Jugendliche orientieren sich in den Videos, die sie für Soziale Medien drehen, an strikten Normen und traditionellen Vorstellungen von „männlich“ und „weiblich“. Das erklärte Tatjana Witting, Medienpädagogin an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Braunschweig.
Das Geschlecht treibe Jungen und Mädchen dazu, bestimmte Videos in den Sozialen Medien anzuschauen, sagte sie beim nordrhein-westfälischen Fachtag der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kummunikationskultur in Bielefeld. Während junge Männer sich rebellisch, wenig emotional und sexistisch darstellten, gebe es viele Videos von Mädchen und jungen Frauen, in denen diese sich freundlich und angepasst zeigten. Dies manifestiere traditionelle Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeit.
Witting beobachtet, dass sich Menschen bei Instagram schöner inszenierten als bei Facebook. Bei den aktuellen Maßstäben wachse der Druck auf die persönliche Schönheit und darauf, seine Bilder zu bearbeiten: „Nirgendwo findet eine so starke Vereinheitlichung weiblicher Attraktivität statt wie in den Sozialen Medien. Das Aussehen wird zur Ressource in sozialen Netzwerken. ‚Look‘ punktet bei den Mädchen mehr als ‚Skills‘ und ‚Bikini’ mehr als ‚schönes Gesicht‘.“ Körper seien jedoch in Vielfalt da und gehörten in dieser Vielfalt geschätzt, forderte Witting.
Mobbing wegen Bildern in Sozialen Medien
Mädchen seien insgesamt kritischer mit ihrem eigenen Körper als Jungen. Mittlerweile seien aber auch nur noch 67 Prozent der Jungen zufrieden mit dem eigenen Körper, sagte Maike Groen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der Technischen Hochschule Köln. Dies sei bedenklich, da Kinder mit einem positiven Körpergefühl aufwachsen sollten.
Jedes vierte Mädchen ab zwölf Jahren sei auf Diät, ab dem 13. Lebensjahr sei es schon fast jedes dritte. Groen verdeutlichte auch, dass 23 Prozent der befragten Mädchen und 16 Prozent der Jungen schon einmal gemobbt wurden wegen eines Bildes, das sie von sich ins Netz gestellt haben.
Laut wissenschaftlichen Studien haben 85 Prozent der 15- bis 18-Jährigen mindestens schon einen Porno gesehen. Bei den 11- bis 15-Jährigen sind es 43 Prozent. Groen plädierte dafür, Jugendlichen positive und negative Erfahrungen von Sexualität weiterzugeben, um ein möglichst realistisches Bild zu transportieren.
Von: Johannes Blöcher-Weil