Ob das ein Zeichen von oben ist? Die Bestätigung meiner Anmeldung zur Papst-App „Click to Pray“ (Klicken, um zu beten) landet erst einmal im Spam-Filter meines E-Mail-Postfaches. Was soll das dem protestantischen Journalisten sagen? Die Online-Plattform, bei der miteinander und füreinander, aber vor allem für die Gebetsanliegen von Papst Franziskus gebetet wird, gibt es in sechs Sprachen. Die deutsche Version kam im Jahr 2017 dazu.
Beim Einloggen teilt die App mit, dass im Januar 774.120 Menschen mit dem Papst gebetet hätten. Die monatlichen Gebetsanliegen von ihm gibt es in einminütigen YouTube-Videos anzuschauen. Die App ist auch deshalb gerade medial präsent, weil der Papst sein aktuelles Gebetsanliegen über andere soziale Netzwerke weiter verbreitet hat. Da der Weltjugendtag dieses Jahr in Panama stattfindet, fordert Franziskus die App-Nutzer auf, vor allem für die jungen Menschen in Lateinamerika zu beten. Diese sollen „Marias Beispiel folgen und auf Gottes Ruf antworten, indem sie die Freude des Evangeliums in die Welt hinaustragen“.
Das deutschsprachig untertitelte Video, das dazu am 8. Januar hochgeladen wurde, hat bisher 811 Klicks. Die meisten der Gebete für das Anliegen kommen also höchstwahrscheinlich eher aus dem spanischsprachigen Bereich. Unter dem Video findet sich der Inhalt des Gebetsanliegens nochmals in Textform wieder. Auch gibt es für die Benutzer Texte mit konkreten Gebetsvorschläge, was praktisch ist. Dazu gibt es Anregungen für Benutzer, die nicht in Lateinamerika leben: Sie könnten zum Beispiel ein Treffen mit jungen Menschen in der eigenen Gemeinde dazu organisieren.
Eigene Gebete, die man als angemeldeter User auch schreiben darf, können nicht mehr als 300 Zeichen haben – beim offensichtlichen Vorbild Twitter liegt das Limit bei 280 Zeichen. Unter dem Gebet wird angezeigt, wer sich von den Tausenden Benutzern an den einzelnen Gebetsanliegen beteiligt hat. Eine Userin schreibt: „Heiliger Geist, ich nehme heute deine Fülle für mich in Anspruch. Stärke mich und hilf mir, dass ich das, was zu tun ist, mit der richtigen Einstellung tue.“ Für dieses Anliegen haben zwei weitere Benutzer gebetet.
Praktische App-Gestaltung
Die App macht einen angenehm aufgeräumten Eindruck. Das gelb-grau-weiße Menü, das farblich an die Flagge des Vatikan erinnert, ist intuitiv zu bedienen. Nach dem Klick auf den Pray-Knopf bei einem Gebetsanliegen sagt die App höflich „Danke, dass du mitbetest“. Die Anmeldung funktioniert über das eigene Facebook- oder Google-Konto. Aber auch mit der eigenen E-Mail ist das, wenn der Spam-Filter nicht zu fleißig ist, schnell getan.
Nützlich ist auch die Funktion, sich als Nutzer morgens, mittags und abends zu individuell einstellbaren Zeiten Gebetsimpulse zuschicken zu lassen. Inhaltlich unterscheidet sich aber die „Click to Pray“-App nicht sonderlich von diversen Webseiten, die sich um Gebetsanliegen kümmern. Den Unterschied macht in diesem Fall eher das Gefühl, einen „direkten Draht“ zum Papst zu haben, der einem wie ein Freund Nachrichten auf das Handy schickt. Wenn man das denn will. Zudem macht die ruhige und übersichtliche Oberfläche der App Spaß.
Papst warnt vor Sozialen Medien
Auf Dauer könnte hier sicherlich ein ähnlicher Suchtfaktor wie in anderen sozialen Netzwerken auftreten. Anstelle von Likes und Sternen belohnt hier das Gehirn den Körper bei dem Symbol der zusammengefalteten Hände, die zeigen, dass für einen gebetet wird. Vor Sozialen Medien warnt eigentlich Papst Franziskus, obwohl er sie selbst für die Verbreitung seiner Botschaften verwendet. Es bestehe für Menschen die Gefahr, den Kontakt zum wahren Menschen zu verlieren. Bei einer vernünftigen Frequentierung dürfte die App aber für den Alltag von jungen und auch älteren Menschen eine Anregung sein.
Von: Michael Müller