Mehrere ARD-Sender haben angekündigt, die Konzerte des britischen Musikers Roger Waters nicht mehr zu präsentieren und zu übertragen. Die Senderverantwortlichen reagierten damit auf Antisemitismus-Vorwürfe gegen den Künstler. Der Pink-Floyd-Mitbgegründer hat in der Vergangenheit andere Künstler und Bands zum Israel-Boykott aufgerufen.
Die Konzerte sind für den Juni 2018 in mehreren Städten, darunter Köln und Berlin, geplant. Der WDR kündigte am Samstag als Erster das Ende der Zusammenarbeit an. Ihm folgten bis Montag nach ARD-Angaben der NDR, SWR, BR und RBB. In den Mitteilungen von WDR und RBB hieß es, die Sender wollen damit ein Signal des Verstehens an die jüdischen Gemeinden senden. Zuvor hatte der WDR Waters einen „Weltverbesserer“ genannt.
Erfolgreiche Petition
Der Absage des WDR war eine Petition der Kölnerin Malca Goldstein-Wolf vorausgegangen, berichtet die Bild-Zeitung. „Will der WDR tatsächlich das neue ,Kauft nicht bei Juden‘ unterstützen? Und dann auch noch mit öffentlich-rechtlichen Mitteln?“, fragte sie in der Petition, die dem Bericht zufolge 1.300 Unterzeichner gefunden hat.
Auch die Wochenzeitung Jüdische Allgemeine hatte in einem Kommentar die Unterstützung des WDR für Waters kritisiert. Die ursprünglich geplante Zusammenarbeit „passt zum Profil eines Senders, der sich in letzter Zeit bei den Themen Antisemitismus und Antizionismus selbst in die Kontroverse gebracht hat“, schrieb Kolumnist Michael Wullinger. Er spielte damit auf die Debatte um die Antisemitismus-Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt“ an.
Lieberberg: Absage ist lächerlich
Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg kritisierte hingegen die Absage der Sender. Diese sei „absolut lächerlich“, sagte er der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“. Zwischen der persönlichen Meinung und der künstlerischen Arbeit müsse unterschieden werden. Er selbst lehne Israel-Boykott ab, betonte Lieberberg.
Roger Waters zählt zu den bekanntesten Unterstützern der Israel-Boykott-Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen). Der Künstler hat in der Vergangenheit mehrmals während seiner Konzerte Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen lassen. Zudem verglich er Israel mit Nazi-Deutschland: Anstatt der Juden damals seien heute Palästinenser die Opfer. Er übt ferner Druck auf Künstler aus, die in Israel auftreten, wie zuletzt auf die britische Band Radiohead, die am 19. Juli ein Konzert in Tel Aviv gab.
Von: Daniel Frick