Der 58-jährige Yonghae Kim ist Jesuitenpater in Seoul, der 40-Jährige Christian Bode evangelischer Pfarrer in Holzminden. Gemeinsam begleiten sie die deutsche Paralympic-Mannschaft seelsorgerlich. Bode findet es wichtig, dass in Situationen von Höchstleistung und Druck jemand Externes an ihrer Seite ist. Er bemängelt gegenüber den Potsdamer Neuesten Nachrichten ein System, in dem sonst keiner Zeit für die Athleten hat oder sie sich nimmt.
Als Theologe sei er da, um Gespräche zu führen. Im paralympischen Dorf biete er Gottesdienste an. Dabei spiele vor allem das Thema Druck eine wichtige Rolle, weil viele Athleten über Jahre auf den Moment hingearbeitet hätten: „Es geht darum, den Sportlern das Gefühl zu geben, dass wir das mittragen.“ Die intensiven Eindrücke vor Ort würden Sportler oft erst nach dem Ende der Spiele verarbeiten.
Trauer, Frust und Scheitern aushalten
Er wolle keine Ratschläge geben, sondern Anteil nehmen und Verständnis zeigen: „Wenn die Bodenwelle über Sieg oder Niederlage entschieden hat. Wenn es mit dem Gold nicht geklappt hat, braucht es keine schlauen Bibelverse, sondern ein offenes Ohr, eine herzliche Umarmung oder eine starke Schulter. Einfach Träne, Trauer, Frust, Scheitern aushalten“, sagt Bode.
Der christliche Glaube könne helfen, Sieg und Niederlage zu verarbeiten. Als Theologe sehe er sich aber nicht in der Rolle eines Heilsbringers. „Wenn mich jemand darum bittet, bete ich auch für Gold. Und dafür, dass jemand in dem richtigen Moment seine Leistungen abrufen kann. Wenn es dann auch noch klappt – und es am Ende heißt, weil ich dafür gebetet habe: großartig!“
Auch das Thema Doping spiele eine Rolle. Kirche sei hier gut beraten, eigene ethische Grundsätze einzubringen. Seinem katholischen Pendant Yonghae Kim ist es wichtig, die Botschaft zu verkünden: „Ich bin bei euch“. Er ergänzt: „Mein Eindruck ist, die Athleten haben zu viel Konkurrenzdenken. Es sollte ein Raum für Freundschaft gelassen werden, um einen Austausch für die Kulturen zuzulassen.“ Dafür sei kaum Gelegenheit, auch wenn dies enorm wichtig sei.
Von: Johannes Weil