Sind Außerirdische spirituell?

Eine ungewöhnliche Studie haben Forscher aus Argentinien und Chile durchgeführt: Sie wollten wissen, ob man erkennen könnte, wann eine außerirdische Lebensform spirituell ist oder nicht. Sie stießen dabei auf interessante Fragen, die auch uns Menschen betreffen.
Von Jörn Schumacher
Sollte es wirklich Außerirdische geben – wie erkennt man, ob sie Spiritualität kennen?

Die Studie trägt den offiziellen Titel „Searching for Spiritual Signatures in SETI Research“ (Suche nach spirituellen Spuren in der SETI-Forschung) und erschien im Magazin des Zentrums für Theologie und Naturwissenschaften (CTNS) in Berkeley, Kalifornien.

Die Suche nach außerirdischem Leben (auf Englisch „Search for Extraterrestrial Intelligence“, SETI) geht davon aus, dass es intelligentes Leben im All außer der Menschheit gibt. „Aber leben wir auch in einem Weltall, in dem Spiritualität wahrscheinlich ist?“, fragen die Autoren José G. Funes, von der Katholischen Universität Córdoba in Argentinien, der Theologe Lucio Florio, der spanische Astronom Marcelo Lares, und der Philosoph Mariano Asla von der Südlichen Universität Chiles.

Die Forscher richten sich bei ihren Überlegungen nach dem Konzept der „Noosphere“ des französischen Philosophen und Jesuiten Teilhard de Chardin. Dieser Begriff (abgeleitet vom griechischen Wort für „Geist“) bezeichne die „Sphäre des menschlichen Geistes/Verstandes“. Es müsse Marker geben, die bei einer außerirdischen Rasse auf eine gewisse Spiritualität hinweisen, sind die Forscher überzeugt. Ähnlich wie man an Markern bei Planeten sehen könne, ob Wesen eine Zivilisation entwickelt haben oder nicht, müsste man die Entwicklung von Spiritualität bei einer Spezies erahnen können.

„Die Entdeckung außerirdischen Lebens kann jederzeit passieren“, schreiben die Experten. „Oder aber nie.“ Doch wenn es so weit ist, wäre es gut, einschätzen zu können, ob die Wesen an eine übernatürliche Welt glauben – schon allein wenn man mit ihnen kommunizieren möchte. Dann stünden Fragen an wie: Sind wir Teil einer größeren spirituellen Familie? Deswegen haben die Forscher das Forschungsprojekt OTHER (ein Akronym für „Otros mundos, la Tierra, la Humanidad y el Espacio Remoto“) in Argentinien ins Leben gerufen.

Was ist eigentlich Geist?

Zunächst mussten die Forscher den Begriff „Geist“ definieren. Bei den griechischen Philosophen sei dieses Phänomen als „Nous“ oder „Pneuma“ bekannt gewesen. Das englische Wort für Geist, „Spirit“, komme vom Lateinischen Spiritus, was ursprünglich „Atem“ bedeutet habe. „Intelligente, spirituelle Wesen sind unserer Meinung nach nicht nur Wesen, die Informationen verarbeiten können – so wie das Tiere und Maschinen auch können –, sondern die abstrakt denken können und eine Sprache entwickeln und über die materielle Welt hinaus nachdenken können. Essentiell sei außerdem die Fähigkeit, sich seiner selbst bewusst zu sein.

Des weiteren sollten spirituelle Wesen Schönheit als solche erleben und genießen können und sich darüber über Kunst, Literatur und Musik oder Ähnliches austauschen. „Sie sollten die Fähigkeit haben, Warum-Fragen zu stellen und über die unmittelbare Wahrnehmung der Realität hinaus zu denken. Sie finden Bedeutung und Werte für Handlungen und Strukturen.“ Dies erlaube ihnen, Philosophie zu betreiben.

Hinzu komme die Fähigkeit, soziale Strukturen aufzubauen, also Clans, Dörfer, Nationen, globale Organisationen und Regierungen. Sie sollten sich ihrer Vergangenheit bewusst sein und die Zukunft planen können. Auch der Kult um die Bestattung von Toten spiele eine Rolle und könne als Merkmal für spirituelle Empfindungen dienen. Freier Wille, moralisches Empfinden, Altruismus, Empathie sind weitere Erkennungsmerkmale für die Forscher. „Die Fähigkeit, persönliche Beziehungen untereinander aufzubauen, sowie ein Sinn für spirituell-religiöse Gemeinschaften, der zu einem Bewusstsein für übergreifende kulturelle Formen führen kann.“ Ein wichtiger Unterschied etwa zwischen Tieren und Menschen bestehe in der Religion.

Eine Schlussfolgerung der Studie lautet: Wenn es Außerirdische geben sollte, kommen sie wahrscheinlich in zwei möglichen Arten vor. Entweder die Gesellschaft hat so etwas wie Spiritualität hervorgebracht, dann könnte man das an den beschriebenen Merkmalen sehen. Auf der anderen Seite sei eine Gesellschaft ohne diese Merkmal wohl eher von einer Kultur der Aggression und „Raubtier-Verhalten“ geprägt. Im Mittelpunkt stehe dann wahrscheinlich die Notwendigkeit, zu überleben um jeden Preis. Darum sei zu befürchten, dass diese Spezies andere unterdrücken und versklaven wollen.

Sollten die anderen Bewohner des Universums allerdings spirituell geprägt sein, seien sie wahrscheinlich offen für neue Ideen, willens, andere Zivilisationen zu entdecken und damit gut geeignet für eine Kontaktaufnahme.

Von: Jörn Schumacher

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