Hinter dem Film „Patterns of Evidence: Die Mose Kontroverse“ steckt der amerikanische Filmemacher Timothy Mahoney. Er hat bereits vor fünf Jahren einen Film mit dem Titel „Patterns of Evidence“ (etwa: „Muster der Beweise“) gemacht. Damals ging es darum zu zeigen, dass sich die biblische Geschichte vom Exodus der hebräischen Sklaven aus Ägypten wirklich ereignet hat.
Dieses Mal geht es um die Frage, ob Mose, wie die Bibel behauptet, auch selbst der Autor der fünf Bücher zu Beginn der Bibel ist. In 2. Mose 24,4 heißt es immerhin: „Da schrieb Mose alle Worte des Herrn nieder.“ Die meisten Experten sind sich aber eigentlich darin einig, dass Mose die Bibel nicht aufgeschrieben haben kann. DerArchäologe und Professor Emeritus an der University of Arizona, William Dever, zeigt sich im Film sogar überzeugt: „Ich glaube nicht, dass irgendein Wissenschaftler heute noch die Ansicht vertritt.“ Nur Laien und orthodoxe Rabbiner hingen noch dieser etwas romantischen Idee an.
Doch Filmemacher Mahoney findet sehr wohl Wissenschaftler, die die gängige Ansicht hinterfragen. Es gab einfach noch keine hebräische Schrift, als Mose lebte, sagt der Mainstream der Archäologen. Mahoneys Experten halten dagegen: die gab es sehr wohl.
Warum die Frage mit dem Glauben an Jesus zusammenhängt
Dem Zuschauer wird jedenfalls sehr schnell klar, dass an dieser Frage mehr hängt als bloße Rechthaberei oder Spitzfindigkeiten unter Experten. „Da der Rest der Bibel auf den Schriften des Mose aufbaut, ist die Glaubwürdigkeit des Exodus und der gesamten Bibel direkt mit der Frage nach Moses Autorschaft verbunden“, sagt Mahoney, der Erzähler im Film. „Kann man auf irgendwas davon vertrauen?“
Recht hat er. Die meisten Forscher sind der Meinung, dass die Geschichte des Exodus zunächst von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurde. Erst später habe sie dann wohl jemand zu Papier gebracht. Die hebräische Schrift tauchte Experten zufolge erstmals 900 vor Christus auf. Wie soll Mose den Bericht dann aufgeschrieben haben? Die nächste Frage lautet: Werden bei solchen mündlichen Überlieferungen die Inhalte nicht üblicherweise und ganz automatisch verändert, verschönt? Was später also aufgeschrieben wurde und wir als die Thora kennen, wäre demnach eine aufgeblähte, leicht veränderte Version einer Geschichte. Das würde aber wiederum bedeuten, dass auch das Neue Testament sich auf eine Art „Seemannsgarn“ beruft. Jesus selbst aber macht deutlich, dass er den mosaischen Text für sehr verlässlich hält: „Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ (Johannes 5,45). Mose selbst behauptet an vielen Stellen, er habe direkte Ansprache durch Gott erfahren („Gott sagte mir“, „Gott sprach zu mir“ etc.) Soll das alles auf Übertreibungen späterer Generationen beruhen? In 2. Mose 17,14 (und woanders) gibt Gott Mose explizit den Auftrag: „Schreibe dies zum Gedächtnis in ein Buch und präge es Josua ein; denn ich will die Erinnerung an Amalek unter dem Himmel austilgen.“
Der Film „Die Mose Kontroverse“ ist zwar etwas sperrig und umfangreich, aber wer sich auf diese Kontroverse einlässt, stößt auf interessante Fragen, die in letzter Konsequenz das eigene Glaubensleben betreffen können. Mahoney konzentriert seinen Gedankengang schließlich auf den Versuch nachzuweisen, dass eine proto-sinaitische Sprache Ursprung von Aramäisch, Phönizisch und Althebräisch war. Diese Sprache soll es demnach gewesen sein, die Mose verwendete, um seine Geschichte mit dem israelitischen Volk aufzuschreiben. Gleich vier Kriterien erfüllt dieses auch „Protosemitisches Alphabet“ genannte Schriftsystem nach Meinung Mahoneys, um als die Schriftsprache Moses dienen zu können: 1. Es existierte bereits zur Zeit des Exodus, 2. es war in Ägypten gebräuchlich, und Mose kannte es, 3. es muss dem Hebräischen ähnlich sein („Denn dies war die Sprache, die die frühen Israeliten benutzt haben“), und schließlich: Die Sprache muss auf einem Alphabet gefußt haben, denn sonst wäre die Sprache zu schwierig gewesen, als dass das normale Volk die Geschichte hätte lesen können.
Der Film verwischt immer mal wieder gelinde die Grenze zwischen Wissenschaft und Glaubensinhalten, etwa wenn Mahoney zweifelt, dass die von ihm befragten Experten auch wirklich an der Wahrheit interessiert sind und nicht vielmehr einem Paradigma (Doktrin?) folgen; Oder wenn er mit den Experten nicht nur über archäologische Funde und harte Fakten aus der Forschung spricht, sondern auch über deren persönliche Glaubensgeschichte. Dennoch lohnt es sich, sich auf die interessanten Fragestellungen und auf die archäologische „Detektivgeschichte“ einzulassen. Die Lösung, die Mahoney bei der Frage „War Mose der Autor der fünf Bücher Mose?“ am Ende findet, ist in der Tat verblüffend.
„Patterns of Evidence: Die Mose Kontroverse“, Video-DVD, 120 Minuten, Verlag: inner cube Gmb, FSK ab 6 Jahre, 18,95 Euro, ISBN 978-3-942540-54-4
Von: Jörn Schumacher