In seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst führte der Theologe Johannes Reimer aus, dass Jesus das Maß aller Dinge ist. Im christlichen Glauben gehe es nicht um das, sondern um den Wichtigsten. Reimer war früher überzeugter Kommunist und fand dann zum christlichen Glauben. Nach der Ausreise aus der ehemaligen Sowjetunion studierte er Theologie. Aktuell ist er für die weltweite Evangelische Allianz unterwegs.
Reimer faszinierten die Segensspuren, die von Bad Blankenburg ausgehen. Der Schreiber des Hebräer-Briefes wolle auch Christen ermutigen, die den Glauben an den Nagel gehängt haben. Aktuell erteilten viele Menschen dem christlichen Glaube eine Absage, suchten aber trotzdem nach spiritueller Befriedigung: „Die Bevölkerung ist so offen für Spiritualität wie nie.“ Dies zeige ein Besuch auf Esoterik-Messen.
Vertrauen auf den Fürsprecher Jesus
Reimer kritisierte, dass in christlichen Kreisen oft über Geist und Geister, aber selten über den Meister selbst geredet werde: „Jesus ist kein Vertreter einer übernatürlichen Welt. Er ist Gott selbst und hat die Welt mit Gott versöhnt. Durch ihn haben wir Zugang zu Gott.“ Im gesamten Universum gebe es niemanden mit einer solchen Vollmacht.
„Jesus ist unser Fürsprecher und lässt sich auf dich ein“, erklärte Reimer und sorgte mit dem Nachsatz für Lacher: „sogar, wenn er aus Sachsen kommt.“ Die Gesellschaft wolle gerne eine Religion, die sie kontrollieren könne: „Gott real zu erleben, geht nur über Jesus. Er ist unvergänglich. Seine Tage vergehen nicht, und unsere auch nicht, wenn wir mit ihm leben.“ Gott führe eine sichere Straße, an der die Fundamente gelegt sind. Jeder müsse für sich ganz persönlich die Frage beantworten, wer Jesus für ihn ist. Die Konferenzteilnehmer fragte er: „Für wen hältst du ihn?“
„Wir müssen nicht Endgültiges leisten!“
Bereits zum 9. Mal war der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder bei der Allianzkonferenz. Er schätze besonders die Glaubenskraft, die von der Konferenz ausgehe: „Wenn verfolgte Christen sonntags den Gottesdienst besuchen, könnte es das letzte Mal sein. Sie tun es trotzdem. Diese Glaubenskraft wünsche ich mir für unser Land.“
Deutschland brauche Orientierung. „Wir müssen uns als Christen natürlich anstrengen, aber wir müssen nicht Endgültiges leisten. Dies können wir woanders erleben.“ Aus Bad Blankenburg und von der Deutschen Evangelischen Allianz gehe durch ihr beharrliches Wirken Einfluss aus. Gemeinsam mit der Deutschen Evangelischen Allianz sei es in der Koalitionsvereinbarung gelungen, einen Beauftragten für Internationale Religionsfreiheit zu installieren.
Die Deutsche Evangelische Allianz helfe intensiv dabei mit, die Religionsfreiheit zu verteidigen. „Es ist ein untragbarer Zustand, dass iranische Flüchtlinge, die hier zum Glauben gefunden haben, in einen Staat abgeschoben werden, in dem es keine Religionsfreiheit gibt.“ Religionsfreiheit heiße, seinen Glauben frei und öffentlich bekennen zu können. „Ich rufe die Bundesregierung auf, einen generellen Abschiebe-Stopp für konvertierte Christen in den Iran durchzusetzen.“
Absage an die Extreme
Kauder rief dazu auf, den Missionsauftrag im eigenen Land ernst zu nehmen: „Wir Christen können unseren Glauben nirgendwo besser leben als in einer Demokratie.“ Deswegen erteilte Kauder politischen Extremen links und rechts eine Absage. Es gehe darum, klar zu seinem Glauben zu stehen. Der Staat könne nicht alles verbieten. „Wenn angegriffen wird, was hoch und heilig ist, dann dürfen wir nicht schweigen.“ Neben Kauder waren noch die Bundestagsabgeordneten Albert Weiler, Frank Heinrich und Johannes Selle (alle CDU) da.
Hartmut Steeb stellte im Laufe des Abends die neue Leiterin des Evangelischen Allianzhauses vor. Gabriele Fischer sei die dritte Frau an der Spitze des Hauses. Fischer sagte, dass sie die Konferenz zu Zeiten der Teilung als Treffpunkt gläubiger Christen erlebt habe. Ihre neue Stelle trete sie an, weil sie Gott gefragt und von ihm eine klare Antwort bekommen habe.
Auch Reinhardt Schink, neuer Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, zeigte sich aus der Vor-Allianzzeit erstaunt darüber, welche Vielfalt und Reichtum die Evangelische Allianz präge. Die Allianz-Konferenz im vergangenen Jahr habe er als lebendig, überraschend und tief gehend erlebt: „Die alte Dame ‚Evangelische Allianz‘ hat ein großes Potenzial – organisiert von vielen Ehrenamtlichen.“
Von: Johannes Blöcher-Weil