Im Dezember 2018 sind in China Pastor Wang Yi, seine Frau Jiang Rong und hunderte Mitglieder seiner protestantischen Untergrundkirche in Chengdu im Südwesten Chinas verhaftet worden. Der chinesische Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Liao Yiwu, fordert die Freilassung des Pastors. Dazu hat er einen emotionalen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) veröffentlicht. Yiwus Angaben zufolge war Wang Yi wegen „Anstiftung zum Umsturz“ verhaftet worden und wird seitdem an einem geheimen Ort festgehalten.
In einer Linie mit Bonhoeffer
Pastor Wang Yi sei ein Gefangener des Staates in einem „Gehirnwäschekrieg“, der an Diktatoren wie Hitler, Stalin und Mao erinnere, schreibt Yiwu in seinem Plädoyer für die Freilassung des Pastors in der FAZ. Der Schriftsteller vergleicht die Tapferkeit Wang Yis mit der Dietrich Bonhoeffers, weil er beispielsweise im Predigerseminar gesagt habe: „Wir haben die Pflicht, Xi Jingping zu sagen, dass er ein Sünder ist. Seine Regierung hat Gott beleidigt, weil sie Kirchen verfolgen, die Jesus Christus dienen.“ Wenn der Staatspräsident nicht bereute, könne er nicht gerettet werden, habe der Pastor erklärt. Yiwu sagt über sich selbst: „Ich bin nicht religiös, ich bin kein Christ (…) halte mich unbewusst fern von Missionieren und Gotteslob.“ Der Schriftsteller sieht sich selbst als „Aufnahmegerät dieser Zeit“, das „manchmal Tränen im Gesicht“ habe.
Papst soll sich schämen
Mit Blick auf das chinesische Regime appelliert Yiwu in dem Beitrag „an alle Politiker im Westen, an alle Dichter, Schriftsteller und China-Experten, an alle, die sich mit Menschenrechten beschäftigen, und an alle einfachen Bürger, Widerstand auszuüben gegen die Gehirnwäsche und den Krieg, der die Seele angreift.“ Der Schriftsteller fordert von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD), ihren Einfluss geltend zu machen und den chinesischen Staatschef Xi Jingping zur Freilassung von Pastor Wang Yi und seiner Frau zu drängen. Von US-Präsident Donald Trump verlangt der Schriftsteller: „Retten Sie Pastor Wang und seine Frau, Sie haben Ihre Hand auf eine Bibel gelegt bei Ihrem Amtseid, und genau solche Bibeln werden jetzt verbrannt.“ Mit dem Vatikan und und Papst Franziskus geht Yiwu ins Gericht. Die sollen sich nach Worten Yiwus „schämen“ für eine Übereinkunft mit der chinesischen Regierung. „Ich hoffe, dass sie bereuen und öffentlich die Freilassung der Kinder Gottes fordern.“
Liao Yiwu ist chinesischer Schriftsteller und Dichter, der international Beachtung gefunden hat. Wegen seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung sind seine Werke in China verboten. 2012 hat Yiwu den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Er floh 2011 aus seiner Heimat und lebt jetzt im Exil in Berlin.
Von: Norbert Schäfer