Am Montagmorgen ist ein Lastwagen von der Straße abgekommen und in die eingerüstete Kirche im mittelhessischen Dautphetal-Hommertshausen gekracht. Der 30-Tonner war mit Altmetall beladen. Die Kirche wurde um einige Zentimeter verschoben. Das bewegliche Holzgerippe des Fachwerkbaus hat die Energie des Aufpralls sehr gut abgefangen und Schlimmeres verhindert.
Bauleiter Franziskus Hartmann lobte in der Hessenschau das kleinteilige Gefüge des Fachwerks: „Wenn ein Bauteil versagt, wird das benachbarte mithelfen die Last zu tragen.“ Die Kirche war gerade unter anderem mit Hilfe des Fördervereins saniert worden. Eine Stunde später wäre der Unfall wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Im Laufe des Vormittags waren Bauarbeiten am Dach der Kirche geplant. Die Schieferplatten sollten ersetzt werden.
„Insgesamt eine stabile Geschichte“
Die Empore der Kirche wurde durch die Fassade gedrückt. In der Giebelwand klafft ein Loch. Auch die Scheune neben der Kirche wurde in Mitleidenschaft gezogen. In ihr stecken Schrottteile, die sie einsturzgefährdet machen, heißt es im Hessenschau-Beitrag. Der Grund für den Unfall war am Dienstag noch nicht klar. Das Technische Hilfswerk (THW) sicherte die Gebäude behelfsmäßig ab.
1956 musste das Gotteshaus wegen der Verbreiterung der Durchfahrtsstraße schon einmal um zwei Meter verschoben werden: „Es ist halt insgesamt eine sehr stabile Geschichte“, sagt Bauleiter Hartmann. „Es ist verformt, wird aber nicht umfallen.“ Dem Hinterländer Anzeiger erklärte er, dass er in seinem Berufsleben noch nichts Vergleichbares erlebt habe. Er sieht die Kirche nicht akut einsturzgefährdet. Das werde durch die Verstrebungen des Fachwerks verhindert.
Eigentlich sollte das Dach der alten Kirche in dieser Woche saniert werden. Die genaue Höhe des Schadens konnte noch nicht beziffert werden. Positiv ist, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist – und die Erkenntnis, dass Bauteile die Last des anderen gegenseitig tragen. Damit steht die 1656 erbaute Barock-Kirche sinnbildlich für das Bild einer funktionierenden Gemeinde.
Von: Johannes Blöcher-Weil