„Es ist gut, dass die AfD nicht stärkste Partei geworden ist“, teilte Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin, Brandenburg und der Schlesischen Oberlausitz (EKBO), am Sonntagabend mit. Dennoch habe ihn das gute Abschneiden der rechten Partei um Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz erschreckt. So hätten die Wähler eine Partei gestärkt, „die sich nicht klar gegen den Rechtsextremismus abgrenzt und mit der dreisten Geschichtslüge ‘Vollende die Wende‘ Wahlkampf gemacht hat.“
Bei den Wahlen am Sonntag in Brandenburg erhielt die AfD 23,5 Prozent der Wählerstimmen, 11,3 Punkte mehr als 2014. Damit geht sie als zweitstärkste Kraft aus der Abstimmung hervor. Sieger ist die SPD mit 26,2 Prozent der Stimmen. Sie verlor im Vergleich zur vorherigen Wahl 5,7 Punkte. Auch in Sachsen wurde die AfD am Sonntag zweitstärkste Kraft mit 27,5 Prozent der Stimmen. Sieger ist die CDU mit 32,1 Prozent. In Brandenburg hatte die AfD unter anderem mit dem Slogan „Die Wende vollenden“ Wahlkampf gemacht. Kritiker warfen ihr Geschichtsrevisionismus vor, unter ihnen waren auch Bürgerrechtler der Wendezeit.
„Brandenburg braucht Weltoffenheit“
Dröge erklärte dazu nun: „Die ‘Wende‘ wird erst dann vollendet sein, wenn die Protestwähler wieder Vertrauen in unsere freiheitlich-demokratisches Gesellschaftssystem gewonnen haben.“ Brandenburg brauche Weltoffenheit. Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Mittelstand seien darauf angewiesen, dass Menschen aus aller Welt gerne nach Brandenburg kämen „und nicht durch Hetze und Rassismus abgeschreckt werden“.
Laut Dröge zeigt das Wahlergebnis eine hohe Unzufriedenheit in der Brandenburger Bevölkerung. Um dieser zu begegnen wünscht er sich einen Ausbau des Nahverkehrs, schnelles Internet, ärztliche Versorgung und eine „zügige Gestaltung des Strukturwandels in der Lausitz, um die dringend notwendige Beendigung des Braunkohleabbaus wirtschaftlich und sozial aufzufangen“.
Rentzing: „Wählerwille ist zu achten“
Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Carsten Rentzing, äußerte sich gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Bischof Heinrich Timmerevers am Montag zur Wahl: Er sei dankbar dafür, dass es freie Wahlen gebe, dafür hätten die Menschen in seinem Bundesland vor dreißig Jahren gekämpft. „Daher ist der Wählerwille zu achten, er ist in der Demokratie ein hohes Gut. Unterschiedliche politische Überzeugungen sind zu respektieren, Fairness und Toleranz sind Tugenden, die unsere Gesellschaft – auch jetzt – braucht“, teilte Rentzing mit. Er forderte die Gewählten dazu auf, aufeinander zuzugehen. Er wolle sie künftig weiterhin im Gebet begleiten.
Von: Anna Lutz