2017 hat der Brockhaus-Verlag die Bibel für Frauen und für Männer veröffentlicht. Die Farb- und Themenwahl der Bücher haben dazu geführt, dass sie für den „Goldenen Zaunpfahl“ nominiert wurden. Der Negativpreis wird nach Angaben der Initiatoren für „absurde Auswüchse des Gender-Marketing“ verliehen.
Die früher übliche Sitzordnung und Trennung der Geschlechter in den Kirchen ist längst überwunden. Die Bibeln für zwei verschiedene Geschlechter des SCM-R.-Brockhaus-Verlag hätten diese Zeiten seit März 2017 wieder in Erinnerung gerufen, finden die Initiatoren in ihrer Pressemitteilung. Sie sind irritiert von zwei verschiedenen Bibeln, „eine für Männer und eine für Frauen, die unterschiedlichen, sich bisweilen widersprechenden Interessen und Bedürfnisse von Kindern, Eltern und Unternehmen, einen Dialog, der die Erkenntnisse aktueller Forschung berücksichtigt“. Deftigere Worte findet das Onlineportal „ze.tt“, das die Bibel als „versandkostenfrei lieferbaren Sexismus“ bezeichnet.
„Eigentlich sollte es den Preis nicht brauchen“
Bei den fünf Nominierungen würden aus Sicht der Initiatoren Rollenbilder befeuert, die schon längst überwunden schienen. Neben der Bibel für Frauen wurde ein Werbeprospekt des Spielzeugherstellers Sigikid, eine Werbung für Grill-Artikel von Edeka, ein Experimentierkasten von Barbie sowie der Herbstkatalog des Spielwarenherstellers Jako-0 nominiert.
Mitinitiatorin Almut Schnerring hält die Nominierungen für Beispiele, die einen Rückschritt bei der Gleichberechtigung darstellten. Jeder Nutzer konnte Vorschläge per Mail, Twitter oder Facebook einreichen: „Eigentlich ist es unser Ziel, uns selbst abzuschaffen, denn es sollte so einen Preis gar nicht brauchen“, wünscht sich Schnerring. Am Mittwoch solle der Vorschlag gekürt werden, „der plump, altbacken und unreflektiert, einengende Rollenbilder reproduziert“.
Einer der Herausgeber der Bibel für Männer, Rüdiger Jope vom SCM-Bundesverlag, kritisierte die Berichte über die Bibel für Männer. Kaum ein Journalist habe sich die Mühe gemacht, in das Buch hinein zuschauen und niemand habe sich für die Berichterstattung mit den Herausgebern in Verbindung gesetzt. Jope widerprach der Darstellung, dass es in der Bibel für Männer darum gehe, konservative Rollenbilder zu transportieren. Die Nominierung für den „Goldenen Zaunpfahl“ wertete er aber als positives Zeichen, denn die Bibel habe es damit in viele überregionale Medien geschafft.
Initiatoren des Preises sind Anke Domscheit-Berg, Almut Schnerring und Sascha Verlan. Sie kritisieren die aktuelle Werbepraxis und appellieren an die Unternehmen in ihrer Werbung Gendermarketing zu unterbinden. Stereotype Werbung dürfe das gesellschaftliche Bild nicht prägen. Diese Stereotypen dienten lediglich der Gewinnmaximierung. Ziel müssten intelligentere und innovativere Strategien zur Vermarktung ihrer Produkte sein.
Der Preis wurde 2017 erstmals verliehen. Preisträger im letzten Jahr waren die Verlage Pons und Klett Lerntraining und die beiden Lese-Lernbücher für Mädchen in Pink mit Handrührgerät und Pferde- und Prinzessinnengeschichten sowie für Jungs in Blau mit Außerirdischen und Piraten. Die Vorauswahl für die Verleihung am Mittwoch hatte eine 7-köpfige Jury aus über 140 Einreichungen ausgewählt.
Von: Johannes Weil
Eine Antwort
Was für eine bescheuerte Geschichte…so viel zu Toleranz und Gleichberechtigung.
Ich hoffe wirklich, dass die Reichweite die die Bibel dadurch bekommt einige Menschen bewegt eine zu kaufen! (und sie auch zu lesen)