Smartphones mit Suchtkontrolle

Der Internet- und Technologiekonzern Google rüstet sein neues Betriebssystem für internetfähige Mobiltelefone mit einer App aus, die das Nutzungsverhalten dokumentiert. Die App soll vor dem exzessiven Gebrauch der Geräte warnen.
Von PRO
Mensch nutzt ein Smartphone

Am Montag hat der amerikanische Internet- und Technologiekonzern Google sein neues Mobilbetriebssystem Android 9.0 vorgestellt. Nach Angaben der Tageszeitung Die Welt vom Dienstag wird das neue Betriebssystem mit dem Namen Pie (zu Deutsch „Kuchen“) zunächst nur für Google Smartphones zum Herunterladen angeboten. Andere Hersteller müssen nach Angaben der Zeitung noch bis zum Herbst warten, bis die neue Software auch für deren Produkte zur Verfügung steht.

Das Betriebssystem hat mit der App „Digital Wellbeing“ (zu Deutsch „digitales Wohlbefinden“) von Haus aus eine Funktion implementiert, mit der Nutzer vor dem übermäßigen Gebrauch ihrer Smartphones gewarnt werden sollen. Nach Angaben der Zeitung listet die App auf, wie viele Minuten einzelne Apps benutzt wurden. Mit dem neuen Betriebssystem können die Nutzer bestimmen, wie viel Zeit sie die einzelnen Apps nutzen dürfen. Im Gespräch mit der Zeitung hat der Produktmanager von Google für Android, Sagar Kamdar, erklärt: „Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, wie oft am Tag die Nutzer ihr Gerät aus der Tasche ziehen.“

Jeder 20. Jugendliche süchtig

Untersuchungen im eigenen Team hätten ergeben, dass das Smartphone durchschnittlich alle sieben Minuten entsperrt werde. Nach Angabe der Welt stellen Smartphones eine ständige Versuchung dar, das Verhalten der Nutzer könne bis zur Sucht reichen. Eine Untersuchung der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen zeige, dass 5,7 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 bis 24 von der Sucht, nach dem Smartphone zu greifen, betroffen seien.

Wie die Welt weiter berichtet, will auch Facebook eine Alarmfunktion einführen, die Nutzer vor übermäßgem Gebrauch von Instagram und Facebook warnen soll. Die Apps sollen den Benutzern eigenen Angaben zufolge mehr Kontrolle geben und selbstgesetzte Zeitlimits einhalten zu können.

Gegenüber der Zeitung hat der Experte für Mediensucht am Universitätsklinikum Ulm, Christian Montag, die technischen Neuerungen als ersten Schritt bezeichnet, „pathologisches Nutzungsverhalten“ zu durchbrechen, weil die Nutzer dadurch ihr eigenes Nutzungsverhalten reflektierten. Wer sich vom Smartphone wirlich lösen wolle, für den bestehe nur eine Chance: „Sie müssen das Gerät bewusst außer Reich- und Sichtweite bringen, etwa in einen anderen Raum.“

Von: Norbert Schäfer

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