Messerangriffe auf Bürgermeister, Behinderung von Rettungskräften, verbale Attacken gegen Ärzte und Krankenschwestern: Die Aggression der Deutschen scheint zuzunehmen. In Dokumentation „Das verrohte Land – Wenn das Mitgefühl schwindet“ widmet sich die ARD am 24. Juli diesem Thema. Personen, die in der Öffentlichkeit arbeiten und für die Einhaltung von gesellschaftlichen Regeln sorgen, seien immer häufiger mit Respektlosigkeit und Gewalt konfrontiert, heißt es in der Ankündigung zur Sendung. Selbstverteidigungskurse und Deeskalationsseminare sollten auf den Ernstfall vorbereiten, Sicherheitsberater hätten Hochkonjunktur, installierten Notknöpfe, planten Büros nach Fluchtmöglichkeiten und setzten Behördenmitarbeiter hinter Panzerglas.
„Was, wenn das Rathaus zur Sicherheitszone wird? Was, wenn jene, die für den Bürger da sein sollen, zunehmend Angst vor ihm haben und in ihm einen potenziellen Angreifer sehen?“, fragt der Film. In der Doku kommen Betroffene zu Wort und Experten, die das Phänomen der zunehmenden Bedrohung wissenschaftlich untersuchen.
Schon Anfang des Jahres warnten Wissenschaflter vor einem zunehmenden Egoismus in der Gesellschaft. Der Psychiater und Neurowissenschaftler Raphael Bonelli beobachtete in den vergangenen Jahren eine „ganz klare Steigerung“, was egoistisches Verhalten betrifft. In einem Artikel des Christlichen Medienmagazins pro erklärte er, dass der „zunehmende Narzissmus“ in der Gesellschaft viele Lebensbereiche betreffe wie Familie, Kommunikation in den sozialen Netzwerken oder eben das Verhalten im Straßenverkehr. Bonelli bemängelte außerdem, dass dem Thema in Expertenkreisen noch zu wenig Relevant beigemessen werde. „Ich höre den Aufschrei noch nicht laut genug“, sagte er. Vor allem von den Kirchen wünscht sich Bonelli in klares Profil, sich dieser Entwicklung entgegen zu stellen.
„Das verrohte Land – Wenn das Mitgefühl schwindet“ läuft am 24. Juli um 4.45 Uhr in der ARD. Außerdem ist der Beitrag anschließend in der ARD-Mediathek abrufbar.
Von: Swanhild Zacharias