Anlässlich der neu entflammten Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht, setzt sich Frauenrechtlerin Alice Schwarzer mit einem Kommentar in der Tageszeitung Die Welt dafür ein, Fundamentalismus zu ächten. Dazu zählt sie den Islamismus, aber auch den Evangelikalismus.
Sie schreibt: „Der ideologische Missbrauch von Religionen ist keine muslimische Spezialität.“ Bis heute gebe es auch im Christentum solche Strömungen, „zum Beispiel die der Evangelikalen“. Sie seien der ausschlaggebende Faktor für die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gewesen. „Auch ihr Credo ist der fundamentale Unterschied zwischen den Geschlechtern und die Unterwerfung von Gesellschaft und Staat unter ihre ‚Gottesgesetze‘“, heißt es in dem Text, und weiter: „Die Evangelikalen sind heute unter anderem in Schwarzafrika und Osteuropa in der Offensive. Sie werden auch in Westeuropa nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
„Islamverbände sind Brustätte des Islamismus“
An der Debatte über die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland kritisiert sie, dass beide Positionen Menschen aus dem christlichen oder islamischen Kulturkreis auf ihre Religion reduzierten. „Glaube aber sollte Privatsache sein, nicht mehr als ein Faktor von vielen bei Prägung und Sitten von Menschen“, schreibt Schwarzer. Gläubige wie nichtgläubige Muslime gehörten „selbstverständlich“ zu Deutschland.
Eine Demokratie müsse an der Seite aufgeklärter und friedlicher Muslime stehen und ihnen behilflich sein, den Islam vom Islamismus zu befreien. Leider führten Kirchen und Politik aber vor allem einen Dialog mit fundamentalistischen Muslimen. „Die Brutstätten des Islamismus sind orthodoxe bis radikale Moscheen und Islamverbände“, schreibt Schwarzer.
Von: Anna Lutz