Am Montag ist die achte und finale Staffel der beliebten Fantasy-Serie „Game of Thrones“ gestartet. In der von Macht und Magie beherrschten Welt kämpfen vor allem die Familien Lannister, Stark und Targaryen nach sieben Staffeln noch immer um die Herrschaft über die Sieben Königslande von Westeros. Viel bedrohlicher erscheint nun jedoch der Angriff der Weißen Wanderer auf die Reiche der Menschen.
Die Charaktere der HBO-Serie hängen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen an. Die Religionen spielen dabei eine erhebliche Rolle. So folgt der Thronanwärter Stannis Baratheon in den Staffeln Eins bis Fünf der Führung der Roten Priesterin Melisandre. In Staffel Fünf versucht eine Gruppierung um den „Hohen Spatz“ aus einem Glauben an „die Sieben“ heraus, die politische Welt der Herrschenden zu reformieren. Zahlreiche weitere Religionen treiben die Handlung von „Game of Thrones“ seit Beginn voran.
Die Alten Götter des Waldes
Bei dem Glauben an die Alten Götter des Waldes handelt es sich um die Verehrung von Naturgöttern und -geistern unbekannter Anzahl und Namen. Der Überzeugung nach leben sie in Bäumen und Steinen, sind jedoch insbesondere in den sogenannten Götterhainen gegenwärtig. Dies sind die Heiligenstätten der Religion, kleine Waldflächen, in deren Zentren große Werholzbäume mit eingeritzten Gesichtern stehen. Diese „Herzbäume“ stellen Schreine für die Alten Götter dar. Vor ihnen leisten die Gläubigen Versprechen und Eide. Einstmals war die Religion unter den Kindern des Waldes und den Ersten Menschen verbreitet. Dann fielen die Andalen in Westeros ein und etablierten den sogenannten Glauben an „die Sieben“. Lediglich einige Menschen aus den nördlichen Häusern von Westeros beten noch zu den Alten Göttern. Vor allem durch die Protagonistenfamilie, die Starks, dürfte dieser Glaube den meisten Fans bekannt sein.
Die Sieben
Rund 6.000 Jahre vor Beginn der Handlung von „Game of Thrones“ fielen die Andalen aus dem östlichen Kontinent Essos in Westeros ein. Neben den Ersten Menschen stellen sie nun die ethnische Mehrheit in den Sieben Königslanden. Hier etablierten sie ihren Glauben an „die Sieben“, die oft auch als die „Neuen Götter“ bezeichnet werden. In dieser in Westeros am meisten verbreiteten Religion setzt sich die Gottheit aus sieben verschiedenen Aspekten zusammen. Je nach Situation richten die Anhänger ihre Gebete an Mutter, Vater, Krieger, Schmied, Jungfrau, altes Weib oder an den Fremden. Während jeweils drei dieser Rollen männlich beziehungsweise weiblich sind, besitzt der Fremde kein Geschlecht und verkörpert das Unbekannte. Auffällig bei diesem Glauben ist, dass – ähnlich wie bei der christlichen Trinität – an einen einzigen Gott geglaubt wird, der sich in unterschiedlichen Facetten offenbart.
Im Gegensatz zu dem Glauben an die Alten Götter des Waldes ist die Religion der Sieben institutionalisiert. Den Vorstand des Klerus bildet dabei der Hohe Septon, der seinen Sitz in der Septe von Baelor in der Hauptstadt Königsmund hat und für gewöhnlich eine Krone trägt. Ihm untersteht die Priesterschaft, die sowohl aus männlichen Vertretern, den Septons, als auch weiblichen Septas besteht. Diese leiten die Septen, die Gotteshäuser mit siebeneckigen Grundrissen. Hier werden neben Gebeten auch Zeremonien, etwa Hochzeiten, abgehalten. Außerdem glauben die Anhänger an sieben Himmel und Höllen und folgen einer heiligen Schrift. Der Siebenzackige Stern ist ihr Glaubenssymbol. Innerhalb der Religion gibt es keine unterschiedlichen Konfessionen, einzelne Praktiken und Werte sind jedoch örtlich verschieden stark ausgeprägt.
Der Ertrunkene Gott
Der Glaube an den Ertrunkenen Gott ist eine Besonderheit in Westeros, da es sich um eine lokale und unabhängige Überzeugung handelt. Sie ist ausschließlich auf den Eiseninseln zu verorten. Das dort lebende Seefahrervolk verehrt eine erbarmungslose Gottheit. Die Anhänger glauben daran, für das Morden, Kämpfen und Plündern zu Ehren ihres Gottes belohnt zu werden. Der gewalttätige Glaube fordert außerdem dazu auf, sich Dinge einfach zu nehmen, anstatt etwa für sie zu bezahlen.
