Tausende Gläubige, viele hellblaue Katholikentag-Schals, eine laue Frühlingsabendwärme: Unter dem Leitwort „Suche Frieden“ ist in Münster der 101. Katholikentag mit prominenter Unterstützung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gestartet. Unter anderem beklagte der Politiker die leeren Kirchen im Land. Zum Beginn der fünftägigen Veranstaltung war dies aber nicht der Fall: 18.000 Menschen kamen laut Organisatoren auf dem Domplatz zusammen. Die Veranstaltung gilt als das größte Laientreffen der Kirche in Deutschland. Ausrichter sind das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das Bistum Münster.
Bundespräsident Steinmeier begrüßte beim Eröffnungsgottesdienst christliche Großveranstaltungen wie den Katholikentag: „Diese Tage sind Feste des Glaubens und damit Kraftquellen für uns.“ Gleichzeitig konfrontierten sie Christen mit der Frage nach der Relevanz der Kirche und des Glaubens in der Gesellschaft.
Langfristiger Friede „jedenfalls nicht wahrscheinlicher geworden“
Steinmeier streifte kurz die Tagespolitik. Er kritisierte die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen. Mit diesem am Dienstag bekanntgegebenen Vorstoß sei ein langfristiger Friede im Nahen Osten „jedenfalls nicht wahrscheinlicher geworden“. Die Spirale der Eskalation drehe sich dadurch weiter. Die Friedensdiplomatie hätte einen „schweren Rückschlag erlitten“. Genau diese Diplomatie brauche es aber.
Der Bundespräsident sprach sich zudem für eine „Ökumene unter Christen“ aus. Die Ökumene von Protestanten und Katholiken sei keine Nebensächlichkeit. Nur so könne der Gesellschaft ein Zeugnis einer glaubwürdigen Gemeinschaft gezeigt werden.
„Bitte um Offenheit für weiteres ökumenisches Zusammenwachsen“
„Als bekennender evangelischer Christ“ sagte er: „Ich bitte um die Offenheit für weiteres ökumenisches Zusammenwachsen.“ Er forderte die Besucher auf, nach Wegen dafür zu suchen, etwa „auch durch gemeinsame Teilnahme am Abendmahl dies zum Ausdruck zu bringen“.
Dass die christliche Geschichte die Kultur des Landes präge, sei für Steinmeier selbstverständlich, ebenso wie, dass Kreuze im öffentlichen Bereich hängen. Er zeigte aber eine Diskrepanz auf, die in Deutschland herrsche: „Das, was am Sonntag im Gottesdienst fehlt, kann das Kreuz im öffentlichen Raum nicht füllen.“ Die Trennung von Kirche und Staat sei eine der „segensreichen und friedensbringenden Errungenschaften, die wir haben“. Der Staat dürfe Religion nicht zum Instrument machen.
Die aktuelle Debatte um Antisemitismus in Deutschland bewegt auch den Bundespräsidenten. „Bei uns soll kein Jude Angst haben müssen, eine Kippa zu tragen.“ Antisemitismus müsse mit allen Mitteln bekämpft werden. Damit sich Juden in der Bundesrepublik zu Hause fühlen, „ist es unsere Verantwortung, dafür zu sorgen“. Jeder solle in Deutschland frei leben und glauben dürfen – „aber ohne Machtanspruch“. Steinmeier sei überzeugt: „Frieden ist möglich – nach innen und nach außen.“
Laschet: Signal gegen Populismus senden
Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, lobte zur Eröffnung des Katholikentag das Motto „Suche Frieden“. Es passe perfekt in das aktuelle Weltgeschehen. Der Leitsatz „trifft es, wie man es kaum besser treffen kann“. Etwa in Syrien oder im Nahen Osten herrschten Unruhen. „Man denkt jeden Tag, die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Die katholische Laienveranstaltung könne auf Fragen zum Weltgeschehen und zum Frieden „Antworten geben“.
In Münster fand vor wenigen Wochen eine Amokfahrt mit drei Todesopfern statt.Dieses Geschehen hätten bestimmte Kreise direkt für ihre politische Agenda benutzt, obwohl noch keine gesicherten Fakten zu der Tat bekannt waren. Laschet erklärte: „Wenn aus Münster das Signal ausgeht: Wir lassen uns das nicht gefallen, dient das unserer Gesellschaft und dem ganzen Land.“
„Wer Frieden sucht, wird ihn nicht alleine finden“
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, gedachte dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges, der vor 400 Jahren in Münster ausbrach, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg mit Millionen von Toten. Frieden zu suchen, sei nicht einfach, das verlange einen Einsatz. „Wer Frieden sucht, wird ihn nicht alleine finden.“ Sternberg begrüßte die Idee, Frieden gemeinsam zu suchen, auch mit einem „Ja zu Europa“. Christen hätten einen gemeinsamen Maßstab. „Wir wollen Frieden für alle“ – etwa für Flüchtlinge, für Arme, Alte und Schwache, für die Ungeborenen.
„Münsteraner Manifest“ fordert Respekt und Gerechtigkeit
Das ZdK verabschiedete am Dienstag ein „Münsteraner Manifest“. In diesem fordert die Vereinigung Respekt und Vertrauen für die Demokratie im Land, den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, die Solidarität mit den Ärmsten weltweit und den Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung ein. Darin heißt es: „Ein konstruktives und friedliches Miteinander kann nur erreicht werden, wenn Respekt, Vertrauen und die gegenseitige Anerkennung der jeweils Anderen, die sich in ihrer Lebensweise, ihrem religiösen Bekenntnis und ihrer Herkunft unterscheiden, selbstverständlich sind und von allen geachtet werden.“
Bei der Pressekonferenz am Mittwoch erklärte Sternberg: „Der Katholikentag wird eine klare Manifestation gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit in unseren Land, für die Bereitschaft der Christen zu Solidarität, Toleranz und Verantwortungsbereitschaft.“
Papst Franziskus erklärte in einer Botschaft an den Katholikentag, er wünsche sich, dass das Treffen ein großes Fest des Glaubens wird und ein weit sichtbares Zeichen für den Frieden. Es gebe derzeit kein wichtigeres Thema in der öffentlichen Debatte über Religion als das Problem von Fanatismus und Gewaltbereitschaft.
Der Katholikentag vom 9. bis 13. Mai in Münster erwartet mehr als 50.000 Dauerbesucher und rund 21.000 Tagesteilnehmer. Das sind laut dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken die meisten Besucher seit dem als „historisch“ bezeichneten Katholikentag 1990 kurz nach dem Fall der Mauer.
In eigener Sache: Auch der Christliche Medienverbund KEP ist zu Gast auf dem Katholikentag. Besuchen Sie uns an unserem Stand MM-03 in der Medienmeile. Nehmen Sie sich ein aktuelles Heft des Christlichen Medienmagazins pro gratis mit und kommen Sie mit unseren Mitarbeitern ins Gespräch.
Von: Martina Blatt