Der Streit um die richtige Formulierung des Vaterunsers wird im Ton schärfer: In der Bild am Sonntag forderte der Journalist und katholische Theologe Alexander Görlach nun gar die Absetzung des katholischen Kirchenoberhaupts. „Der Papst ist den Herausforderungen seines Amtes nicht gewachsen“, zitiert ihn die Zeitung. Deshalb bleibe nichts anderes übrig, als ihn aus diesem zu entfernen.
Papst Franziskus hatte gefordert, die Formulierung des Vaterunsers von „Führe uns nicht in Versuchung“ zu ändern. „Dieses Mal hat der Papst eine Linie überschritten“, sagte Görlach dazu. Er bezeichnete den Papst als Populisten, wenn auch einen guten: „Alle Populisten sind Vereinfacher. Das wird Franziskus nun zum Verhängnis, denn niemand kann sich, auch nicht der Heilige Vater, einen einfachen Gott zurechtbasteln, wie er ihm gerade passt.“ Die Kritiker des Papstes forderte er zum Handeln auf. „Im Kirchenstaat gibt es genügend Leute, die das Walten Franziskus’ schon lange mit großer Sorge betrachten. Sie müssen nun handeln, um schweren Schaden von der Kirche abzuwenden.“
Bistümer stellen sich gegen Papst
Eine Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter den 27 deutschen Bistümern ergab, dass keines den Vorschlag des Papstes gut heißt. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte bereits, er erkenne in Sachen Vaterunser keinen Handlungsbedarf.
In einem Interview des italienischen Fernsehsenders TV2000 sagte der Papst Anfang Dezember, die Formulierung „Führe uns nicht in Versuchung“, wie es etwa im Italienischen und im Deutschen im Vaterunser heißt, sei keine gute Übersetzung. „Ein Vater tut so etwas nicht“, sagte Franziskus. „Ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan.“ Besser wäre die Übersetzung „Lass mich nicht in Versuchung geraten“.
Von: Anna Lutz