Über die Hälfte der 18- bis 26-jährigen Protestanten sind ehrenamtlich engagiert, unter den Konfessionslosen ist es etwas mehr als ein Drittel. Das erklärte der Pfarrer und Diplompsychologe Wolfgang Ilg von der Evangelische Hochschule Ludwigsburg am Montag in Berlin. „Das Ehrenamt wird in der Evangelischen Kirche befördert“, stellte er fest. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Konfirmandenzeit. Konfi-Camps und Konfi-Praktika seien oft der erste Zugang junger Menschen zu ehrenamtlicher Arbeit. Auch in anderer Weise komme dieser Phase eine besondere Bedeutung zu: Diejenigen, die mit ihrer Konfi-Zeit zufrieden sind, hätten später nur eine halb so große Austrittsneigung wie diejenigen, die nicht zufrieden sind.
Um herauszufinden, wie kirchliches Engagement und Ehrenamt zusammenhängen, hatte die Evangelische Kirche in Deutschland die Studie „Jung – Evangelisch – Engagiert“ in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde die Erhebung von der Universität Tübingen zusammen mit dem Comenius-Institut. Sie umfasst eine repräsentative Befragung 18- bis 26-Jähriger, qualitative Interviews sowie eine längsschnittliche Befragung Jugendlicher vier Jahre nach ihrer Konfirmation.
Ehrenamt schafft Bindung zur Kirche
Demnach gaben 77 Prozent der befragten ehrenamtlich engagierten Christen an, es sei ihnen wichtig, Menschen zu helfen – im Gegensatz zu 53 Prozent der Nichtengagierten ohne christlichen Hintergrund. Politisches Engagement ist 53 Prozent der engagierten Christen wichtig, aber nur 24 Prozent der nichtchristlichen Nichtengagierten. Wer aus einem religiösen Elternhaus kommt, ist eher ehrenamtlich aktiv. Auch die Eltern selbst sind in frommen Haushalten eher engagiert.
Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts, sagte bei der Vorstellung, die Rolle der Eltern bei der Animation zum Ehrenamt sinke. Sie seien heute oft nicht mehr traditionell an die Kirche gebunden. Zugang schafften stattdessen oft Gleichaltrige. Junge Menschen mit Wertebindung, „die für oder gegen etwas sind“, wie Rauschenbach sagte, seien eher engagiert: „Wertgebundenheit schafft viele Gelegenheiten für Ehrenamt.“ Und: „Je früher man anfängt, umso eher bleibt man.“ Die Kirche müsse dieses Potential erkennen und ihre Orte nutzen, um junge Menschen anzusprechen. Denn die Studie zeigt auch, dass Kirchenmitglieder, die sich engagieren, eine stärkere Bindung zu ihrer Kirche haben.
Die Studie gibt auch Aufschluss über das Wahlverhalten der untersuchten Gruppen. Demnach gaben de meisten – 25 Prozent – der engagierten jungen Christen an, Union zu wählen, gefolgt von der SPD und den Grünen. Die AfD landete mit 7 Prozent auf Platz vier der Parteipräferenz. Unter den Nichtengagierten und Nichtreligiösen ist die Reihenfolge anders. Die meisten gaben auch hier an, Union zu wählen, gefolgt von der SPD. Auf Platz drei liegt aber mit 11 Prozent die AfD.
Von: Anna Lutz