„Habt Mut zum Machen – auch als Christen“

Der Vorstandsvorsitzende von ERF Medien, Jörg Dechert, ermutigte beim Zukunftskongress der Deutschen Evangelischen Allianz dazu, mutig auszuprobieren, wenn es darum geht, Menschen mit dem christlichen Glauben zu erreichen. Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, stellte neue Ideen vor, Menschen zum Bibellesen zu bewegen.
Von PRO
Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender von ERF Medien, sprach beim DEA-Zukunftsforum über Digitalisierung

Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender von ERF Medien, rief beim „Zukunftsforum“ der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) in Hannover dazu auf, digitale Projekte in Gemeinden mutig auszuprobieren. Bei der Digitalisierung gehe es nur vordergründig um Technik. Eigentlich drehe sie sich um Menschen, die ein Bedürfnis nach Begegnung haben.

Die Digitalisierung baue sich in drei Stufen auf, analysierte der promovierte Physiker. Zuerst gehe es darum, etwas Analoges nachzubauen. Dann versuche man in einem zweiten Schritt, etwas zu verbessern. Bei Schritt drei stehe der Gedanke im Vordergrund, etwas zu schaffen, was es analog nie geben werde. „In unseren Kirchen und Gemeinden gibt es schlechte Digitialisierungsprojekte, weil sie sich oft mit Stufe eins oder zwei zufrieden zu geben“, sagte Dechert. „Wenn wir mit Digitalisierung weiterkommen wollen, müssen wir an etwas denken, etwas bauen, was es in der analogen Welt niemals geben könnte.“

„Mut haben und anpacken“

Außerdem brauche es Strategen und Kreative. In der Gemeindeleitung säßen die strategischen Entwickler, die wüssten, welche Fragen gestellt werden müssten, um die Gemeinde voranzubringen. Im Jugendkreis säßen hingegen die Kreativen, die sich mit innovativen Formen der Technik auskennten, gerne ausprobierten und die Gedanken der Strategen digital umsetzen könnten. „Deshalb müssen wir die systematische Entwicklung und das Ausprobieren zusammenbringen.“

„Wir gehören zu gleich zwei Risikogruppen: Wir sind Christen und größtenteils Deutsche. Beide Gruppen sind nicht dafür bekannt, einfach mal zu machen“, sagte Dechert. Stattdessen würden die Dinge bis zum Ende gedacht, bis man sich sicher sei, dass alles funktioniere. Und dann erst werde der erste Schritt gemacht. „Das ist viel zu langsam. Das ist für Digitalisierung der Tod im Kopf“, stellte Dechert fest. Datenschutz und Ethikkommissionen seien wichtig. „Aber zeigt mir eine Kommission, die ein Auto erfunden hat.“ Dechert forderte die Zuhörder deshalb auf: „Habt Mut zum Machen, auch als Christen.“ Er ergänzte: „Wir sind die, die wissen, wie die Geschichte mit Gott am Ende ausgehen wird. Wir sollten die allerhöchste Fehlertoleranz haben. Lasst uns Mut haben und packt es an!“

Der Bibel neue Relevanz verschaffen

Die Digitalisierung habe auch Einfluss auf die Vermittlung biblischer Inhalte, sagte Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft. Sie schaffe neue Möglichkeiten. „Aber wird die Bibel dadurch auch mehr gelesen?“, fragte er. Wer garantiere bei einer App auf dem Smartphone, dass die angegebenen Bibeltexte verlässlich seien oder dass es sich um eine gute Übersetzung handele? In digitalen Medien sei außerdem die Aufmerksamkeitsspanne kürzer.

„Für eine App muss ich auch die Reihenfolge der biblischen Bücher nicht mehr kennen. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis Apps die Reihenfolge der Bücher der Bibel nach dem Alphabet ordnen“, sagte Rösel. Das habe Einfluss auf das Gesamtverständnis der Bibel und den Zusammenhang der einzelnen Bücher untereinander. Eine gedruckte Bibel in der Hand zu haben, habe trotz der digitalen Vorteile noch eine andere Wirkung und mehr Symbolkraft. „Wir sollten die digitalen Möglichkeiten nutzen, aber die Bibel als Buch nicht aus dem Blick verlieren“, sagte Rösel.

Insgesamt stellte er fest, dass die Relevanz der Bibel heute oft in Frage gestellt werde. Auch christliche Gemeinden diskutierten über ihre Bedeutung, sagte Rösel. „Die Bibel ist natürlich relevant. Aber es muss neu erkundet und entdeckt werden, was das für jeden Einzelnen bedeutet.“ Das gelte besonders, wenn Menschen der Bibel zum ersten Mal begegnen. Deshalb sei es wichtig, die Zielgruppe genau in den Blick zu nehmen. „Die Gesellschaft wird kleinteiliger und vielfältiger. Wir müssen neue Methoden und innovative Ideen entwickeln“, sagte Rösel. Jede Gruppe sollte die Möglichkeit haben, auf ihre Art und Weise der Bibel zu begegnen.

Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft Foto: PRO/Swanhild Zacharias
Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft

Dabei komme es auch immer stärker auf die Kompetenz in den jeweiligen Gemeinden an. „Auf Facebook muss man die Bibel anders vermitteln als auf Twitter, in Hamburg anders als in Stuttgart.“ Rösel stellte das „Bibelbegegnungsmodell“ der Deutschen Bibelgesellschaft vor. Das Modell zeigt fünf verschiedene Arten auf, wie Menschen die Bibel erleben können. Zum Beispiel durch das intensive Studium und die Wissensvermittlung durch einen Impuls oder durch einen motivierenden Gedanken.

„Unser Übermorgenland ist Beziehungsland“

Oliver Ahlfeld, Referent für Neugründung und Neubelebung von Gemeinden beim Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband, warnte beim Thema Evangelisation vor Aktionismus. Menschen mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen, funktioniere nur durch „echte Beziehungen“. Evangelisation bedeute, „voll und ganz auf Gottes Geist zu vertrauen“ und Beziehungen mit Nichtchristen zu leben. „Manipulationsfrei, abenteuerlich, alltäglich. In der Sportkultur, in der WG, Kaffee trinken. Mit Nichtchristen Musik machen – bitte auch Hiphop“, sagte Ahlfeld.

Dort müsse dann „geistlicher Gehalt“ hineingelebt werden. „Nicht dampfwalzenartig – das haben wir auch gut drauf“, scherzte er. Es gehe darum, „Salz und Licht“ im Alltag zu sein. Manchmal bedeute das jahrelanges Engagement, bis zum Beispiel ein gemeinsames Gebet möglich sei. „Menschen werden nur durch das Vorleben des christlichen Glaubens zu Gott kommen. Unser Übermorgenland ist Beziehungsland und da sind wir noch nicht so gut.“

Von: Swanhild Zacharias

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