Er ist künftig der einflussreichste Katholik in Deutschland: Am Dienstag ist der Limburger Bischof Georg Bätzing zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gewählt worden. Das gab die DBK am Dienstagmittag auf einer Pressekonferenz in Mainz bekannt, wo die Bischöfe sich zu einer Vollversammlung getroffen hatten.
„Ich habe die Wahl für mich selber auch als geistlichen Moment genommen“, sagte Bätzing. Bei einer solchen Wahl gehe es nicht nur um demokratische Mehrheiten, sondern „auch der liebe Gott spielt eine Rolle“. Im zweiten Wahlgang wäre eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen notwendig gewesen, berichtete der neue Vorsitzende aus der nicht-öffentlichen Sitzung. Da im ersten Wahlgang jedes Mitglied der Konferenz einen Namen auf den Wahlzettel habe schreiben können, hätten die zwei Wahlgänge erwartungsgemäß nicht ausgereicht – aber es seien auch nicht „wesentlich mehr als drei Wahlgänge gewesen“, deutete Bätzing an. In seinem neuen Amt will der Limburger Bischof einen Schwerpunkt auf die Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsskandale und auf den „Synodalen Weg“ legen. „Dafür stehe ich ganz und gar.“
Verschiedene Lager in Bischofskonferenz
Der Synodale Weg ist ein Gesprächsprozess zwischen Laien und Geistlichen in der Katholischen Kirche als Reaktion der Veröffentlichung der MHG-Studie, die „sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ dokumentierte. Bätzing gab an, andere Meinungen wertzuschätzen. In der DBK gebe es viele verschiedene Haltungen und Lager. Es fehle aktuell an einem Austausch zwischen ihnen. Dazu will Bätzing neue Gesprächsformate entwickeln.
Bätzing war am 1. Juli 2016 als Nachfolger von Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Limburger Bischof ernannt worden. Tebartz-van Elst hatte auf sein Amt verzichtet, nachdem es zu Kontroversen um seine Amtsführung gekommen war. Als Vorsitzender der DBK folgt der 58-jährige Bätzing auf Reinhard Kardinal Marx, der das Amt seit 2014 innehatte. Seinen Vorgänger lobte Bätzing als Mann mit „starken Schultern, einem starken Intellekt und einem starken emotionalen Gerüst“. Marx wiederum bescheinigte Bätzing, den er seit langen Jahren kenne, die Fähigkeit, das Amt gut auszufüllen.
Am 11. Februar 2020 hatte Marx erklärt, für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Marx, der weiterhin Erzbischof von München und Freising ist, gilt als enger Vertrauter des Bayerischen Landesbischofs und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Die Reformanstrengungen des „Synodalen Wegs“ hat Marx maßgeblich vorangebracht.
Von: Nicolai Franz