Es ist das rasante Tempo, mit dem die Nachrichten täglich auf uns einprasseln, was uns ratlos zurücklässt. Es ist immer zu viel, es wird zu schnell freigeschaltet. Die Laufbänder am unteren Rand öffentlich installierter Monitore werfen eine Meldung nach der anderen raus. Wir sprechen mal etwas ins Unreine, schon ist es online. Täglich eine Sau, die durch das Dorf getrieben wird. Welche Meldung dominiert, was rutscht nach hinten?
Was ist Nachricht, was ist Meinung, was ist „fake“? Besteht da etwa eine Wortverwandtschaft zwischen fake und fäkal? Nachrichten berichten und deuten, was relevant für ihre jeweilige Kundschaft sein könnte. Die Übergänge von Nachricht und Meinung sind oft fließend, wer durchschaut schon die politischen und religiösen Motive der überhitzten Nachrichtenproduktion. Was bedeutet „objektiv“ und „unabhängig“?
Heute erzähle ich meinen Enkelkindern, wie in meiner Kindheit Nachrichten übermittelt wurden: Da fuhr ein kriegsversehrter Mann mit einem „abben Arm“ auf einem wackligen Fahrrad durch das Dorf und hielt an diversen „Hot Spots“ an, läutete mit einer lauten Handglocke seine Nachrichtenlesung ein und rief mit heißerer Stimme „Beeeee-kanntmachung“. Das war der Augenblick, wo meine Mutter immer sagte. „Junge, mach’s Fenster auf, dass wir nichts verpassen!“
Von der einzig unabhängigen Nachricht
Ich könnte der glücklichste Mensch sein, wenn ich immer mal wieder ein „Shut the windows“ einlegen würde: Junge, mach’s Fenster zu! Ein Tag ohne Nachrichten, um den Kopf frei zu bekommen für die einzig wahre und unabhängige Nachricht. Die Bibel – zeitlos verbindlich, verlässlich!
So eben habe ich den Kachelofen angefeuert. Jeden Morgen dasselbe Ritual: mit unserer lokalen Tageszeitung von gestern das Anzünden, was uns heute bereits kalt lässt. Meine Frau sucht manchmal die Zeitung von gestern, was immer das heißen mag.
Meine Erkenntnis aus der Nachrichtenlektüre:
-
Jede Nachricht ist abhängig. Unabhängiger Journalismus ist ein schöner Wunsch, der meistens nicht in Erfüllung geht. Es ist nur die Frage, ob es dem Medienschaffenden gelingt, sich eine kritische Distanz zu bewahren, den substanziellen und puren Kern einer Geschichte frei zu meißeln und alles, was dabei runterfällt, der Entsorgung zu überlassen.
-
Was erzählen, berichten und schreiben wir, was nicht? Weglassen, etwas nicht aufgabeln, kann friedensstiftend sein.
-
Welches Thema empört mich, welches entspannt mich. Lies, was dich aufbaut, und meide, was dich runterzieht.
„Wo viele Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab“, wusste Salomo. Warum sollte das nicht auch auf Medien zutreffen? Deshalb ist es gut, sich immer wieder mit dem Buch zu beschäftigen, das sich „Das Wort“ nennt und morgen noch genauso aktuell ist wie gestern.