Insgesamt 1.063 „antichristliche Attacken“ wurden vergangenes Jahr in Frankreich registriert, berichtet die Welt am Sonntag (WamS). „Die Zahl ist im Vergleich zu 2017 gestiegen, da waren es 878 Angriffe. Im Vergleich dazu wurden rund hundert Synagogen und Moscheen geschändet.“ Oft handele es sich um Jugendliche, die sich in Kirchen verhielten wie auf einem Spielplatz, berichten Priester.
Am 7. März wurde die Orgel in der Kathedrale von Saint-Denis bei Paris beschädigt, in der Frankreichs Könige beerdigt sind. Die Zeitung listet weiter auf: „11. März: Vandalismus in Saint-Louis, Straßburg. 17. März: Ausbruch eines Feuers in Saint-Sulpice, Paris. Im Februar waren Kirchen in Lavaur, Dijon und Nîmes die Zielscheiben.“ In der Église Notre-Dame-des-Enfants in Nîmes wurde der Tabernakel aufgebrochen, Hostien in ein Kreuz gedrückt, das aus Kot an die Wand gemalt.
Vor drei Wochen wurde die Kirche in Reichstett geschändet: Satanssymbole an der Außenwand, ein altes Kirchenfenster eingeschlagen. „Rein materiell hält sich der Schaden in Grenzen“, sagt Père Gabriel Tchonang, aber es gebe einen Schmerz, den nicht nur die gläubigen Katholiken in Frankreich spürten. Der Priester Tchonang sagt, der Vandalismus häufe sich, aber man spreche kaum darüber. Man lebe inzwischen „in einer Welt, die das Christentum abgeschafft hat, welches das Abendland über Jahrhunderte geprägt hat.“
Der Sprecher der französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, schrieb auf Twitter mit: „Wir werden uns nie daran gewöhnen, dass diese Orte des Friedens Ziel solcher Gewalt werden.“ Didier Muntzinger, Bischofsvikar von Straßburg und Stellvertreter des Bischofs, sagt gegenüber der WamS: „Wir spüren im Elsass eine starke Welle von Antisemitismus, Rassismus und Christianophobie.“ Nur noch zwei Prozent der getauften Katholiken gingen regelmäßig in die Kirche, sagt Muntzinger. Praktizierende Katholiken seien eine gesellschaftliche Splittergruppe geworden. Manche Theologen interpretierten die Zerstörungswut auch so, dass die Täter das Christentum für die jahrhundertelange Deutungshoheit bezahlen lassen wollten.
Von: Jörn Schumacher