Der Ertrunkene Gott wurde dem Glauben der Eisenmänner nach in früheren Zeiten vom feindlichen Sturmgott ertränkt. Er erstand wieder auf und lebt nun im Meer, während sein Gegenspieler im Himmel wohnt. Die Anhänger werden deshalb in einer Zeremonie in Salzwasser „ertränkt“. Anschließend belebt ein Priester sie wieder. Diese Praxis soll sie stärken und erinnert dabei an die christliche Taufe. Könige müssen diese Zeremonie über sich ergehen lassen – und freilich überleben –, bevor sie vom Volk anerkannt werden. Das Meerwasser dient sowohl dem Segnen von Menschen als auch dem Ertränken von Gegnern, die so dem Ertrunkenen Gott geopfert werden. Der Wahlspruch der Gläubigen lautet: „Was tot ist, kann niemals sterben.“
Der Herr des Lichts
Eine weitere wichtige Religion ist der Glaube an den Herrn des Lichts, der auch als Feuergott, Roter Gott oder R’hllor bezeichnet wird. Er ist vor allem in Essos verbreitet. Einem entschiedenen Monotheismus folgend, existiert nach ihm nur eine einzige, allmächtige Gottheit. Alle weiteren sind Götzen. Seinen Klerus bilden die Roten Priesterinnen und Priester. Diese stehen vor allem für die Verehrung und Anbetung von Feuer und Licht ein, denn „die Nacht ist Dunkel und voller Schrecken“, wie es in einer Gebetsformel heißt. Der Herr des Lichts ist demnach der Beschützer der Menschheit vor Dunkelheit, Kälte und Tod. Sein Gegenpart ist der Große Andere. Zugehörige der Religion sind Feuer-affin. Darin enthüllen sich ihnen oftmals Visionen und Prophezeiungen. Der Herr des Lichts verlangt jedoch auch Brandopfer, um die Seinen zu stärken. Es gilt die Überzeugung, die Welt sei die Hölle und der Herr des Lichts wolle seine Diener daraus erretten, weshalb der Opfertod auch als Gnade empfunden wird.
Ein wichtiger Aspekt dieser Religion ist außerdem das Erwarten der Ankunft eines vorzeitigen Prinzen. Dem Krieger Azor Ahai, der einst gegen den Großen Anderen kämpfte, wurde die Wiedergeburt prophezeit. In Westeros wird der Glaube an den Feuergott außer durch Melisandre vor allem durch den Roten Priester Thoros von Myr innerhalb der „Bruderschaft ohne Banner“ vertreten.
Der Vielgesichtige Gott
In Essos gibt es außerdem den weniger verbreiteten Glauben an den Vielgesichtigen Gott oder auch den Gott des Todes. Dieser wird vor allem von den Gesichtslosen Männern, einer Gilde von Attentätern, vertreten. Die Organisation hat ihr Zentrum in der Freien Stadt Braavos. Hier unterweist auch der gesichtslose Jaqen H’ghar die mittellose Arya Stark, eine der Hauptfiguren, in seiner Kunst.
Der Große Hengst
Zu den kleineren, meist lokalen Stammesreligionen in Essos gehört auch der Glaube an „den Großen Hengst“. Diesen besitzen die Dothraki, ein Nomadenvolk aus berittenen Kriegern, das frei auf der Ebene von Essos umherzieht. Den Großen Hengst erkennen sie als Schöpfer der Welt an. Die Dothraki tragen mit ihren groben Sitten und wenig feinen Bräuchen maßgeblich zu der Charakterentwicklung der Thronanwärterin Denearys Targaryen bei. Insgesamt fällt auf, dass es zwischen den fiktiven Religionen nach G.R.R. Martin und denen der realen Welt einige Übereinstimmungen gibt. Doch auch innerhalb der Serie finden sich einige Überlappungen in den Überzeugungen der einzelnen Glaubensrichtungen. So existieren zum Beispiel vor allem in Westeros gemeinsame Regeln gegen Inzest, Sippenmord und das Zeugen von Bastarden. Interessant zu beobachten ist außerdem, dass trotz der religiösen Vielfalt in „Game of Thrones“ kein Glaube dominiert. „Ich hab‘ schon die ganze Welt umsegelt, und überall wo ich hinkomme, reden die Leute vom einzig wahren Gott. Alle glauben den Richtigen anzubeten“, fasst der Pirat und Flottenkommandant Salladhor Saan treffend zusammen.
Von: Henriette Stach