Kirchentagsworkshop mit BDS-Unterstützern abgesagt

Auf Druck des Kirchentages hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung einen Workshop abgesagt. Der Grund: Unter den geplanten Diskutanten waren auch zwei prominente Unterstützer der als antisemitisch geltenden BDS-Bewegung. Die Stiftung versucht nun, die Veranstaltung trotzdem durchzuführen – an einem anderen Ort.
Von Nicolai Franz
Kirchentags-Generalsekretärin Julia Helmke: Der Kirchentag hat eine klare Haltung zu Antisemitismus

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Partei Die Linke nahesteht, hat einen Workshop auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag abgesagt. Der Kirchentag war in die Kritik geraten, nachdem bekannt geworden war, dass in dem Workshop zwei prominente BDS-Aktivisten auftreten sollten. BDS bedeutet Boycott, Divestment and Sanctions und beinhaltet unter anderem einen Boykott gegen israelische Waren, um Israel zu isolieren und dadurch zu zwingen, seine Politik gegenüber den Palästinensern zu ändern. Der Deutsche Bundestag verurteilte die BDS-Bewegung im Mai 2019 als antisemitisch.

Bei den BDS-Unterstützern handelt es sich um den islamischen Theologen Farid Esack und den evangelischen Theologen Ulrich Duchrow. Nachdem der Journalistenblog „Ruhrbarone“ am Dienstag darüber berichtet hatte, dementierte der Kirchentag auf Twitter zunächst, dass Esack und Duchrow auftreten würden. In der Tat finden sich diese Angaben über Podiumsteilnehmer im offiziellen Kirchentagsprogramm nicht – wohl aus Platzgründen.

Auf der Pressekonferenz des Kirchentages am Donnerstag erklärte die Kirchentags-Generalsekretärin Julia Helmke, am Mittwoch davon erfahren zu haben, dass sich zwei Podienteilnehmer eines Workshops der BDS-Bewegung zugehörig fühlten. Die Stiftung, nicht der Kirchentag, hätten den Workshop mit dem Titel „Imperien des Mammons oder Wege der Gerechtigkeit?“ geplant. „Wir haben hier eine klare Haltung als Kirchentag und haben die Rosa-Luxemburg-Stiftung aufgefordert, die Referenten auszuladen oder die Veranstaltung abzusagen.Die Stiftung habe das Seminar daraufhin abgesagt.

Stiftung fühlt sich unter Druck gesetzt

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung bestätigte die Absage auf Anfrage von pro. „Es wurde Druck aufgebaut“, teilte eine Sprecherin mit. Die Ausladung einzelner Podiumsgäste komme nicht in Frage. „Wir sehen jedoch in der aktuellen Situation die Gefahr, dass die inhaltliche Debatte derart von den Diskussionen rund um die Podiumsbesetzung überlagert wird, dass wir nicht mehr von einer sinnvollen Durchführung der Veranstaltung auf dem Kirchentag ausgehen konnten. Daher sahen wir uns gezwungen, das Podium auf dem Kirchentag in Gänze abzusagen.“ Die Stiftung bedaure das. Ziel sei ein theologischer Gerechtigkeitsdiskurs gewesen. Die Stiftung suche gegenwärtig nach einem alternativen Veranstaltungsort.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hatte im Vorfeld des viertägigen Glaubensfestes in Dortmund eine Kampagne gegen Antisemitismus initiiert. Kirchentagspräsident und Journalist Hans Leyendecker teilte dazu mit: „Wer Menschen angreift, die eine Kippa oder eine Halskette mit Davidstern tragen, der greift uns an.“ Im Eröffnungsgottesdienst sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Solange Jüdinnen und Juden Angst haben und nicht vollkommen sicher sind, darf unser Land nicht ruhig schlafen.“

Von: Nicolai Franz

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