In Deutschland gibt es zu wenige Organspender. Darin sind sich die meisten Politiker einig. Unterschiedliche Auffassungen herrschen jedoch in der Frage, auf welche Weise mehr Menschen für eine Organspende gewonnen werden können.
Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht, wird künftig automatisch jeder Bürger Organspender – solange er nicht widerspricht. Unterstützung erhält Spahn dafür vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Doch gegen diese sogenannte Widerspruchsregelung regt sich fraktionsübergreifender Widerstand.
Mehrere Abgeordnete um die Grünen-Chefin Annalena Baerbock und ihre Amtskollegin Katja Kipping (Linke) fordern, weiter auf Freiwilligkeit zu setzen.
Hausärzte sollen aufklären
Bisher müssen die Bürger ausdrücklich erklärt haben, dass nach der ärztlichen Festellung des Todes Organe entnommen werden dürfen. Der alternative Gesetzentwurf sieht die Einrichtung eines bundesweiten Onlineregisters vor. Darin sollen Spendenwillige ihren Willen zur Organspende auf einfache Weise sowohl ausdrücken als auch widerrufen können. Wer seine Ausweisdokumente verlängern lassen will, den sollen die Ausweisbehörden künftig bei der Ausgabe der Dokumente auf die Möglichkeit von Organspenden hinweisen.
Weiter wollen die Abgeordneten, zu denen auch die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Karin Maag, und der FDP-Politiker Otto Fricke gehören, mehr Aufklärung: So sollen Hausärzte ihre Patienten alle zwei Jahre über die Organspende informieren – allerdings „ergebnisoffen“.
Baerbock teilte am Montag mit: „Ich bin mir sicher, mit unserem Gesetzesentwurf schließen wir die große Schere zwischen der enormen Organspendenbereitschaft und den wenigen Spendern.“ Zwar seien 84 Prozent der Deutschen bereit, Organe zu spenden, doch nur 36 Prozent hätten ihre Entscheidung festgehalten.
Von: Nicolai Franz