„Die EKD sollte, müsste, könnte …“ So beginnen viele gut gemeinte Ratschläge, aber auch Schuldzuweisungen an die oberste evangelische Kirchenbehörde, die zentrale Adresse aller Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Ein Dienstleistungsunternehmen mit 200 Mitarbeitenden für die 20 Landeskirchen und die gemeinsame Stimme der evangelisch-protestantischen Volkskirche.
Grund zur Klage findet sich immer
Beteiligen sich nur wenige Kirchengemeinden an Evangelisationen vor Ort, wie zum Beispiel bei Pro Christ, läuft der Volkskirche immer noch das Volk weg, grüßt die EKD die Muslime zum Ramadan, sucht man eine Adresse, um sich über „liberale“ Pfarrer zu beklagen. Alles wird der EKD angehängt. Wer hat die Kirschen gefressen? Der Star war’s!
Kritik am Kirchentag, Kritik an der Kirchensteuer, alles landet beim Kirchenamt der EKD, in einem großen Backsteingebäude in der Herrenhäuserstraße 12 in Hannover. Hier laufen alle Informations- und Datenströme der Landeskirchen zusammen, hier arbeiten Theologen, Kirchenjuristen und Finanzexperten, ITler und Presseleute, von hier aus werden die 100 Auslandspfarrämter betreut und besetzt, hier tagt monatlich der Rat der EKD und bewegt die großen Themen der Theologie, der Ökumene und des öffentlichen Interesses, wie das unerhörte Elend afrikanischer Flüchtlinge im Mittelmeer.
Vom Geist Gottes entflammt
Die EKD ist keine Ortsgemeinde, sie dient den Gliedkirchen und deren 14.000 Ortsgemeinden. Darum ist es müßig, auf eine Erweckung in den Hunderten von Büros und Sitzungsräumen der Verwaltungshauptstelle der EKD-Gliedkirchen in Hannover zu warten. Aber warum eigentlich nicht? Ich habe von Gebetskreisen in der Kirchenverwaltung gehört, von Gottesdiensten, Mittagsgebeten und Andachten. Da vollzieht sich doch geistliches Leben. Und der Ratsvorsitzende wird sich, wie der Präsident des Kirchenamtes, von Herzen mitfreuen. Abwarten, mal sehen, was Gott daraus macht. Was trauen wir ihm eigentlich zu?
Und mal ganz unter uns: Welche freikirchlichen Christen würden ihre Bundesleitung oder ihren Präses oder Generalsekretär für stagnierende Mitgliedszahlen und für Auflösung von sterbenden Gemeinden oder für den Verlust missionarischer Kompetenz verantwortlich machen?
Lebendige Ortsgemeinden, die Jesus verkündigen, beten und in der Bibel zu Hause sind, können jederzeit vom Geist Gottes entflammt werden und geistlich Aufbrüche erleben. Auch solche, die diese Qualitäten nicht aufweisen.
Im Übrigen gilt Hesekiel 34,11: „Ich werde mich meiner Herde selbst annehmen, spricht der HERR!“ Gestern, heute und morgen. Die Gemeinde Jesu lebt vor Ort. In Freikirchen und Landeskirchen, in Gemeinschaften und in Brüdergemeinden und „Schwesterngemeinden“ und auch in der Kirchenverwaltung.
Die richtige Adresse
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Kritik am Kirchentag ganz einfach: an den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Fulda.
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Forderungen zur Mitwirkung bei Evangelisationen: an die jeweiligen Vorstände der Kirchengemeinden vor Ort oder an das Dekanat als nächstgrößere Verwaltungseinheit.
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Kritik an der Theologenausbildung: an die Ausbildungsreferenten der Landeskirchen und die Dekane der Theologischen Fakultäten.
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Kritik am System Kirchensteuer: zunächst mit den Finanzabteilungen der Landeskirchen oder den Bundestagsabgeordneten meiner Region.
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Kritik an der Kirchenleitung: direkt und persönlich an die jeweiligen Amtsträger.
Selber aktiv werden
Was wäre mein Beitrag zur Überwindung des Missstandes vor Ort? Beten, Kontakte pflegen, mich am Predigtnachgespräch beteiligen und ggf. Widerspruch einlegen. Oder Hausbesuche bei Alten und Kranken. Das wäre allemal schwerer, aber auch geistlicher, als in den Sozialen Medien in undifferenzierten Rundumschlägen die EKD fortwährend verbal und schriftlich für alles verantwortlich zu machen, was uns nicht gefällt.