Festnahme: Pfingstler erwägen, Pastoren strenger zu prüfen

Ein Pastor des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) ist verhaftet worden, weil er Afrikaner nach Deutschland geschleust haben soll. Der BFP zeigt sich entsetzt und will nun beim Integrationsprozess für Pastoren internationaler Gemeinden nachbessern. pro hat nachgefragt, wie.
Von PRO
Die Polizei in Hamburg hat einen afrikanischen Pfingstpastor festgenommen. Er soll Ghanaer nach Deutschland geschleust haben.

Der Pastor einer afrikanisch geprägten Pfingstgemeinde in Hamburg wurde in der vergangenen Woche festgenommen, weil er Ghanaer nach Deutschland geschleust haben soll. Das berichten unter anderem die Bild-Zeitung und der NDR. Seine Gemeinde „Calvary Believers Chapel“ im Stadtteil Billbrook soll demnach als Anlaufstelle für die Schleusungen gedient haben. Auf diesem Weg hat er offenbar gemeinsam mit anderen einigen Dutzend Personen eine illegale Einreise nach Deutschland ermöglicht und sich daran bereichert. Die Ermittlungen gegen die Schleuserbande laufen seit 2017. Bereits am Dienstag hat sich der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), zu dem die „Calvary Believers Chapel“ gehört, von den mutmaßlichen Taten distanziert. pro hat mit Pastor Frank Uphoff, dem stellvertretenden Präses, geprochen.

Frank Uphoff ist stellvertretender Präses des BFP und schockiert von den Vorfällen in Hamburg Foto: BFP
Frank Uphoff ist stellvertretender Präses des BFP und schockiert von den Vorfällen in Hamburg

pro: Herr Uphoff, seit wann wussten Sie von den Ermittlungen gegen den Pastor aus Ihren Reihen?

Frank Uphoff: Ich habe am Freitag durch die Festnahme davon erfahren – aus den Medien. Vorher hat der BFP nichts gewusst, auch nicht, dass seit zwei Jahren Ermittlungen liefen. Wir waren entsetzt, dass so etwas in unseren Reihen möglich ist. Wir bemühen uns sehr um die Integration ausländischer Pastoren und Nachwuchspastoren, holen uns Empfehlungen ein und pflegen den persönlichen Kontakt zu den Personen und Organisationen, die so wie dieser Pastor zur Arbeitsgemeinschaft Internationaler Gemeinden des BFP gehören. Wir achten dabei sehr darauf, kultursensibel vorzugehen.

Die Gemeinde, deren Pastor nun festgenommen wurde, gibt es noch nicht lange. Offenbar hat der mutmaßliche Täter sie vor ein bis zwei Jahren selbst gegründet. Wie konnte sie Mitglied im BFP werden?

Wir hatten keinerlei Verdacht. Wenn eine Gemeinde in den BFP aufgenommen werden soll, dann läuft das in der Regel so: Die Geistlichen kommen aus ihrer Heimat nach Deutschland und haben dann erst einmal Kontakt zu einer bestehenden Kirche vor Ort. Sie schließen sich dann meistens an. Wenn sie selbst Ambitionen haben, eine Gemeinde zu gründen oder bereits eine gegründet haben, erfolgt eine Aufnahme nur in Absprache mit dem entsprechenden BFP-Arbeitskreis in der jeweiligen Stadt oder Region. Die potentiellen neuen Leiter bewerben sich dann in einem längeren Prozess beim BFP, wir laden sie ein und nehmen sie in unser Ausbildungsprogramm auf. Manchmal dauern diese Prozesse mehrere Jahre. Wir besuchen die neuen Gemeinden auch regelmäßig und schauen möglichst sorgfältig, was da vor sich geht. Solche Besuche hat es auch in Hamburg gegeben, aber es gab offenbar keine Auffälligkeiten.

Seit Monaten fordern Politiker in Deutschland, dass Geistliche, die aus dem Ausland hierher kommen, strengere Voraussetzungen erfüllen sollen, um ein Arbeitsvisum zu bekommen – Sprachkenntnisse etwa oder eine genaue Sicherheitsprüfung. Wie überprüft der BFP Prediger aus dem Ausland, bevor er ihnen eine Tätigkeit erlaubt?

Bei dieser politischen Forderung geht es nach meiner Wahrnehmung vor allem um Imame, aber es trifft natürlich ebenso alle anderen Geistlichen. Bei uns ist es so: Wenn jemand aus dem Ausland kommt, schauen wir uns an, was derjenige für eine Ausbildung nachweisen kann. Etwa, ob er eine Ordination von einer nationalen Kirche hat, mit der wir zusammenarbeiten. Wenn dem so ist, integrieren wir ihn und nehmen die Referenzen gerne an, die er uns von dieser Organisation vorlegt. In anderen Fällen setzen wir uns persönlich mit den entsprechenden Anwärtern zusammen, lernen sie kennen, schauen uns die Ausbildungswege an und welche Empfehlungen sie mitbringen. Wenn diese unseren Standards nicht genügen oder sie keine Ausbildung nachweisen können, verlangen wir, dass sie hier in Deutschland noch einmal eine Ausbildung machen. Wir informieren uns auch bei den entsprechenden Organisationen und Kirchen im Ursprungsland nach den Pastoren.

War der Pastor, der nun in Hamburg festgenommen wurde, also unauffällig?

Völlig. Unsere Bundesbeauftragten waren ihn sogar in seiner Gemeinde besuchen. Es hat sich kein Verdacht ergeben. Allerdings hat der betreffende Pastor im aktuellen Zeitraum seinen Dienstausweis nicht verlängern lassen, worauf wir nachgefragt haben, was aber ohne Antwort blieb. Wir werden der Sache aber nun neu nachgehen und auch die Gemeinde kurzfristig erneut besuchen. So etwas darf sich unter unserem Dach nicht wiederholen.

Der BFP hat in einer Stellungnahme angekündigt, nun bei der Integration von Auslandsgemeinden und Pastoren nachzujustieren. Was genau wollen Sie tun?

Wir haben es natürlich noch nicht geschafft, in der kurzen Zeit einen fertigen Plan zu entwerfen, wie das geschehen soll. Aber wir werden diesen Vorfall zum Anlass nehmen, neu darüber zu sprechen, wie wir vorbeugen können. Gegebenenfalls müssen die Überprüfungen der Personen strenger werden. Vielleicht müssen wir deren Privatleben genauer anschauen, eine Sache, die wir bisher eher vermeiden wollten. Allerdings wollen wir auch keinen Generalverdacht gegenüber einer bestimmten Gruppe hegen. Es ist schon heute so, dass – nicht nur ausländische – Pastoren im BFP alle zwei Jahre eine Verlängerung ihrer Papiere beantragen müssen. Das geht nicht automatisch. Die Geistlichen müssen in unser Netzwerk integriert sein, an Regionaltagungen teilnehmen und sich regelmäßig zurückmelden. Integration ist wirklich das A und O, auch wenn sich das nicht immer einfach gestaltet. Das hängt, besonders im interkulturellen Bereich, ganz viel mit dem Bau von tragfähigen Beziehungen zusammen. Wir werden uns dem Thema nun neu stellen.

Herr Uphoff, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Anna Lutz

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