Der Verlag der Francke-Buchhandlung feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Theophil Krawielitzki, Direktor des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes (DGD) in Marburg, gründet den Verlag am 1. Juli 1918 unter dem Namen „Reichsverlag“. Der Pfarrer will die Schriften seiner Missionsarbeit über Büchertische der Diakonissen-Mutterhäuser und dem Buchmarkt veröffentlichen.
1936 heißt der Verlag „Spener-Verlag“, benannt nach dem Theologen und Pietisten Philipp Jacob Spener, der im 17. Jahrhundert wirkte. In der DDR besteht der Verlag eigenständig unter dem Schutz der Evangelischen Kirche weiter fort, während sich die westdeutschen Filialen nun „Francke-Buchhandlungen“ und „Verlag der Francke-Buchhandlung“ nennen. Dabei ist es bis heute geblieben. Namensgeber ist August Hermann Francke, der evangelische Theologe, Pädagoge, Kirchenlieddichter und Pietist im 18. Jahrhundert, dessen Ziel die Verbreitung der Bibel war.
Ein Buch hat die Ehe verändert
Die meisten Leser sind heute Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Sie interessieren sich vor allem für die christlichen Romane, die aus dem Englischen übersetzt werden. Verkaufsschlager ist jedoch ein Sachbuch. Von den „5 Sprachen der Liebe“ des amerikanischen Autors und Beziehungsberaters Gary Chapman hat der Verlag bislang mehr als 700.000 Exemplare in 30 Auflagen verkauft, sagt Geschäftsführer Klaus Meiß.
Seine Frau hat das Buch lektoriert. Es war ihr erstes, als sie 1993 beim Verlag anfing. „Das Buch hat auch unsere Ehe verändert“, sagt Anne-Ruth Meiß heute. Beide kennen nun die Stärken und Gaben des Partners besser. Eigentlich wollten die beiden Lehrer werden. Aber als sie ihr Studium beendet hatten, wurden hessenweit keine Lehrer eingestellt und so fingen beide beim DGD an.
Klaus Meiß war dort zunächst Lehrer an der Evangelischen Hochschule Tabor, danach leitete er das Marburger Bibelseminar. Seine Frau ging direkt zum Francke-Verlag und übernahm dort bald die inhaltliche Leitung. „Die Geschäftsführung wollte ich nie übernehmen, einfach um wegen der Kinder flexibel zu bleiben“, sagt sie. Deshalb hat Ehemann Klaus das neben der Leitung des Seminars übernommen. Sie macht die Bücher und Produkte, die „den Glauben an Gott wecken und wachsen lassen“, wie er sagt. Er sorgt dafür, dass das Geld in die Verlagskasse kommt, und kümmert sich um Organisatorisches und Verträge.
Die Digitalisierung ist auch bei Francke ein Thema. Mehr als 300 eBooks, vor allem Romane, sind bereits im Programm. „Der christliche Buchhandel kämpft mit den Internetriesen“, sagt Meiß. Deshalb stellt eine Verlagskooperation im Frühjahr die Datenbank „dakobus“ christlichen Buchhändlern zur Verfügung. Die müssen dann Produkte nicht mehr manuell erfassen und können Kos-ten senken. In der christlichen Szene lohne sich strenge Konkurrenz nicht, sagt Meiß. „Kleine Verlage werden dazugekauft, um die Umsätze auf gesunde Füße zu stellen.“ Francke hat deshalb 2017 zusammen mit dem Kawohl Verlag die Alpha-Buchhandlungskette, den Brunnen-Verlag und den Dienstleister für christliche Medien, ChrisMedia, erworben.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe 1/2018 des Christlichen Medienmagazins pro. Bestellen Sie pro kostenlos und unverbindlich unter Telefon 06441-915-151, per E-Mail an info@kep.de oder online.
Von: Norbert Schäfer