Eine Woche nach dem Angriff auf einen jungen Israeli in Berlin hat die Jüdische Gemeinde für den Mittwochabend zu einer Kundgebung unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ aufgerufen. Auch in anderen Städten sind ähnlich lautende Veranstaltungen geplant. Die Teilnehmer sollen bei den Kundgebungen ihre Solidarität zu jüdischen Mitbürgern in Deutschland durch das Tragen einer Kippa ausdrücken, der traditionellen religiösen Kopfbedeckung der Juden. Bei der Kundgebung in Berlin am Mittwoch werden unter anderen der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprechen.
Zu der laufenden Debatte um wachsenden Antisemitismus in Deutschland und der Aktion „Berlin trägt Kippa“, hat der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Uwe Heimowski, am Mittwoch auf Anfrage von pro erklärt: „Die Aktion ist wichtig. Wir benötigen Symbole, mit denen wir uns deutlich und erkennbar solidarisieren mit Opfern von Gewalt oder Antisemitismus.“ Heimowski befürchtet aber, dass kippatragende Juden nach dieser Aktion wieder allein dastehen und keine Rückendeckung erfahren. „Vor wenigen Tagen hat der Zentralrat der Juden sogar davor gewarnt, Kippa zu tragen. Weil es zu gefährlich ist.“ Heimowski erteilte jeder Form von Gewalt und Ausgrenzung grundsätzlich eine Absage. „Antisemitismus geht überhaupt nicht“, erklärte der Politikbeauftragte. Gerade Christen stünden gegenüber Juden in einer Verpflichtung, sowohl theologisch als auch historisch. „Jede Stimme gegen Antisemitismus muss Gehör finden“, erklärte Heimowski.
Soziale Medien zur Solidaritätsbekundung nutzen
Christen sollten ihre Solidarität mit jüdischen Mitbürgern zeigen, indem sie sich an derartigen Aktionen beteiligten, forderte der DEA-Politikbeauftragte. Christen könnten ihre Solidarität mit Juden auch dadurch ausdrücken, dass sie entsprechende Nachrichten und Informationen bei Facebook teilten, in jüdische Restaurants gingen, die Gemeinschaft mit Juden pflegten und mit anderen darüber sprächen. „Aber auch, indem wir immer gegen Antisemitismus die Stimme erheben.“
Heimowski bedauert, dass Antisemitismus vermehrt in einem „neuen Gewand in Form von Israelkritik“ daherkomme. „Dieser Antisemitismus nähert sich nicht mehr sachlich dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, sondern schiebt die Schuld einseitig den Israelis zu. Auch da müssen wir als Christen unsere Stimme erheben.“ Nicht alles, was Israel tue, müssten Christen gut finden. „Aber es kann nicht sein, dass über vermeintliche Menschenrechtsverletzungen alles, was jüdisch ist, in Frage gestellt wird“, erklärte Heimowski.
Klare Kante gegen Antisemitismus im Parlament
Heimowski begrüßte die Einsetzung des Antisemismusbeauftragten durch die Bundesregierung und glaubt nicht, dass es einer bestimmten Fraktionsinitiative gegen Antisemitismus bedürfe. Viele Politiker aus unterschiedlichen Fraktionen engagierten sich im Kampf gegen Antisemitismus. „Es braucht Parlamentarier aus allen Fraktionen, die ein ganz deutliches Zeichen gegen Antisemitismus setzen“, erklärte der DEA Politikbeauftragte. Bei dem Übergriff auf einen 21-jährigen Israeli und seinen Freund am 17. April wurden diese durch Arabisch sprechende Männer antisemitisch beschimpft. Einer schlug sogar mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein. Der Vorfall in Berlin hatte die öffentlichen Debatte über wachsenden Antisemitismus in Deutschland erneut befeuert.
Von: Norbert Schäfer