kurze Stoßgebete. Die haben mir sehr geholfen und mir Ruhe gegeben. Ich habe Gott um Klarheit gebeten, ob ich weitermachen soll oder nicht, beziehungsweise ob ich zocken soll oder nicht. Durch das Gebet habe ich mich auch unabhängig vom Gewinn gemacht. Mein Wert als Mensch steht fest, egal wie viel Fragen ich richtig beantworte. Ich denke, dass für viele Kandidaten der Erfolg schon eine große Rolle spielt. Aber Gott liebt mich, völlig egal wie die Sendung für mich ausgegangen wäre. Dass ich jetzt eine so große Summe Geld gewonnen habe, ist natürlich eine große Freude für mich, aber schlussendlich konnte ich nur gewinnen. Ich hatte nichts zu verlieren.

Haben Ihnen die Stoßgebete neben innerlicher Ruhe auch Antworten auf die konkreten Fragen in der Sendung gegeben?

Bei der Zwei-Millionen-Euro-Frage auf jeden Fall. Bei dieser letzten Frage hatte ich mit Hilfe des Telefonjokers meinen Vater angerufen – und er war sich auch sicher, die richtige Antwort zu kennen. In dem Moment habe ich zu Gott gebetet, dass ich jetzt nicht größenwahnsinnig werde und nach dem ganzen Geld greife, sondern ehrlich sagen kann: alle Ehre unserem Herrn und nicht mir. Schlussendlich war mir auch das Risiko zu groß, alles zu verlieren. Deswegen bin ich an dieser Stelle mit 750.000 Euro ausgestiegen.

Wie geht es Ihnen jetzt damit? Bereuen Sie diese Entscheidung?

So wie es jetzt ist, ist es ganz genau richtig. Ich habe im Nachhinein auch mit meinem Vater darüber gesprochen, er sieht das genauso.

Lukas Gotter bei einem Taufgottesdienst in Halle Foto: Helge Eisenberg | helgeeisenberg.com
Lukas Gotter bei einem Taufgottesdienst in Halle

Ihr Beruf als Pastor war ja in der Sendung immer wieder Gesprächsthema. Wie haben Sie die Gespräche mit Günther Jauch empfunden?

Das war ja von Beginn an ein großes Thema zwischen uns beiden. Bereits als ich vorgestellt wurde, haben wir über meinen Beruf und freie Gemeinden im Allgemeinen gesprochen. Im Prinzip war das die ganze Sendung über ein Thema. Als ich zum Beispiel den Publikumsjoker eingesetzt habe, meinte Herr Jauch nur: „Herr Gotter setzt nicht nur auf himmlischen Beistand.“ Ich habe ihm dann zu bedenken gegeben, dass mein Joker ja auch von Gott gesandt sein könnte. Solche neckischen Sachen haben wir uns hin und her geworfen.

Ihr ursprüngliches Interesse an Quizshows war ja die Finanzierung des Studiums. Worin lag neben dem finanziellen Aspekt Ihre Motivation?

Ich habe es als wunderbare Chance gesehen, von Gott zu erzählen. Immer auch mit dem Wissen, dass es eine große persönliche Versuchung und Herausforderung ist. Aber ich denke, dass es am Ende gut war. Außerdem macht mir quizzen einfach Freude.

Vielen Dank für das Gespräch.

Lukas Gotter, Jahrgang 1987, ist Pastor der Evangeliumsgemeinde in Halle. Er studierte in Leipzig, Jena und Halle Theologie.

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