Ohne Ehrenamtliche läuft beim größten alternativen christlichen Kunst- und Musikfestival nichts: Das Freakstock-Festival stemmen viele freiwillige Helfer – egal ob im Organisationsteam, Catering oder auch beim Kloputzen. Viele Besucher bringen sich mit ihrer Tatkraft ein. Davon lebt das „Jesus-Festival“ auf dem Gut Haarbecke im nordrhein-westfälischen Kierspe.
Wer etwas auf dem Herzen hat, der kann zum Seelsorge- oder Gebetsteam kommen. Eine der Mitarbeiterinnen dort ist Becca Heinrich. Sie betet als Freiwillige für die Festivalbesucher. Zusammen mit einem Kollegen ist sie auf dem Gelände aktiv. Die Mitglieder des Gebetsteams sind an ihren grünen Leuchtbändern am Arm zu erkennen. Die Freakstock-Besucher können sie einfach ansprechen. Bislang wurden sie gefragt, unter anderem für Gesundheit zu beten. Zudem gab es Gebete für Personen, die derzeit eine neue Gemeinde gründen.
Das Gebetsteam kommt immer wieder ins Gespräch mit den Menschen vor Ort. Zum Festivalbeginn gibt es weniger Anfragen, aber es werden erfahrungsgemäß zum Ende hin mehr. Heinrich erklärt eine ihrer Herzensangelegenheiten: „Es ist mir ein Anliegen, dass die Besucher nicht nur ein schönes Festival haben, sondern dass sie auch einen Hunger nach Jesus und nach Gottes Wort bekommen.“
„Nichts kann uns von Jesus trennen“
Natürlich geht es auch um ganz Praktisches beim Helfen. Sarah Lena Birkenbeul bringt sich im Spätshop „Späti“ ein. Dort gibt es Witziges und Nützliches – von der Sonnencreme über das Mückenschutzspray, Kämme und Schokoriegel bis hin zu Seifenblasenlauge. Der Renner sind dieses Jahr Abziehtattoos und Glitzer für Gesicht und Körper, sagt Birkenbeul. Zudem verkauft der „Späti“ Taschenaschenbecher – ein kleines Plastikröhrchen mit Drehverschluss –, damit das Gelände sauber bleibt.
Auch am Freitag gab es in verschiedenen Workshops wieder auf ganz unterschiedliche Art und Weise Input. Die Rednerin Denisa Vosahlik ermutigte unter dem Motto „Jesus bleibt!“ ihre Zuhörer: „Egal, was wir in der Gemeinde, mit Glaubensgeschwistern oder welche Missstände wir erleben, es darf und kann uns nicht trennen von Jesus Christus, unserem Erlöser.“ Er sei das „Verlässlichste und Heilsamste, was es auf der Welt gibt“.
Ein paar Locations weiter stellt der Biologie- und Chemielehrer Ingo Krause die Frage: „Schöpfung und Evolution – ein Widerspruch?“ Er kommt zum Schluss, dass „Schöpfungs- und Evolutionsvorstellungen beide nicht ohne außerwissenschaftliche Grundannahmen auskommen“. Somit komme niemand bei dieser Thematik an einer Glaubensentscheidung vorbei. Christen bräuchten sich nicht zu verstecken: Es gebe keinen Widerspruch zwischen der Bibel und Naturwissenschaften, sondern nur zwischen einer darwinistischen Evolutionsvorstellung und einer Schöpfungsvorstellung.
Das Festivalgelände liegt mitten in der Natur. Etwa 50 Besucher machen sich auf zum „Wildkräuterspaziergang“ mit Lydia Bindrich. Sie erklärt den Festivalgästen, welche Kräuter sie getrost essen können. Zudem gibt sie Tipps, etwa dass sich der als Unkraut geltende Gänsefuß gut auf dem Teller macht und dass die Löwenzahnwurzel als Kaffeeersatz dienlich ist.
So vielschichtig, wie das Programm des Freakstocks ist, so verschieden sind auch seine Gäste. Die Veranstalter erwarten bis Sonntag bis zu 2.500 Besucher. Seit 1995 findet das Festival bis auf eine Ausnahme jährlich statt. Die freikirchliche Glaubensgemeinschaft „Jesus Freaks“ organisiert die Veranstaltung.
Von: Martina Blatt