Wer fasten will, sollte bis zum Beginn der Fastenzeit eine Bestandsaufnahme machen, zu welcher Sache er Nein sagen kann. Das hat der österreichische Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger erklärt. Am sinnvollsten sei es, auf etwas zu verzichten, das man gar nicht brauche und was persönlich belastet, sagte der Pater am Freitag bei der Kirchenmesse Gloria in Augsburg. Der Geistliche schreibt täglich die Kolumne „Hing‘schaut und g‘sund g‘lebt“ in der auflagenstärksten österreichischen Boulevardtageszeitung, die Kronen Zeitung.
Er führte Fett und Alkohol als Beispiele an. Sie belasteten nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Dieser werde „zugedröhnt“. Beim Alkohol sei dies offensichtlich, beim Genuss und Verdauen von Fett benötige die Leber Energie, die dann bei der Kraft für Konzentration fehle. Übersättigung führe zu Gleichgültigkeit und Trägheit. „Oalles is wurscht, wenn man zuo vie Wurscht isst“, sagte der Kräuterpfarrer in österreichischer Mundart. Der Verzicht auf Alkohol und Fett werde den Geist freimachen.
Beim Fasten spüre man auch einmal Hunger – und somit „das Wesentliche“. Dies wolle der Teufel verhindern, erklärt der Geistliche. Deswegen habe er Jesus in der Wüste versucht. Der Teufel wolle nicht, „dass wir uns auf das Wesentliche besinnen“.
„Segnen als Waffe gegen Wut und Zorn“
Egal ob man auf Fett oder Schimpfen über andere Personen in der Fastenzeit verzichtet: Felsinger empfiehlt, die „Latte nicht zu hoch zu hängen“. „Wir können aus unserer Haut nur schwerlich heraus.“ Sage sich ein Mensch los, über andere schlecht zu reden, sollte er trotzdem nicht anstreben, „der barmherzige Samariter“ zu sein.
Sinnvoll sei es, seine Feinde zu segnen. In dem Falle müsse derjenige nicht dem anderen in die Augen schauen, wenn er noch nicht dazu bereit ist. Segne man eine Person, mit der man nur schlecht zurecht kommt – etwa immer abends vor dem Schlafengehen –, löse sich nach und nach etwas in einem, schilderte der Pater. So könne früher oder später ein zweiter Schritt in Richtung Versöhnung folgen. Das Segnen sei eine Waffe gegen Wut und Zorn, da es ganz im Inneren ansetze. Für den Ansatz mit dem Segnen müsse man demütig werden. Gott könne aber genau dadurch wirken. Diese innere Haltung verändere langfristig etwas in demjenigen, der segnet.
Ziel der Fastenzeit: Auferstehung Jesu, nicht das Abnehmen
Zum Fasten gehöre zudem, „dass wir Zeugnis geben dürfen und uns zu Jesus bekennen“. Ein Fastender kann seinen Mitmenschen seine Motivation erläutern, nicht in Stolz, sondern mit Demut. Es sei als Christ auch gestattet, „Nein zu sagen“. Das Bekenntnis zu Jesus Christus bedürfe es, „wenn es gefordert ist“.
Eine weitere Empfehlung des Kräuterpastors ist: „Sie sollten aus dem Fasten keinen Sport machen.“ Stattdessen gehöre zum Fasten die Erkenntnis, dass sich Jesus für uns erniedrigt habe. Das Ziel am Ende der Fastenzeit seien nicht die zwei Kilo, die der Betroffene abgenommen hat oder „ein freier Geist“, erklärte der Österreicher. Das Ziel sei der Fokus auf Ostern: „Christus ist auferstanden.“
Bittere Kräuter zum Entschlacken
Der Pater empfiehlt in der Fastenzeit besonders bittere Kräuter. Diese minderten den Speichelfluss, hülfen der Verdauung und der Entschlackung. Etwa Löwenzahn habe diese Eigenschaften. Sogar beim Nutzen der Kräuter könne man demütig sein und kein exotisches Kraut kaufen, sondern Löwenzahn oder Gänseblümchen einsetzen, die vor der Haustür wachsen. Hier schwingen bei dem Kräuterpastor auch die Gedanken mit: „Muss ich Produkte nutzen, die die Welt ausbeuten?“ oder „Kann ich auf Produkte verzichten, die nicht die Schöpfung geschaffen hat?“ Weitere Kräuter, die der Geistliche Fastenden rät, sind gelber Steinklee, der sei wichtig für die Lymphe, oder Birkenblätter zur Entschlackung. Melisse beruhige.
Man solle den Gaumen erziehen. Gerbstoffe seien nicht unbedingt wohlschmeckend, aber sie hätten gute Eigenschaften. Von großen Bäumen könne man die Knospen essen, da sie viele Vitamine hätten, etwa von der Linde, der Birke, der Buche, vom Ahorn oder vom Apfelbaum. Bei kleinen Bäumen sollte man auf das Essen der Knospen verzichten, da die Gewächse weniger Knospen haben. Es sei wichtig, gut zu kauen, weil Nährstoffe der Heilkräuter schon über die Mundschleimhaut aufgenommen würden und wirken könnten.
Für Menschen, die den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Angewohnheiten testen wollen, empfiehlt der Pater Teilfasten. Man solle sich fragen: Was tut meinem Körper gut? So könnten Interessierte etwa mehrere Tage lang hintereinander einen frisch gepressten Apfelsaft trinken. Dieser entschlacke. Oder sie verzichteten eine kurze Zeit lang auf Alkohol oder entrümpelten ihren Schreibtisch.
Von: Martina Blatt