Hannes Stein verteidigt den Berufsstand der Journalisten. In einem Essay unter dem Titel „Ein nobler Beruf“ trat Stein am Donnerstag zur Ehrenrettung des Journalismus an. Das Ansehen der Presse und deren Mitarbeiter sei immer schon gering gewesen, schreibt er in der Tageszeitung Die Welt. „Auf die besseren Partys werden wir nicht eingeladen“, stellt der Autor fest.
Stein führt ein Zitat des kambodschanischen Diktators Hun ins Feld, der im Hinblick auf unabhängige Journalisten gesagt hat: „Donald Trump hat verstanden, dass es sich hier um eine anarchistische Gruppierung handelt.“ Das sei wahr, erkennt Stein an und schreibt: „Journalisten sind wirklich Anarchisten: Sie lehnen jede Herrschaft von Menschen über Menschen ab, die sich der demokratischen Kontrolle entzieht.“ Stein stellt jedoch klar: „Journalismus ist ein nobler Beruf.“ Der Berufsstand sei seit 200 Jahren damit beschäftigt, „die Wahrheit über Tyrannen und Päpste jeder Couleur und Größenordnung herauszufinden und zu verbreiten“.
Journalisten bezeichnet Stein als „Enkel der Aufklärung“, die gefeuert würden, wenn sie Fake News ausstreuten und somit bewusst die Unwahrheit verbreiteten. „Glaubt jemand allen Ernstes, eine Zeitung, die sich auf dem freien Markt der Waren und Ideen behaupten will, könnte sich erlauben, ständig Lügengeschichten zu drucken?“, fragt Stein. Der Autor bekennt, dass Journalisten irren und Fehler machen. Allerdings würde Journalisten von Kritikern jeder Fehler „ungnädig unter die Nase gerieben, als ob sich eine böse Absicht dahinter verberge“, schreibt der Welt-Autor. Dabei verübelten die Kritiker den Journalisten, dass sie keine Hellseher seien.
Stein schreibt, dass Journalisten zu einer besseren Welt beitragen. Etwa indem sie bei Kriegshandlungen „mit ihren Kameras, ihren Mikrofonen, ihren Schreibblöcken jede Schandtat sofort dokumentieren“ und damit öffentlich machten. All jene die Journalisten verachten, müssten sich die Frage gefallen lassen: „Möchten sie ernsthaft in einer Welt ohne Journalismus leben?“
Von: Norbert Schäfer