Gabriele von Moltke, Leiterin der Berliner Abendschau des rbb, erklärte beim Medienempfang der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) am Dienstag, es brauche heute mehr denn je Qualitätsjournalismus. Zwar müssten sich Redaktionen dem Populismus „energisch entgegenstellen“. Journalisten sollten sich aber auch um jeden bemühen, „der reden will“. „Wenn wir einen Kommentar senden, dann rauscht das Netz vor Empörung“, sagte Moltke. Deshalb müssten Redaktionen heute mehr und besser erklären, wie sie arbeiteten. Es brauche Transparenz, um Glaubwürdigkeit und eine Verbindung zu Zuschauern und Zuhörern zu schaffen. „Wer motzt, ist immerhin noch dabei“, sagte Moltke.
„Der Populismus ist nicht nur schlecht“, räumte sie ein. Das „Geschrei von der Lügenpresse“ habe die Medien gestärkt. Sie reflektierten ihre Werte heute stärker und hätten auch „blinde Flecken“ erkannt. Moltke plädierte außerdem für eine emotionale Berichterstattung, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu gewinnen. Es sei wie bei einer guten Predigt: „Ohne Emotion geht nichts.“
„Unser Mann brauchte sechs Bodyguards“
Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF, sprach über die Probleme, die ZDF-Reporter bei den Demonstrationen in Chemnitz gehabt hätten: „Unser Mann brauchte sechs Bodyguards, um seine Arbeit zu machen.“ Ursprünglich für den Hass auf die Medien sei eine „durch die Digitalisierung getriggerte Polarisierung“. Es sei heute der Job von Journalisten, „mit den Leuten an die Pole“ zu gehen, wenn man das Grundgesetz als Mitte der Gesellschaft betrachte. Doch es gebe auch Grenzen. Journalisten müssten jeden Tag neu entscheiden, was und wie sie berichteten. So habe sich das ZDF bewusst dazu entschieden, etwa einen beleidigenden Tweet von AfD-Politikerin Beatrix von Storch zum Anti-Rechts-Konzert in Chemnitz nicht zu bringen.
Gaddum sagte, Medienanstalten müssten heute alle medialen Kanäle bedienen, auch Soziale Medien: „Wir müssen überall da sein, wo die Leute sind.“
Alexa, gibt es Gott?
Markus Dröge, Bischof der EKBO, erklärte, dasselbe gelte auch für die Kirche. „Klar ist, dass die Evangelische Kirche ihre Position in der Mitte der Gesellschaft nur behaupten kann, wenn sie ihre Bindung zu den Menschen erhält“, erklärte er. Das müsse auch durch mehr Präsenz innerhalb digitaler Medien geschehen. Damit sprach er nicht nur Soziale Netzwerke an sondern auch smarte Heimsysteme wie „Alexa“: „Ich wünsche mir, dass auf die Frage: Alexa, gibt es Gott? Alexa nicht stumm bleibt oder nur eine humanistische Antwort hat“, sagte Dröge. Das Kirchen-W-Lan „Godspot“ oder den jüngst vorgestellten ersten digitalen Klingelbeutel in Berlin nannte er als positive Beispiele dafür, „wie geistlicher Inhalt mit digitaler Entwicklung“ verbunden werde.
Von: Anna Lutz